Korrespondenz: Personal- und Lohnabbau beim Chiphersteller Micronas in Freiburg

Stellenabbau bei micronasZur Jahresmitte 2005 wurden fast alle Führungspositionen
beim größten privaten Arbeitgeber in Freiburg neu besetzt. Die ausdrückliche
Weisung an das neue Personal war eine deutliche Senkung der Lohnkosten sowie
ein allgemeiner Beschäftigungsabbau. Die Bilanz kann sich nach drei Jahren aus
Sicht der Kapitalseite durchaus sehen lassen. Für die dort beschäftigten
Kollegen sieht sie allerdings weniger erfreulich aus.

Nächstes Jahr soll wieder Profit gemacht werden und das soll
auch so bleiben. Durchgesetzt wurde dies mit einer Mischung aus subtilen und
offen brutalen Maßnahmen. Der Widerstand der IG Metall und des Betriebsrats
hielt sich in engen Grenzen und beschränkte sich auf verbale Proteste.

Die Belegschaft hatte die Zeche zu zahlen für die
Fehlinvestitionen der letzten Jahre, bei denen dreistellige Millionenbeträge in
den Sand gesetzt wurden.

        
Ende 2005 wurden 200 befristet Beschäftigte vor die
Alternative gestellt, als Leiharbeiter weiter beschäftigt oder entlassen zu
werden .

        
Im Herbst 2007 wurden in einem Sanierungsprogramm
beschlossen, 150 Stellen „sozial verträglich“ abzubauen.

Neben diesen beiden Maßnahmen, die die Beschäftigtenzahl von
ursprünglich 1800 auf jetzt ca. 1500 reduzierte, wurden zusätzlich nach dem
Motto „Kleinvieh macht auch Mist“ eine Vielzahl kleiner Maßnahmen durchgeführt,
um den Beschäftigten einen Teil ihres Lohnes aus der Tasche zu ziehen:

        
Die Abschaffung des Werksbusses für Pendler aus dem
Elsass.

        
Die Erhöhung der Essenspreise in der Kantine auf ein
„kostendeckendes Niveau“, d.h. eine deutliche Erhöhung.

        
Die starke Reduzierung beim betriebsärztlichen Dienst
(Arbeitssicherheit).

        
Den Leiharbeitern wurde „versehentlich“ zu viel Geld
für das Kanitnenessen berechnet und das ca. 1,5 Jahre lang.

        
Leiharbeiter wurden „versehentlich“ in eine zu niedrige
Lohngruppe eingestuft.

Diese direkt sich auf den Arbeitslohn auswirkenden Maßnahmen
wurden ergänzt durch verstärkte Arbeitshetze. So müssen beispielsweise immer
weniger Personen immer mehr Anlagen bedienen, die immer schneller laufen. Um
die „Arbeitsmoral“ weiter aufrecht zu erhalten, wird regelmäßig damit gedroht,
die Produktion nach Fernost zu verlegen.

Leider hat es bisher gegen diesen Lohnraub wenig offenen
Widerstand gegeben, obwohl die Stimmung unter den Kollegen sehr schlecht ist.
Ähnliches ist auch in vielen anderen Bereichen zu beobachten, wo Vergleichbares
passiert.

Eine wichtige Aufgabe ist es, den Kollegen die lähmende
Angst zu nehmen, um ihre Interessen mit der gleichen Rücksichtslosigkeit zu
verfolgen, wie dies die Kapitalseite tut.

Ein Kollege von Micronas