Buchbesprechung: Am zwölften Tag. Denglers siebter Fall, von Wolfgang Schorlau

Wolfgang Schorlau: Am zwölften Tag

Die Krimis von Wolfgang Schorlau sind immer ein Genuss. Sie sind gut recherchiert, beruhen auf Fakten und mischen sich offensiv in die unerträglichen Verhältnisse in unserer Gesellschaft ein.

In seinem neuen Fall mit dem Privatermittler Dengler nimmt Schorlau die Fleischindustrie ins Visier. Durchsetzt mit Sachinformationen über die gefährlichen und kriminellen Machenschaften der Fleischindustrie entwickelt sich eine dramatische Geschichte. Der Sohn von Dengler ist in einer Gruppe von vier Jugendlichen, die in Ställe aus der Massentierhaltung und in industrielle Schlachthöfe eindringen und dort heimlich die unglaublichen Zustände filmen. Die Jugendlichen entwickeln sich im Verlauf ihrer Enthüllungsarbeit zuerst zu Vegetariern und dann zu Veganern.  In ihren Filmen dokumentieren sie, wie die Puten, Schweine so gezüchtet sind, dass sie sich nicht mehr selber bewegen können, krank werden, sterben, sich gegenseitig anfressen usw. usf. Beschrieben wird auch, dass bei der Massentierhaltung die Tiere in ihren eigenen Exkrementen stehen, diese fressen, voller gefährlicher Keime stecken. Dagegen werden wiederum immer mehr Antibiotika eingesetzt, durch die immer mehr Resistenzen entstehen – also Keime, die nicht mehr mit Antibiotika bekämpft werden können und damit auch für Menschen lebensgefährlich werden. Obwohl dies eigentlich bekannt ist, schafft es die Fleischindustrie mit großangelegten Kampagnen immer wieder, dies zu vertuschen und ihr Fleisch als „gesund“ zu verkaufen. Hinzu kommt, dass nicht nur die Tiere gequält werden, sondern auch die Menschen, die in diesen industriellen Höllen beschäftigt werden. Die Fleischindustrie hat ganz im Stillen, das schon lange realisiert, was nun in anderen Sektoren der Wirtschaft auf Protest stößt: Werkarbeitsverträge. Der überwiegende Teil der Beschäftigten stammt aus Osteuropa und ist über Subunternehmer mit Werkverträgen dort. Obwohl sie festgelegte Arbeit in einer Fleischfabrik machen, gelten sie als „freie Unternehmer“ und kommen auf einen Stundenlohn von 2-3 Euro. Sie sind völlig rechtlos. Sozialversicherung gibt es nicht für sie. Der Staat deckt und unterstützt das mit passenden Gesetzen.

Als die Gruppe von Jugendlichen immer tiefer in dieses mafiöse System eindringt, beginnt sie sich nicht nur mit den Tieren sondern auch mit den ausgebeuteten Menschen zu solidarisieren. Einem der großen Unternehmer der Fleischbranche wird diese Enthüllungsarbeit zu gefährlich. Er beschließt, eine Rockerbande auf die Jugendlichen anzusetzen und sie verschwinden zu lassen. In dem immer brutaler werdenden Kampf müssen einige ihr Leben lassen. Bis zum Schluss steigt die Spannung. Doch den Schluss wollen wir nicht verraten. Es lohnt sich, diesen Krimi zu lesen.

Am zwölften Tag. Denglers siebter Fall, von Wolfgang Schorlau, Köln 2013, Verlag Kiepenheuer & Witsch, ISBN 978-3-462-04547-5, 340 S., 9,99 Euro