Korrespondenz: Redebeitrag am offenen Mikrofon der Anti-Atomkundgebung in Halle/Saale

Unter dem Motto “Fukushima ist überall” fand am Montagabend, dem 4.4.11 auf dem Marktplatz in Halle (Saale) erneut eine Demonstration gegen Atomkraft mit ca. 100 Teilnehmer/innen statt. Ein Genosse schickte uns als Korrespondenz seinen Redebeitrag, den er dabei gehalten hat.

Liebe Freunde! Ich möchte hier mal ein bisschen auf die Ursachen von dem ganzen Atomschlammassel eingehen. Die Atomkraft wird betrieben, weil sie Megaprofite bringt. Jedes AKW bringt den Betreibern 1 Mio. Euro pro Tag. Ich fürchte, der kapitalistische Atomstaat wird das bis zum bitteren Ende durchziehen, wenn wir ihn nicht stoppen. Aber viele Ökologen und Grüne scheinen ihr Denken mit einer neuen Version der biblischen Erbsünde zu verbinden. Sie reden ständig von einem abstrakten „Wir“, einer abstrakten Menschheit, von einer vermeintlichen Macht der Verbraucher usw. Karl Marx schrieb, dass der Kapitalismus Menschen und Natur zerstört. Er schrieb im 1. Band des „Kapitals“: „Bei entsprechendem Profit wird Kapital kühn. (…) Für 100% Profit stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß. Für 300% Profit existiert kein Verbrechen, das es nicht riskieren würde, selbst bei Gefahr des Galgens.“ Dieses Prinzip der Profitmaximierung unter den Zwängen der kapitalistischen Konkurrenz sorgt dafür, dass es keinen ökologischen Kapitalismus geben wird. Boliviens Präsident Evo Morales sagte voriges Jahr auf einer Umweltkonferenz: „Entweder der Kapitalismus stirbt oder die Mutter Erde.“ Ich denke, wir müssen uns entscheiden: der Kapitalismus wird trotz seiner akuten Krisenhaftigkeit nicht friedlich von alleine abtreten. Bevor wir im Chaos versinken, können und müssen wir ihn überwinden. Wir brauchen eine Gesellschaft, in der nicht die Banken und Monopolkonzerne und ihre Politiker regieren, die hier ein unglaubliches volkswirtschaftliches Chaos anrichten. Aber ich will auch eine mögliche Alternative benennen: Ich denke, in einer sozialistischen Rätedemokratie mit einer flexiblen demokratischen Planwirtschaft würden die zugleich gesetzgebenden und vollziehenden Räte sichere, saubere und sozial gerechte Formen der Energieversorgung und Volkswirtschaft finden und organisieren. Banken und Energiekonzerne wie EON und RWE wären dann unter der demokratischen Kontrolle der Bevölkerung verstaatlicht. Lasst uns also gemeinsam für die Überwindung dieses unmenschlichen und unvernünftigen Systems kämpfen. Stoppen wir gemeinsam die Atommafia und diesen Atomstaat! Informiert euch umfassend, organisiert euch, gebt niemals auf und bringt nächsten Montag alle eure Freunde mit hierher, damit wir noch viel mehr werden.“

J. aus Halle