Einmal Big Mac mit Pommes und Ausbeutung, macht drei fünfzig bitte!

„Weltbürger mit Verantwortung“, so preist sich McDonalds auf seiner Homepage. Das Unternehmen lobt sich dafür, Umweltschutz und soziale Verantwortung groß zu schreiben. Dass die Realität bei der umsatzstärksten Fast-Food-Kette der Welt ganz anders aussieht wird lieber verschwiegen. „Ständig schreit uns der Filialleiter an schneller zu arbeiten, wem’s nicht passt, dass Überstunden, die Arbeit in der Nachtschichten oder an Feiertagen nicht bezahlt werden, könne ja gern kündigen“, berichtet Mitarbeiter Adi Hoxha aus Eidelstedt. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) deckte auf, dass McDonald gezielt Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus einstellt, um niedrigere Löhne und schlechtere Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Menschen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus, die versuchen sich zu wehren und gewerkschaftlich zu organisieren, können leichter eingeschüchtert werden, da ihre Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland oftmals an die Bedingung, Arbeit zu haben, geknüpft ist. Wer einen Betriebsrat gründen will, wird unter Vorwänden gekündigt. Dabei nimmt der Konzern, der weltweit 3,5 Mrd. Dollar Gewinn im Jahr einfährt, auch gern mal ganze Völker in Sippenhaft: So kam vor einigen Jahren ans Licht, dass der Konzern die interne Anweisung ausgegeben hat keine Pakistaner mehr einzustellen, da ihre Landsleute versucht hatten eine Betriebsratswahl durchzuführen. Die miserablen Arbeitsbedingungen bei McDonalds in Deutschland werden noch übertroffen von den Produktionsbedingungen bei den Zulieferbetrieben im Ausland. Mensch, Tier und Umwelt werden für den Profit des Unternehmens rücksichtslos ausgebeutet. Bauern werden von ihren Grundstücken verdrängt und der Regenwald abgeholzt, um Platz für die riesigen Rinderherden und genmanipulierten Agrarfelder zu schaffen.

Die hier aufgeführten Argumente bilden nur einen kleinen Teil von Dingen, die an McDonalds zu kritisieren sind. Die Strategie Kinder schon im möglichst jungen Alter an das McDonalds Essen zu gewöhnen um eine lebenslange Abhängigkeit zu erreichen oder der Einsatz von Kinderarbeitern in Indien für die Figuren im „Happy Meal“, sind weitere Punkte auf der langen Anklageliste. Somit stellt sich die Frage, sollte der 22,8 Mrd. Dollar Umsatz machende Konzern boykottiert werden?


Vom Sinn und Unsinn des Boykotts

Traurig aber wahr: Die Bedingungen bei McDonalds sind nicht die Ausnahme sondern die Regel im Kapitalismus. Immer wieder kommen einzelne Fälle besonders schlechter Arbeitsbedingungen bei einzelnen Konzernen ans Licht. So steht der Discounter Lidl für Kameraüberwachung und das Verbot von Toilettengängen. Coca-Cola ist bekannt für die Ermordung von Gewerkschaftern in Kolumbien und im mittelständischen Cafe Omas Apotheke, schräg gegenüber vom neuen McDonalds im Sternschanzenbahnhof, sind die Löhne genauso gering wie bei McDonalds, die Chefs genauso unfreundlich und die Arbeitszeiten von bis zu vierzehn Stunden genauso beschissen. Betriebsräte und gewerkschaftliche Organisierung sind bei allen Dreien selbstverständlich nicht gerne gesehen. Was die Betreiber von McDonalds, Coca-Cola und Cafe Omas Apotheke eint ist, dass sie unter den Bedingungen der kapitalistischen Konkurrenz arbeiten. Hohe Löhne und Rücksicht auf die Umwelt mindern den Profit. Wer zu sozial zu seinen Beschäftigten ist wird seine privilegierte Stellung als Kapitalist nicht mehr lange halten können – die Konkurrenz lauert schon. Somit stellt sich die Frage, was durch einen Boykott zu erreichen ist. Möglicherweise können einzelne besonders menschenverachtend agierende Konzerne durch Boykott dazu gebracht etwas mehr auf ihre Beschäftigten und die Umwelt zu achten, schließlich wissen auch die Konzerne, dass ein negatives Image schlecht fürs Geschäft ist. Am grundsätzlichen Mechanismus des Kapitalismus ändert dies aber nichts. Ein Kapitalismus ohne Ausbeutung ist nicht möglich – allerdings ist eine Welt ohne Kapitalismus möglich.

Um nicht falsch verstanden zu werde: Dies heißt nicht, dass ein Boykott von McDonalds falsch ist, er kann Menschen aufklären und zum Nachdenken bringen. Allerdings sollte man sich der begrenzten Möglichkeiten des Boykotts bewusst sein und McDonalds als Symbol des Kapitalismus sehen, nicht als alleiniges Übel. Ebenfalls sollte deutlich werden, dass sich Protestaktionen nicht gegen die MitarbeiterInnen von McDonalds richten, sondern gegen den Konzern selbst.

Gemeinsam kämpfen, gemeinsam diskutieren!

Wir würden uns freuen mit Euch über das Thema McDonalds und den Sinn und Unsinn von Boykott- und Protestkampagnen ins Gespräch zu kommen. Dabei gibt es viel zu diskutieren! Beispielsweise ob McDonalds in der Sternschanze ein Ausdruck einer Umwandlung eines ehemals alternativen Viertels ist, oder ob Proteste vor anderen Filialen nicht genauso sinnvoll wären. Die Fragen, ob es möglich ist durch bewusstes Einkaufen menschen- und umweltfreundlich zu leben, oder ob eine Kritik an McDonalds die Gefahr einer verkürzten Kapitalismuskritik oder des Antiamerikanismus birgt, sind weitere Themen, die wir gerne mit Euch besprechen wollen. Für weitere Diskussionsfragen sind wir natürlich ebenfalls gerne offen.

Diskussion: McDonald und der Kapitalismus.
Mittwoch 29.07.2009, 19 Uhr in der B5 (Brigittenstraße 5, nähe U-Feldstraße/ S-Reeperbahn)

Für Getränke und gesundes Essen wird gesorgt.

Sozialistische Linke – SoL