Bericht aus Tunesien -2. Teil: Erster legaler Parteitag der Kommunistischen Arbeiterpartei Tunesiens (PCOT)

24.7.11, Tunis. Heute wurden in Arbeitsgruppen intensiv die Parteitagsdokumente durchgearbeitet und Änderungsvorschläge für das Plenum vorbereitet. In der Arbeitsgruppe über die aktuelle politische Lage, an der ich teilnahm, wurde heftig diskutiert. Menschen mit ernsten Gesichtern sind voller Eifer über die vorbereiteten Dokumente gebeugt. Sie studieren jeden Satz. Man sieht, sie kämpfen um den richtigen Weg für Tunesien und für ihre Partei. Und wieder wird deutlich, wie froh sie sind, dass sie endlich frei und ungehindert reden können. Die Zahl derer, die sich zu Wort melden ist groß. Der Leiter der Arbeitsgruppe hat manchmal Mühe, jedem zu seinem Recht zu verhelfen. Im Mittelpunkt steht die veränderte Situation nach der Revolution vom 14. Januar. Immer wieder betont, dass die Revolution nur zur Hälfte erledigt ist, dass man aufpassen und wachsam bleiben muss. Viele Genossinnen und Genossen fordern eindringlich, dass die Partei sich nicht als „die Opposition“ darstellen solle, als die politische Kraft, die nach der ganzen politischen Verantwortung für das Land strebe, die an die Macht und das Land im Interesse der Arbeiterklasse und des Volkes umgestalten, umwälzen wolle. Mit viel Enthusiasmus wurde diskutiert, welche Schritte dafür nun notwendig sind.

Nachmittags wurden die Ergebnisse im Plenum die Ergebnisse und Änderungsvorschläge der Arbeitsgruppen vorgestellt. Auch hier wieder heftiges und ernsthaftes Ringen um den weiteren Weg der Partei. Besonders lebhaft wurde die Diskussion bei dem Thema „Gleiche Rechte für die Frauen“. Die PCOT fordert die vollständige Gleichheit. Jede Diskriminierung und Unterdrückung – auch in der Ehe soll verboten werden und als kriminell gelten. Insbesondere die Frauen beteiligten sich mit voller Energie an der Diskussion um dieses Thema. Sie traten selbstbewusst auf. Eine junge Genossin meinte, die Frauen würden nicht nur Kämpfer gebären, sondern sie seien selbst Kämpferinnen in der Revolution gewesen, sie hätten selbst zahllose Opfer gebracht, um die Diktatur zu stürzen. Diese Frauen sind keine Bittsteller. Sie wissen, was sie können, welche Kraft sie haben. Sie stellen einen hohen Anteil an den Delegierten des Parteitages. Die PCOT ist stolz, dass sie solche Frauen in ihren Reihen hat.