Nokia – das ist noch lange nicht das Ende!

Kolleg/innen in und um Bochum sind in Aufruhr. Sie kämpfen
um die Arbeitsplätze bei Nokia! Die Nachricht saß wie ein Faustschlag! Der
finnische Handy-Hersteller Nokia will sein Werk in Bochum schließen und die
ganze Belegschaft entlassen. Ein Werk in Rumänien, das die Produktion
übernehmen soll, ist schon fertig gestellt und produktionsbereit. Jahrelang hat
der Nokia-Konzern staatliche Subventionen des Landes NRW dafür eingestrichen,
dass er Leute beschäftigt. Jetzt hat er billigere Arbeitskräfte in Rumänien im
Auge.
Das Kapital kennt keinerlei Verpflichtung gegenüber den von
ihm ausgebeuteten Menschen! Der Spruch von der Standorttreue dient nur dazu,
die Kolleg/innen von jedem Widerstand gegen das Kapital abzuhalten. Für das
Kapital selbst gibt es so etwas und andere moralische Ansprüche nicht. Es kennt
nur eine Verpflichtung: dort eingesetzt zu werden, wo es am profitträchtigsten
ist: und das ist für Nokia jetzt in Rumänien.
Inzwischen tobt der Abwehrkampf der Nokia-Belegschaft,
unterstützt von einer immer größeren Solidaritätsbewegung. Immer Mehr
Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, Eintelpersonen, Organisationen und
Gruppen solidarisieren sich. Eine äußerst kritische Debatte ist darüber
entbrannt, wie der Kampf gegen die Schließung und um den Erhalt der
Arbeitsplätze zu führen ist. Streik und Besetzung oder Menschenkette um das
Werk und Verhandlungen ohne jede Machtposition.
Der Gewerkschaftsapparat um IG-Metall-Boss Bertold Huber und
die Landesregierung tun alles, um das Aufbrechen eines militanten Kampfes zu
verhindern. Alle gemeinsam gegen das Kapital, aber nicht gemeinsam mit Typen
wie dem Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers (CDU), und
anderen Vertretern des Kapitals!
Diese Politiker des Kapitals kommen jetzt hervor, schimpfen demagogisch
über die „Subventions-Heuschrecken“ und drohen heuchlerisch damit, die
staatlichen Subventionen, die sie bewilligt und bereitwillig den Kapitalherren
in den Rachen geworfen haben, zurückzufordern. Doch drohen heißt noch lange
nicht, dass es auch wahr gemacht wird. Ihnen fehlen sowohl die rechtlichen
Möglichkeiten als auch jeder ernste Wille dazu.
Den kämpfenden Nokia Kolleg/innen helfen dergleichen politische
Intrigen überhaupt nicht. Sie sollen auf diese Weise lediglich besänftigt,
gespalten, verunsichert und vom entschiedenen Kampf abgehalten werden. Sie
brauchen unsere Solidarität, die Solidarität der ganzen arbeitenden Klasse, bei
jedem Kampfschritt, den sie unternehmen, egal ob es Demonstrationen oder
Menschenketten sind, vor allem aber, wenn sie in den Streik treten oder ihr
Werk besetzen – nach unserer Überzeugung die einzigen wirklich wirksamen
Schritte, um die Nokia-Kapitalisten unter Druck zu setzen.
Wir leben im Kapitalismus. Es gilt das Motto: „Wer zahlt
schafft an“. Und die gewaltigen Geldmittel besitzen die kapitalistischen Konzerne:
Mal werden willfährige Betriebsräte ausgehalten wie bei VW und Siemens, mal
Politiker oder Gutachter, so genannte „unabhängige Wissenschaftler“ bestochen.
Übrigens: Es ist ja interessant, dass gerade die Produktion
von Handys staatlich gefördert wird, obwohl bekannt ist, dass die
Mobilfunkstrahlung gesundheitsschädliche Auswirkungen haben kann. Da wundert
einen nicht, dass Deutschland weltweit einen der höchsten Grenzwerte für
Mobilfunkstrahlung hat. Und trotzdem: trotz aller staatlichen Hilfen wandert Nokia
ab nach Rumänien.
Ist das ein Fehler im System? Nein, das System selbst ist
der Fehler, ein System, das auf Markt, Profit, Wettbewerb, Globalisierung,
Krieg aufgebaut ist. Eben der Kapitalismus! Weg damit, kämpfen wir gegen ihn
und für den Sozialismus! Jeder militante Kampf gegen die Zumutungen des
Kapitals ist eine wichtige Schule im Kampf für den Sozialismus! So lange Kapitalismus
herrscht, wird es noch viele Nokias geben!

S.N.

Dokumentiert:

IG Metall Vertrauensleute Festo AG
& Co Esslingen 18.01.2008

Solidaritätserklärung mit der Bochumer Nokia-Belegschaft

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir haben von der beabsichtigten
Schließung Eures Werkes in Bochum gehört. Dadurch sollen bei Euch über 2300
Arbeitsplätze und bei Zulieferern nochmals 2000 Arbeitsplätze vernichtet
werden. Ein großer Teil der Betroffenen sind Frauen. Für Bochum sind diese
Pläne eine Katastrophe.
Noch um die Weihnachtszeit herum
musstet Ihr Sonderschichten fahren, jetzt kommt für Euch unvermittelt die
Ankündigung, das Werk zu schließen und die Fertigung nach Cluj in Rumänien und
Komárom in Ungarn zu verlagern. Mit dem fadenscheinigen „Argument“
der „Sicherung von Arbeitsplätzen“ wurden Euch in den letzten Jahren
in erster Linie Zugeständnisse abgepresst. Auch bei uns soll die Belegschaft
mit der Begründung: „Investitionen im Ausland sichern Arbeitsplätze im
Inland“ gespalten und vom Kampf um ihre Arbeitsplätze abgehalten werden.
Wie bei Euch geht es auch bei uns den Vorständen nur um höhere Profite, der
Mensch zählt nichts.
Führende Politiker heucheln jetzt
ihre „Empörung“ angesichts des „Mißbrauchs“ von weit über
60 Millionen Euro Fördergeldern durch den Konzern – dabei wurde diese Abzocke
ja gerade durch die herrschenden Parteien erst möglich gemacht.
Mit diesen Politikern kann es keine
Gemeinsamkeit geben – mit anderen Belegschaften schon! 2004 hat mit den Opel
Kollegen schon einmal eine Bochumer Belegschaft ein Signal gesetzt und den
Plänen des Opel-Vorstandes einen Strich durch die Rechnung gemacht. Für den
damaligen Opelstreik konnten wir Vertrauensleute bei Festo über 1000 Euro unter
unseren Kollegen sammeln und in die Solidaritätskasse überweisen. An dieses
Beispiel gilt es anzuknüpfen, unsere Solidarität ist Euch sicher!

Kampf um jeden Arbeitsplatz auf
Kosten der Nokia-Profite!

Mit solidarischen Grüßen,

Im Auftrag der IG Metall
Vertrauensleute bei der Festo AG & Co Esslingen:

Heidi Lange

Andreas Loistl

Thomas Trüten