Trauer um Werner Pfennig (25.2.1937 – 29.1.2008)

Der Gewerkschafter und Antifaschist Werner Pfennig ist tot.

Am 29. Januar 2008 verstarb nach kurzer schwerer Krankheit
im Alter von 70 Jahren der Vorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Werner
Pfennig.
Als Kind erlebte die Schrecken des imperialistischen Krieges
und der Nazidiktatur in seinem familiären Umfeld. Seine lebenslang eindeutige
Haltung gegen Faschismus und Krieg wurde durch diese Erfahrungen begründet.
Als Schriftsetzerlehrling wurde er mit sechzehn Jahren
Mitglied der IG Druck und Papier, einer Gewerkschaft, die für eine
antifaschistische Orientierung, für eine soziale und politische Alternative zur
Adenauer-Administration eintrat. Als politisch bewusster Gewerkschafter wirkte
er in der außerparlamentarischen Opposition und der 68er Bewegung mit.
Anfang der 70er Jahre war er Lehrer an der gewerkschaftliche
Bildungsstätte in Springen. Später arbeitete er hauptamtlich im Hauptvorstand
der IG Druck und Papier.
 Große Anerkennung erwarb er sich bei seinen Kollegen und in
der Gewerkschaft als gewählter Landesbezirksvorsitzender der IG DruPa in
Baden-Württemberg und später im geschäftsführenden Hauptvorstand der IG Medien.
Er verband tarifliche Auseinandersetzungen überzeugend mit gesellschaftspolitischen
Fragen.

Stets ergriff er in aller Klarheit Partei gegen den Krieg
und für die antifaschistische Sache. In einer fulminanten Rede auf dem 15.
ordentlichen Bundeskongress des DGB im Juni 1994 prangerte er
Fremdenfeindlichkeit und die Diskriminierung von ausländischen Mitbürgern an.
Er erinnerte an den Brandanschlag in Solingen und kritisierte die Reaktion der
Bundesregierung, das Asylrecht abzuschaffen, statt politisch gegen Rassismus
vorzugehen.
Er rief auf zu betrieblichen und gesellschaftlichen Aktionen
gegen Rassismus, Intoleranz und Neofaschismus. „Wir müssen jetzt aktiv
handeln in einem breiten demokratischen Bündnis, damit wir zu einer
demokratische Lebens- und Arbeitsform in unserem Land kommen“.
1995 ging Werner Pfennig in den Ruhestand. Diesen nutzte er
– neben vielfältigen ehrenamtlichen Aufgaben in seiner Gewerkschaft – für ein entschlossenes
Engagement in der VVN-BdA. Als gewählter Landessprecher und als Bundessprecher
war er auf zahlreichen Veranstaltungen, auf Kundgebungen und Demonstrationen,
in Fachgesprächen und Podien als profilierter Antifaschist präsent. Ungezählt
sind seine Auftritte bei Aktionen gegen Naziaufmärsche, in den Protesten der
Friedensbewegung gegen die Militarisierung der Bundesrepublik und ihrer
Außenpolitik.
In diesen Jahren unterstützte er die Vereinigung der antifaschistischen Verbände in Ost und West. Als es nach
dem Einigungskongress darum ging, zwei gleichberechtigte Vorsitzende zu wählen,
stellte sich Werner Pfennig als Vertreter der alten VVN-BdA zur Verfügung.
Maßgeblich gestaltete er im vergangenen Jahr die Kampagne
„NoNPD“, die zu einer gesellschaftlichen Debatte und
Auseinandersetzung führte. Er hatte großen Anteil daran, dass das ehrgeizige
Ziel von 100.000 Unterschriften im November 2007 weit übertroffen werden
konnte.

Alle Kämpfer/innen für gesellschaftlichen Fortschritt, für
den Sozialismus und gegen Reaktion und Faschismus und Krieg werden seine
politisch klaren, von Erfahrungen getragenen, leidenschaftlichen und streitbaren
Beiträge vermissen. Wir werden ihn nicht vergessen.

Die Trauerfeier findet am Dienstag, dem 5. Februar um 13 Uhr in Stuttgart auf dem Pragfriedhof (an der Heilbronner Str.) statt.


 Statt Blumen bitten die Angehörigen und die VVN-BdA um Spenden für die VVN-BdA, Kto 2119748 (BLZ 60050101)