Frankreich: Sommerseminar bei den Freunden der „Confédération Paysanne“

Das Treffen fand in Livernon (Departement Lot) auf dem Hof „La Terre“ statt, einem Ort des bäuerlichen Sieges im Kampf für den Erhalt der Arbeitsmittel einer Bauernfamilie.

Dieser Kampf, der im Januar 2009 gewonnen wurde, hat acht Jahre gedauert: ein solidarisch geführter gemeinsamer Kampf der Confédération Paysanne und mehrer Vereine (Amis de la Confédération Paysanne, Terre de Lien, Vivre sur les Causses, Pour la Promotion de l’Agriculture sur le Larzac, etc.), um den Bodenspekulanten das Land zu entreißen und die Bauernfamilie auf dem Hof zu halten. Um Widerstand zu erzeugen haben sie eine Grundeigentümer-Gesellschaft gegründet, um die Ländereien zurückzukaufen und den Immobilienspekulanten den Weg zu verbauen.

Der auf dem Hof „La Terre“ wirtschaftende Landwirt hat zur Einleitung des Seminars diesen Kampf erläutert.

Dieses Seminar war mit fast 200 Teilnehmern ein Erfolg, ein Ort intensiver Gespräche und Begegnungen. Sie haben die Freunde der Confédération Paysanne, nationale Delegierte der Confédération und gewerkschaftlich organisierte Bauern zusammengeführt. Diese sind entschlossen, sich aus der Ausbeutung, die ihnen die Luft zum Atmen nimmt, zu befreien,: sie geraten mit den industriellen Monopolen der Nahrungsindustrie und der Finanzen aneinander, welche sich ihres Bodens bemächtigen.

Auch bei den kleinen Bauern wird „delokalisiert“, findet ein Ausverkauf der Böden statt, versucht man, die Arbeitskraft in Konkurrenz zu setzen.

Die Bauern der Confédération Paysanne haben eine Vorstellung von der Landwirtschaft, die sie so erklären: drei kleine Bauernhöfe sind mehr Wert als ein großer; für eine nachhaltige Landwirtschaft mit allen Bauern der Welt zusammen handeln:

– Sie kämpfen für den  Erhalt und die Rückgabe des Bodens, die Verteidigung der kleinen Bauernhöfe,

– sie wollen gesunde und qualitativ gute Lebensmittel herstellen,

– sie sorgen sich um den Erhalt der Umwelt.

Wir haben Landwirte getroffen, die ihren Beruf als Biobauer mit Leidenschaft ausüben, die offen sind für die Kämpfe, die im Lande stattfinden. Ganz natürlich hat die Confédération Paysanne den Kampf der Arbeiter ohne Papiere (sans papiers) unterstützt.

„Die Freunde der Confédération Paysanne“ ist eine Vereinigung von Nicht-Bauern, welche die von der Confédération vertretenen Werte teilt und sich an ihren Kämpfen beteiligt. Sie kämpft gegen das nur auf die Produktivität abzielende Entwicklungsmodell, das sinkende Qualität der Produkte und sinkende Preise der Agrar- und Lebensmittelerzeugnisse nach sich zieht, was in Gesundheitskrisen und im Bauernsterben mündet.

Dieses Sommerseminar hatten das Thema: „Verantwortlich produzieren, verantwortlich konsumieren“. Es gab Gespräche über die Fragen des großflächigen Anbaus, der Viehzucht, des Einsatzes chemischer Mittel, der Chancengleichheit und der Garantien im Handel, über die Frage des Wassers, konkrete Fragen über den Gemüseanbau mit einem ansässigen Bauern, Besichtigungen eines Hofes, weiterverarbeitender Betriebe, Pflege und Haltung von Ziegen…

Die Vereinigung hat konkrete Vorschläge zur Unterstützung der kleinen Landwirte und der Confédération Paysanne gemacht. Um dem Diktat des Großhandels zu begegnen, der den Verbrauchern hohe Preise abverlangt, während er die Produkte zu lächerlichen Tarifen kauft, welche den kleinen Produzenten die Luft abdrücken, schlägt sie die Bildung eines Netzwerks für den Handel mit den Produkten und den Unterhalt kurzer Wege zum Verbraucher mit Hilfe der AMAP vor. (AMAP = Verein für den Beibehalt der bäuerlichen Landwirtschaft)

Sie wird auch in Richtung der Landwirtschaftsschulen tätig, um die Jugend für die biologische Landwirtschaft und den Umweltschutz zu interessieren, denn die Frage der Ökologie ist ein wichtiges Thema.

Die so genannte „konventionelle“ Landwirtschaft, die auf großer Stufenleiter praktiziert und in den Landwirtschaftsschulen gelehrt wird, ist nur auf die Produktivität ausgerichtet und setzt Herbizide, Fungizide, Insektizide, gentechnisch veränderte Organismen und Kunstdünger ein. Sie entspricht den Kriterien der Rentabilität und der Finanzplanung zum Schaden der Qualität der Nahrungsmittel und der Volksgesundheit. Sie entwickelte sich ab Mitte des 20. Jahrhunderts und hat 5.000 Jahre Erfahrung von Generationen von Bauern zunichte gemacht.

Die Massentierhaltungen, von der Nahrungsmittelindustrie unterhalten, sind die größten Verbraucher von Genmais, ihr Fleisch überschwemmt die Regale der Supermärkte und wird zum Preisbrecher. Diese Tierzuchtanstalten sind riesige Umweltverschmutzer und sie verwenden Tierfutter, dessen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt nicht beherrscht wird.

Heute wächst das Bewusstsein über diese Fehlentwicklungen – auch wenn die Landwirtschaft nur für einen kleinen Teil der eingetretenen Katastrophen verantwortlich ist – und die Confédération Paysanne kämpft auf diesem Gebiet. Sie tritt für die biologische Landwirtschaft ein und wird von Wissenschaftlern, die von den Monopolen unabhängig sind, unterstützt: das ist eine ihrer Antworten auf die Auslaugung der Böden und für den Beibehalt der biologischen Vielfalt, für den Schutz der Umwelt und eine gesunde und qualitativ gute Ernährung.

Wir sind von diesem Seminar mit zwei Gewissheiten zurückgekehrt:

Die biologische Landwirtschaft, die von der Confédération Paysanne verteidigt wird, reiht sich ein in den Weg zur Verteidigung der Welt der Arbeiter und kleinen Bauern für eine bessere Welt.

Die Verteidigung der Ökologie kann nur stattfinden, indem man das Übel an der Wurzel packt und die Logik des Strebens nach Höchstprofit, das dem kapitalistischen System innewohnt, durchbricht.

Bericht zweier Teilnehmer

(aus La Forge, Zentralorgan der PCOF, Sept. 2009)    

*) Bauernvereinigung, etwa mit der deutschen ABL (Aktionsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft) zu vergleichen. (Anm. der Red.)