Massenmord auf der Leusden

Massenmord auf der Leusden, Ausstellung in Amsterdam

Das Sklavenschiff Leusden ist am 1. Januar 1738 nach sechswöchiger Fahrt vom Hafen Elmina im heutigen Ghana auf dem Weg nach Südamerika. Das Schiff ist zum zehnten Mal auf diesem Weg, immer mit hunderten von Sklaven im Laderaum. Der Kapitän dagegen ist unerfahren, er ist für den gestorbenen Vorgänger eingesprungen. Beim Kurs auf das Land biegt er etwas zu früh ab. Das Schiff sitzt in einer Sandbank fest, die bei Flut nicht sichtbar ist und läuft voll Wasser. Das Land ist nicht weit, aber der Kapitän gibt den Befehl, die Luke zum Frachtraum zuzunageln, in dem in drangvoller Enge 664 Männer, Frauen und Kinder aus Ghana eingepfercht sind. Als die Gefangenen in Todesangst immer wieder gegen die Luke drücken, setzen sich die Seeleute darauf. Die ganze Nacht dauert der Todeskampf der Eingeschlossenen. Die Seeleute hören ungerührt ihre Schreie. Leo Balai, der auf die alten Dokumente stieß und die Ausstellung „Das dunkle Kapitel“ im Schifffahrtsmuseum Amsterdam konzipierte, rätselt über das Motiv dieser grausamen Tat: Hatten die Seeleute Angst um ihr eigenes Leben, wenn sie die Gefangenen an Deck gelassen hätten oder „sollte die Ware auch einfach niemand anderem in die Hände fallen“. Erst am Morgen ist es im Frachtraum still geworden und die Mannschaft steigt in die Rettungsboote.

Weder in Surinam noch in den Niederlanden ist diese grausame Geschichte bisher berichtet worden. Niemand wurde deswegen angeklagt. Es herrschte nur Ärger über den finanziellen Verlust, denn die Gefangenen galten nicht als menschliche Wesen, sondern nur als Waren. Die Mannschaft erhielt sogar eine Belohnung, weil sie den Bordschatz retten konnte.

Die Ausstellung: „Das dunkle Kapitel“ über das Sklavenschiff Leusden läuft noch bis Ende August 2014 im Schifffahrtsmuseum Amsterdam.

www.hetscheepvaartmuseum.nl