Die Ärzteorganisation IPPNW
lehnt die Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher
Streitkräfte an der ISAF-Truppe in Afghanistan ab. Frieden und
Entwicklung ist nur mit dem Abzug aller ausländischen Militärs aus
Afghanistan zu erreichen. Gleichzeitig muss die zivile Hilfe erheblich
aufgestockt werden. Dem erwarteten militärischen Aufwand von rund 784,7
Millionen Euro für das Jahr 2010 stehen gerade einmal Mittel von 144
Millionen Euro für Stabilisierung und Entwicklung Afghanistans in
diesem Jahr gegenüber. Zudem kritisiert die IPPNW die Strategie der
zivil-militärischen Zusammenarbeit, die das Militär an erster Stelle
führt und damit zivile Helfer sogar gefährdet.
Die
Sicherung und der Ausbau der Gesundheitsversorgung der afghanischen
Bevölkerung hat in den Plänen der Bundesregierung einen geringen
Stellenwert. Laut Regierungsantrag soll der Wiederaufbauprozess „durch
für die afghanische Bevölkerung besonders sichtbare
Stabilisierungsprojekte in den Bereichen Infrastruktur, Basisgesundheit
und Drogenbekämpfung“ unterstützt werden. Das geht nach Ansicht der
IPPNW an dem immensen Investitionsbedarf des Gesundheitssystems von
Afghanistans weit vorbei. Die Ärzteorganisation fordert die
Bundesregierung auf, die finanziellen Mittel zugunsten der zivilen
Aufbauhilfe umzuschichten.
„Die
medizinische Versorgung in Afghanistan nach acht Jahren Krieg ist
verheerend. Rein statistisch kommen auf 10.000 Einwohner zwei Ärzte und
4,2 Krankenhausbetten. Real konzentrieren sich aber 80% der Ärzte, 60%
der Krankenhausbetten und 40% der Apotheken in Kabul. Das bedeutet,
dass etwa ein Drittel der Landbevölkerung keinen Zugang zur
Gesundheitsversorgung hat“, erklärt die IPPNW-Vorsitzende Dr. Angelika
Claußen. Knapp neun Millionen Menschen leiden an Hunger und
Unterernährung. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist mit 46 Jahren
um 20 Jahre kürzer als die in den Nachbarstaaten. Pro Monat ereignen
sich ca. 100 zivile Unfälle durch Minen und Munitionsreste.
Aus
Sicht der IPPNW bedarf es eines konkreten Abzugplanes. Die deutsche
Regierung soll dem Beispiel der Niederlande und Kanadas folgen, die als
NATO-Mitglieder ihren Abzug angekündigt haben. Ein Truppenabzug müsste
verbunden werden mit der Vereinbarung, Wiederaufbauhilfe für das
zerstörte Land zu leisten. Partner auf der afghanischen Seite könnte
zum Beispiel die afghanische Friedens-Jirga sein.
Einen Artikel von Dr. Angelika Claußen zur seelischen Gesundheitssituation der afghanischen Bevölkerung finden Sie hier.
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