Korrespondenz: Zur sogenannten Lutherdekade

Die ständige Präsenz der Kirche und religiöser Themen in Medien und Schulen, Religionsunterricht und Kirchensteuern wäre in Frankreich undenkbar. In der unheilvollen deutschen Geschichte jedoch wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts das Bündnis von evangelischer Kirche, Adel, Staat und Kapital begründet, das die Leistungen der humanistischen Aufklärung zertrampelte. Hier lag auch eine der Wurzeln für Antisemitismus, Nationalismus und imperialistischen Krieg. Mit der Zerstörung der DDR wurde schließlich die Gegentendenz zur deutschen Geschichte, die Trennung von Staat und Kirche, der antifaschistische Konsens usw. aufgehoben und die sozialen Errungenschaften zerstört. Die Kirche und die Sozialdemokratie waren „trojanische Pferde“, welche Illusionen über den Kapitalismus verbreiteten. Nur im Rahmen dieser historischen Entwicklung ist die von der evangelischen Kirche ausgerufene Lutherdekade mit dem damit verbundenen einseitigen Personenkult zu verstehen. Martin Luther, dieser fanatische geistige Brandstifter höchsten Grades hat wortwörtlich zum Massenmord an Hexen, Juden, Muslimen und Bauern aufgerufen, und er forderte Synagogenverbrennungen. Er trug in seiner Wirkung und Nachwirkung erheblich zu den Fehlentwicklungen und Verbrechen der deutschen Geschichte bei. Die evangelische Kirche hat ebenso Hexenverbrennungen durchgeführt wie die katholische Inquisition. Die evangelische Kirche stellte sich schließlich eindeutig hinter Adolf Hitler, – mit Bezug auf Luther! In dem Moment als die Kirche durch ihre Lügen, Dekadenz und Verbrechen begann, sich selbst zu zerstören, kam Luther und rettete die Kirche als Prinzip. Diese Lutherdekade, in Museen, Schulen und Medien massiv beworben, ist als eine für den Kapitalismus symptomatische weltanschauliche Offensive zu verstehen, die sich indirekt auch gegen Bildung und Chancengleichheit richtet. Nicht nur aufgrund ihrer Geschichte, sondern vor allem wegen Ihres nach wie vor konservativen Welt- und Menschenbildes ist es geradezu lächerlich, wenn sich die Kirche irgendwelche progressiven Eigenschaften zuschreibt. Die Kirche ist Teil eines durch und durch unsozialen Systems und hat genau wie dieser Staat keine originellen Lösungen für unsere sozialen und kulturellen Probleme.

Es gilt dies mit klarem atheistischen, humanistischem Standpunkt zu analysieren. Trennung von Kirche und Staat heißt auch:

Religionsunterricht raus aus den Schulen!

Weg mit der Kirchensteuer!

Verteidigt unsere demokratischen Rechte und Freiheiten!

Verteidigt Wissenschaft und Bildung!

Antifaschistische Aufklärung an allen Schulen!

Mehr Lehrer und kleinere Klassen!

Kostenlose, gründliche Bildung und Chancengleichheit für alle!

 

 

Hier ein paar Zitate von Martin Luther:

„Die Juden sind ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes Ding, dass sie 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen…; Man sollte ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecken,… unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien (…) ihre Häuser desgleichen zerbrechen und zerstören.“ (Von den Juden und ihren Lügen, Tomos 8, S. 88ff)

Darum wisse Du, lieber Christ, und Zweifel nichts dran, dass Du, nähest nach dem Teufel keinen bittern, giftigern, heftigern Feind habest, denn einen rechten Juden, der mit Ernst ein Jude sein will.“ (Luther: Handbuch der Judenfrage, S. 182)

„Ich will meinen treuen Rat geben.

Erstlich, dass man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke, und was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, dass kein Mensch einen Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich…

Zum andern, dass man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre. Denn sie treiben eben dasselbige darin, was sie in ihren Schulen treiben …“ (Luther. Handbuch der Judenfrage, S. 233-238)

Luther über Behinderte:

„Wenn man aber von den teufelsähnlichen Kindern erzählt,… so halte ich dafür, dass es wahre Teufel sind.“

Luther über Hexenverfolgung:

„Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen… Es ist ein gerechtes Gesetz, dass sie getötet werden, sie richten viel Schaden an.“ (Predigt von 1526, Weimarer Ausgabe 16, S.551)

Luther über Frauen:

„Der Tod im Kindbett ist nichts weiter als ein Sterben im edlen Werk und Gehorsam Gottes. Ob die Frauen sich aber müde und zuletzt tot tragen, das schadet nichts. Lass sie nur tot tragen, sie sind darum da.“