Zeitung“La Forge“, Frankreich: Über die Lage in Mali

Die Liquidierung der djihadistischen Gruppen durch die französische Armee und die Truppen des Tschad von Idriss Deby erfolgt im Rahmen des von Hollande festgelegten Ziels, „den Terrorismus auszulöschen“. Man kann Gruppen Liquidieren, aber wie sich das jeden Tag im Irak, in Afghanistan und anderswo zeigt, kann man nicht ein Phänomen „liquidieren“, das von den Frustrationen und der Wut, die von der Herrschafts- und der Kriegspolitik des Imperialismus hervorgerufen werden.

Das ist eine der Fragen, die in den Diskussionen und Versammlungen, die wir um unsere Beilage über diesen Mali-Krieg organisieren, immer wieder gestellt wird. In dem Artikel, den wir für die Zeitschrift der Internationalen Konferenz marxistisch-leninistischer Parteien und Organisationen „Unity & Struggle“ gemacht haben, sagen wir, dass mit diesem Krieg „die imperialistische Neuaufteilung der Einflusszonen in Afrika unter dem Vorwand des Krieges gegen den Terrorismus sich beschleunigt“….

 

Öffentliche Versammlung in Bordeaux:

 

Auf Einladung eines Organisationskollektivs, darunter unsere Partei, fand am 14. Februar in Bordeaux eine Veranstaltung über die Frage der französischen Invasion in Mali statt. Eingeleitet vom Repräsentanten der Bewegung für Menschen- und Völkerrechte Burkina Fasos (MBDHP) erlaubte sie allen Teilnehmern, ihr Verständnis der Lage in Mali zu bereichern und besser die vom französischen Imperialismus in dieser Region verfolgten Ziele zu verstehen. Die Debatte erlaubte es, die Argumente in die Hand zu bekommen, um die Gründe des Widerstands gegen diese Militärintervention erklären zu können und um für diese Position weitergehend zu werben.

 

Hier die angesprochenen Punkte:

  • in Mali folgte dem französischen Kolonialismus mehr als ein Jahrhundert lang der französische Neokolonialismus, „Francafrique“ genannt;

  • das malische Volk ist bekannt für seine Kampftradition, aber es befindet sich gegenwärtig völlig marginalisiert mangels politischer und gewerkschaftlicher Organisationen und hinreichend starker und selbständiger Vereinigungen, um die Interessen des Volkes und Malis zu verteidigen;

  • die künftige Errichtung eines geostrategischen Horchpostens im Norden, der die Sahara vom Indischen Ozean bis zum Atlantik erfassen wird, durch Frankreich;

  • die Verflechtung und Verstrickung anderer imperialistischer Mächte, zugleich Komplizen und Konkurrenten des französischen Imperialismus: USA, Deutschland, Europa allgemein usw., welche das Verstehen der Situation schwieriger macht;

  • Die Region wird mit Staatsstreichen, Söldner- und/oder Rebellenarmeen, von Waffen-, Diamanten und Drogenhandel überzogen, in die Compaoré (Burkina Faso) und Amadou Toumani Touré, der ehemalige malische Präsident, der von einer Fraktion der Armee davon gejagt wurde, verstrickt sind;

  • Die „Tuareg-Frage“ und die Manipulation Frankreichs gegenüber der MNLA (Azawad), die sich unabhängig von Paris erklärt hat! Die Spaltung Malis in Nord und Süd ist zu befürchten;

  • die wahren Ziele des Krieges wurden lang und breit auf dem Bildschirm dargestellt und kommentiert: Abhängigkeitsbeziehungen der afrikanischen Verantwortlichen von französischen Industriemonopolen wie Bolloré, Bouygues, AREVA und anderer;

  • wie kann eine solche Militärintervention ohne Wissen und Zustimmung des französischen Volkes oder seiner gewählten Vertreter (Abgeordneten) durchgeführt und entschieden werden?

 

Die 5. Republik lässt es zu und Hollande (wie seine Vorgänger) bedienen sich dessen großzügig.

Gerade in diesem Punkt verteidigt die „Front de Gauche“ den Übergang zu einer 6. Republik, wo dies unmöglich sein würde.

Unsere kürzliche Verbreitung der Position der Partei … zeigt, dass die Bevölkerung nicht mit diesem Krieg einverstanden ist, ihn nicht unterstützt und danach verlangt, die Hintergründe zu erfahren.

Wir werden uns bemühen, diese Aufklärungsarbeit zu leisten.

 

Aus: „La Forge“ 03/2012, Zeitung der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs (PCOF)