Buchbesprechung: Esther Bejarano, Erinnerungen

Esther Bejarano, Erinnerungen

Esther Bejarano wurde am 15 Dezember 1924 geboren. Ihre Familie war musikbegeistert, ihr Vater Kantor und Lehrer der jüdischen Gemeinde in Saarbrücken und später in Ulm. Ihre Eltern lernten sich beim Klavierunterricht kennen und lieben. Auch Esther lernte schon früh Klavier spielen. Das war einer der Glücksfälle, der ihr in höchster Not in Auschwitz das Leben rettete. Es wurden Musikerinnen für das Mädchenorchester gesucht und sie meldete sich. Obwohl sie noch nie Akkordeon gespielt hatte, gelang es ihr, einen Schlager überzeugend zu spielen. Sie musste nun nicht mehr zu den zermürbenden Arbeitseinsätzen, aber das Spielen für die Kameradinnen, die zum Arbeitseinsatz das Lager verlassen mussten und vor allem das Spielen für die ahnungslosen Menschen, die vom Zug direkt ins Gas getrieben wurden, war psychisch sehr belastend für die jungen Mädchen. Dazu kam, dass Esther durch die mangelhafte Ernährung in Auschwitz schwer erkrankte. Sie ergriff deshalb die Chance, sich für ein anderes Konzentrationslager zu melden, weil sie eine nichtjüdische Großmutter hatte. In Ravensbrück hätte sie die schwere Zwangsarbeit auch nicht lange ertragen, aber sie konnte sich zur Zwangsarbeit bei Siemens melden. Sie überstand das Lager und den Todesmarsch.

Danach wollte sie so schnell wie möglich aus Deutschland weg und wanderte nach Palästina aus. Auch dort gab es Zeiten für sie, die nicht leicht waren. Weil sie in einem Arbeiterchor sang, der auch bei den Weltjugendfestival in Prag auftrat. Der Aufenthalt in Palästina wurde für Esther und ihren Mann Nissim immer unangenehmer, einerseits wegen rechtsorientierter Mitglieder auch in ihrem Chor und in der Zigarrenfabrik, in der sie zeitweise arbeitete aber vor allem, weil Nissim als Pazifist an keinem Krieg mehr teilnehmen wollte.

So entschieden sie sich schweren Herzens, in die BRD, das Land der Täter zurückzukehren. Sie lebt bis heute in Hamburg und tritt gegen Nazis auf, liest in Schulen und singt mit der Microphone-Mafia Lieder gegen rechts.

Im Buch „Erinnerungen“ von Esther Bejarano wird ihr bisheriges Leben eindrucksvoll geschildert. Das Buch ist zudem mit zahlreichen Dokumenten und Fotos versehen. Auf einer DVD, die dem Buch beigelegt ist, wird in einem 43 minütigen Film das Leben von Esther Bejarano, ihre Musik, ihre Arbeit mit Jugendlichen, ihr engagierter Einsatz gegen Nazis dargestellt. Das harte, aber erfüllte Leben von Esther Bejarano ist ermutigend und anspornend.

Esther Bejarano: Erinnerungen, 208 Seiten mit DVD, Laika-Verlag, ISBN: 978-3-944233-04-8, 21 Euro