Anthropozän – ein neues Erdzeitalter?

Aus der Schulzeit weiß hoffentlich noch jede, noch jeder von Euch, dass es in der Geschichte der Erde unterschiedliche Phasen gab wie z. B. das Quartär, das Tertiär, das Pleistozän. Der Abschnitt, in dem wir heute leben, wird als Oligozän bezeichnet.

Nun gibt es seit wenigen Jahrzehnten eine Diskussion darüber, ob “wir” heute nicht in einer neuen Phase leben, die den Namen “Anthropozän” tragen sollte. Anthropos – das ist die altgriechische Bezeichnung für den Menschen. Das wäre dann ein Zeitalter, in dem alle (also die gesamte belebte und unbelebte Natur) vom Menschen (Homo sapiens) beherrscht würde – also von einer einzigen (Tier)Art – das hat es in den 1314 Milliarden Jahren seit dem “Urknall” noch nie gegeben.

Über den zeitlichen Beginn diese Anthropozäns gibt es weit auseinander gehende, z. T. völlig unsinnige Auffassungen – auch unter Wissenschaftlern. So wird als Start etwa das Jahr 1950 genannt und als typisches Merkmal des Anthropozäns die “Beschleunigung” genannt, also z. B. die Warenproduktion nach dem Motto “Je schneller und je mehr – desto besser!”. Diese Auffassung tauchte allerdings nicht erst um 1950 auf, sondern sie kannte schon Friedrich Engels vor etwa 150 Jahren als typisches Merkmal des Wirtschaftssystem, das Ökonomen schon lange vor ihm und Karl Marx als Kapitalismus bezeichneten. Statt von Beschleunigung benutzte Engels für diesen Zustand der Gesellschaft den Vergleich mit dem “Steeplechase”, dem inzwischen erfreulicherweise verbotenen grausamen Pferderennen in England. Das ist verboten – die “Beschleunigung” leider noch nicht. Es gibt noch viel zu tun – packen wir’s an!

Es gibt auch die Auffassung, dass Anthropozän habe vor etwa 200 Jahren begonnen mit der Einführung der Maschinen, als “Industriezeitalter”. Das ist schon etwas einleuchtender. Aber auch das war nur ein weiterreichender Schritt in Richtung Kapitalismus.

Einen Riesensatz in die Vergangenheit macht eine weitere Auffassung, die besagt, als Beginn des Anthropozäns solle man das erste Auftreten des Menschen (Homo sapiens) ansetzen, das wäre dann nach heutigen Stand der Wissenschaft vor etwa 300.000 Jahren gewesen; aber auch das wird noch überboten: Nein, vor 500.000 Jahren. Also ehrlich – um Namensgeber für ein neues Erdzeitalter zu werden, sollte der Mensch doch wenigstens existieren!

Wir halten uns aus diesem Streit um das Geburtsdatum des Anthropozäns heraus, halten aber Überlegungen über die Einführung des Begriffes durchaus für sinnvoll – nur sollten wir dabei vom Inhalt des Begriffes ausgehen. Die Antwort auf die Frage „Ab wann hat der Mensch begonnen, die belebte Umwelt bewusst zu verändern?“ ist recht einfach zu beantworten: Er tat das, als er vom Jagen und Sammeln überging zum Ackerbau und Viehzucht – und das war nach dem heutigen Wissensstand vor etwa 12.000 Jahren. Da begann der Mensch, in die Evolution der für ihn nützlichen Pflanzen und Tiere einzugreifen, sie zu domestizieren. Und dabei gestaltete er auch die Umwelt zu seinem Nutzen um. Und so lange es noch keine “Beschleunigung” und keine Jagd nach Maximalprofiten gab, gab es auch noch keine gezielte Umweltzerstörung, allenfalls durch Unfälle oder durch Unwissen – die Fehler wurde dann versucht zu beheben. Sorgen wir – Atheisten und Gottgläubige – dafür, dass das Erdzeitalter Anthroprozän nicht zum Endzeitalter wird!

Die meisten von uns sind Atheisten aber die Menschen, die an einen Gott glauben, seien darauf hingewiesen: Der Gott der Christen hat ihnen z. B. in der “Genesis” (1. Buch Moses) befohlen: “Macht Euch die Erde untertan!” Er hat ihnen nicht befohlen: “Zerstört die Erde!” Eine zerstörte Erde kann man nicht mehr benutzen…

MH