Antikriegstag in Stuttgart – rund 450 Menschen gedenken der Opfer von Krieg und Faschismus.

Antikriegs 2018 in Stuttgart

Der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschist/innen VVN/BDA hatten aufgerufen und rund 450 kamen. 450 Menschen gedachten des brutalen Beginns des II. Weltkrieges. Auf den Tag vor 79 Jahren begann er auf persönlichen Befehl Hitlers mit der Bombardierung der polnischen Festung Westerplatte bei Danzig durch die gewaltigen Doppel-Geschütze des deutschen Ausbildungs-Kreuzers „Schleswig Holstein“.

Aus einem breiten linken Spektrum kamen die Demonstrant/innen. Für den DGB begrüßte Philipp Vollrath, Vorsitzender des DGB-Stadtverbands Stuttgart die Anwesenden. Bevor Martin Kunzmann, Landesvorsitzender DGB Baden-Württemberg, die Hauptrede begann, gab es antifaschistische und Antikriegslieder, temperamentvoll zur Gitarre vorgetragen von Michael Hecht.

Im Vordergrund der Reden standen die immer heftigeren aktuellen Kriege, die Dramen der weltweiten millionenfachen Flucht sowie vor allem die Empörung und der Protest gegen das Erstarken und die Pogrome der Rechten und heutigen Nazis. Natürlich waren die Ereignisse der letzten Tage in Dresden und Chemnitz Thema.

Ilse Kestin, Landessprecherin der VVN, verurteilte unter lautem Beifall, in aller Deutlichkeit die Polizei-Übergriffe gegen eine Soli-Demo wegen der pogromartigen Übergriffe von Rechten und Nazis in Chemnitz am Mittwochabend 29. August 2018) in Stuttgart. Insbesondere prangerte sie die Gewalt  eines Polizisten – schon wieder ein Übergriff! – gegen Janka Kluge an, die baden-württembergische Landesgeschäftsführerin der VVN/BDA.

Einen starken Akzent setzen Aktivistinnen und Aktivisten des Offenen Bündnisses gegen Krieg und Militarismus (OTKM). Mit einem Straßentheater klärten sie auf über die mörderische Politik der EU und der anderen imperialistischen Mächte gegen Geflüchtete im Mittelmeer: Ein kleines Schlauchboot von „LifeLine“-Helferinnen, ihre anrührende Debatte im Boot, die sich von einem idealistischen Humanismus bis zur Erkenntnis des brutalen imperialistischen Systems fort-entwickelt, zynisch brutal aufgebracht und festgenommen von einem Schiff der Frontex, das Elend und die Unterdrückung in Seehofers AnKER-Zentren – längst aus den berüchtigten Landes-Erstaufnahme-Stellen (LEA) bekannt! – und der Widerstand dagegen.

„Frontex“ grift Retter/innen an

Immer wieder unterstrichen durch Zitate von Brecht oder Originalzitate von Merkel oder Seehofer…

Eindrücklich! Ein Bild für AnKER-Elend und solidarischen Widerstand dagegen

Den Abschluss des Straßentheaters bildeten, im Chor expressiv deklamiert, Verse aus Bertold Brechts „Lob der Dialektik„:

Wer noch lebt, sage nicht: niemals!
Das Sichere ist nicht sicher.
So, wie es ist, bleibt es nicht.
Wenn die Herrschenden gesprochen haben,
Werden die Beherrschten sprechen.
Wer wagt zu sagen: niemals?
An wem liegt es, wenn die Unterdrückung bleibt? An uns.
An wem liegt es, wenn sie zerbrochen wird?
Ebenfalls an uns.
Wer niedergeschlagen wird, erhebe sich!
Wer verloren ist, kämpfe!
Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?
Denn die Besiegten von heute sind die Sieger von morgen,
Und aus Niemals wird: Heute noch!

Danach begrüßte Gökay Sofuoglu, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland die Versammlung in einer kurzen Rede…

Das von Michael Hecht und zahlreichen anderen Anwesenden sehr vielstimmig gesungene Moorsoldaten-Lied von Johann Esser, Wolfgang Langhoff und Rudi Goguel, fast auf den Tag genau vor 85 Jahren im ZwangsarbeitsKZ Esterwegen, in den ersten Tagen des mörderischen Nazi-Terrors entstanden, beendete mit einer starken, aktuellen antifaschistischen Mahnung die Veranstaltung.

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