Daimler: Auf dem Rücken der Kolleg/innen


Nicht wegschnippen lassen, sondern sich wehren

„Freiwillige Abfindung“, Ausbau von 3-Schichten und Kurzarbeit

Bei Daimler geht es rund. Die Kolleg/innen sollen die Folgen der weltweiten Automobilkrise, von Corona und die „Transformation“ tragen.

Hier als Flugblatt zum Ausdrucken: daimler-kl

Untertürkheim:

Seit Anfang Mai rennen die Vorgesetzten herum und bieten ein „freiwilliges Abfindungsprogramm“ an. Rund 4.000 Arbeitsplätze sollen vernichtet werden, die für Kinder und Enkelkinder fehlen werden. Ein Kahlschlag! Und wie „freiwillig“ ist es? Bei vielen geht die Angst um, ihren Job zu verlieren. Wenn da ein bisschen Druck und Seelenmassage durch die Vorgesetzten kommt, dann gehen manche „freiwillig“, weil sie keine Zukunft beim Daimler sehen.

Viele Kolleg/innen wollen nicht weg. Der Stuttgarter Zeitung sagte ein Kollege: „Wir wollen die Abfindungen nicht!“ Bei der Verwaltung soll das Abfindungsprogramm bereits Löcher reißen. Die Verbleibenden müssen diese durch Mehrarbeit stopfen. Daimler spart, während die einen arbeitslos werden und die anderen mehr schuften müssen und unter Druck kommen.

Sindelfingen:

Während in einigen Bereichen ein Drei-Schicht-Betrieb eingeführt wird, weil es so viele Aufträge gibt, wird in anderen Bereichen Kurzarbeit angemeldet. Die Kolleg/innen sind Spielball der Kapitalinteressen. Früher galt Daimler als „sicher“. Heute kann man darüber nur noch lachen. Unsicherheit, Chaos und Angst sind normal geworden.

Kahlschlag

Laut einer Studie des ifo Institutes München im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA) vom 6. Mai 21 sollen von 447.00 Kolleg/innen im Bereich Verbrenner bis Ende 2030 mindestens 215.000 verschwinden. (Die Studie gibt es als PDF: https://www.vda.de/de.html)

Das bedeutet, fast die Hälfte aller Arbeitsplätze in diesem Bereich verschwinden! Eine Riesenkatastrophe – vor allem für die Jugend, der die Zukunft geraubt wird. Ältere Kolleg/innen können sich mit einer Abfindung in die Rente retten. Sie sind froh, wenn sie der Maloche und dem Chaos entfliehen können. Wir gönnen ihnen das! Die Arbeitsplätze sind aber auf nimmer Wiedersehen weg! Aber selbst wenn alle älteren Kolleg/innen, Abfindungsangebote annehmen und gehen, bleiben nach der Studie des ifo-Institutes noch fast 70.000 Arbeitsplätze, die abgebaut werden müssen.

Das spüren die Kolleg/innen mittlerweile jeden Tag! Der Druck steigt! Mittlerweile wird schon Dankbarkeit verlangt, wenn es uns nicht erwischt. Und natürlich wird Mehrarbeit verlangt und der Druck erhöht. Im Rahmen der Standortkonkurrenz werden wir immer wieder zum Verzicht gezwungen. So geht es Runde um Runde – und jedes mal abwärts.

Deshalb brauchen alle in der Industrie eine Perspektive. Angesichts des geplanten massiven Umbaus („Transformation“): Wer Arbeitsplätze erhalten will, braucht statt Rausschmiss den entschiedenen

Kampf um die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich!

Das Kapital sieht nur einen Weg: Aus immer weniger Arbeitskräften immer mehr herausholen und so den Profit erhöhen. Wir alle haben gesehen, wie Daimler in der Krise seinen Gewinn um 50% gegenüber dem Vorjahr gesteigert hat. Dafür haben viele Kolleg/innen kräftige Verluste hinnehmen

müssen.

Während des Kapital eisern diesen Weg geht, gibt es für die Arbeiter und Angestellten eine Alternative! Wenn die Produktivität steigt, dann muss die Arbeitszeit verkürzt werden und der Lohn bleiben. Denn es wird ja durch die steigende Produktivität sogar mehr Wert geschaffen als zuvor.

Hier wird deutlich: Die Interessen des Kapitals und der arbeitenden Menschen stehen sich direkt gegenüber. Denn eine Arbeitszeitverkürzung würde zu Lasten des Profits gehen. Das Kapital jedoch ist im Rahmen der sich verschärfenden internationalen Konkurrenz gezwungen, immer mehr aus den arbeitenden Menschen heraus zu pressen.

Doch so wie das Kapital knüppelhart seine Interessen vertritt, müssen auch wir knüppelhart für unsere Interessen kämpfen! Geschenkt wird uns nichts! Dazu brauchen wir starke, kämpferische Gewerkschaften! Aber auch das wird uns nicht geschenkt. Wir müssen um sie kämpfen! In den Gewerkschaften müssen wir uns dafür einsetzen, dass statt Co-Management entschieden für die 30 Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich gekämpft wird!

Der Kapitalismus kommt an sein Ende

Gerade in der Krise zeigt der Kapitalismus, dass er immer weniger die Bedürfnisse der hart arbeitenden Menschen nach einem sicheren Leben erfüllen kann. Weder kriegen sie und ihre Regierung einen vernünftigen Gesundheitsschutz hin, noch können sie uns und unseren Familien sichere Arbeitsplätze bieten. Während das Kapital seine Profite steigert, sollen wir die

Zeche zahlen.

Wenn wir weltweit herumschauen, dann sehen wir, wie Milliarden Menschen in diesem System um ihr Überleben ringen. Hunger, fehlende medizinische Versorgung, Krieg, Elend – das sind die Ergebnisse der Ausbeutung und des Konkurrenzkampfes.

Ein System, dass nicht in der Lage ist, die grundlegenden Bedürfnisse zu erfüllen und nur einigen wenigen Milliarden-Vermögen ermöglicht, ist nicht unser System. Es muss weg! An die Stelle muss ein Sozialismus treten, der aus den Mängeln und Fehlern der Vergangenheit gelernt hat, in dem die arbeitenden Menschen das Sagen haben!


Nicht wegschnippen lassen! Wie sich wehren, wenn wir gehen sollen?

An die Vorgesetzten: Drückt die Unterschrift nicht gegen Arbeiterin oder Arbeiter, gegen eure Angestellten durch, auch wenn die gar nicht wollen und Ihr vielleicht übermorgen selbst ihnen in die Erwerbslosigkeit nachfolgen sollt. Spielt nicht mit! Stellt Euch vor eure Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!

An alle: Zu einem (Aufhebungs-)Vertrag gehören immer zwei Unterschriften, lasst Euch nicht pressen! Nie sofort unterschreiben. Zeit für Beratung mit Eurer Familie, mit Betriebsrat, Gewerkschaft, mit einem Anwalt muss immer sein!

Für Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellte heißt die Antwort nach sorgfältiger Überlegung: Nein!

Sollen sie dich doch kündigen! Wir können immer dagegen vorm Arbeitsgericht klagen! Dazu ist es die Aufgabe von Betriebsrat und IG Metall, von Kündigung bedrohte Kolleg/innen zu verteidigen! Außerdem: Bei Daimler gelten Kündigungsschutzvereinbarungen! Aufhebungsverträge und Abfindungen wertet die „Arbeitsagentur“ oft als Mitwirkung beim eigenen Arbeitsplatzverlust und können zu Leistungssperren führen!

Deshalb:

* Nie allein in so ein Gespräch! Allein machen sie Dich ein!

* Nehmt immer Betriebsräte, Vertrauenspersonen, Gewerkschafter/innen als Rückhalt und Zeugen mit!

* Organisiert mit euren Vertrauensleuten den gemeinsamen und solidarischen Protest. Gegen die Drohungen helfen Solidarität und Zusammenhalt!

* Stellt willfährige Chefs gemeinsam zur Rede!

* Sucht zur Beratung den Betriebsrat auf!