Stuttgart, 16.7.16: 4.000 bei Demonstration für den Umstieg von Stuttgart 21 zu einem verbesserten Kopfbahnhof

10 Nullen fuer Stuttgart 21

Stuttgart 21 ist wieder in den Schlagzeilen: Eine Kostenexplosion auf mindestens 10 Milliarden Euro, deutlich verspätete Fertigstellung vielleicht bis 2023 oder 2024 oder 2025, endlose Probleme und nicht genehmigte Planungen wie beim Brandschutz. Gemäß dem alten Spruch „Die Ratten verlassen das sinkende Schiff“ musste nun der Bahnmanager Kefer, Technikvorstand der DB, gehen. Mit einer dicken Abfindung ist ihm das sicher leicht gefallen.
Inzwischen ist Stuttgart regelrecht verwüstet. An zahllosen Stellen sind Baugruben. Im Untergrund wird gebohrt was das Zeug hält. Immer mehr Stuttgarter haben die Nase voll: vom Baulärm, von den LKW-Kolonnen mit Bauschutt und Abraum, von Umleitungen, Verkehrsstaus ohne Ende. Die Stadtbahn ist an vielen Stellen unterbrochen. Die S-Bahn fällt wegen der Bauarbeiten ständig aus und hat täglich große Verspätungen. Für die Befürworter des Tiefbahnhofs muss das alles als Argument herhalten, dass nun sowieso alles zu spät ist und man halt durch müsse.
In dieser Situation hat die Bewegung gegen Stuttgart 21 mit großer Resonanz in den Medien ein Alternativkonzept vorgelegt, wie man die bestehenden Baugruben umnutzen, den alten Bahnhof retten und modernisieren sowie die Bahnstrecken verbessern kann. Und alles soll deutlich weniger kosten als der Weiterbau diese Immobilienspekulationsprojektes.
Wie immer hat die Bahn den Vorschlag vom Tisch gewischt, ohne ihn überhaupt richtig zu kennen, geschweige denn solide geprüft zu haben. Doch das Mantra „Alles ist alternativlos!“ zieht nicht mehr. Immer mehr Menschen, darunter bekannte Persönlichkeiten. Bahnexperten, Architekten usw. unterstützen dieses Umstiegskonzept „Kopf 2.0″.
Und die Bewegung hat wieder Fahrt aufgenommen und macht Druck auf der Straße. So versammelten sich am Samstag,dem 16.7.16 rund 4.000 Menschen auf dem Schlossplatz, um nach einer deftigen Kundgebung durch die Innenstadt zu demonstrieren.
Joe Bauer, ein bekannter Journalist, ging in seiner Rede mehrfach auf die Machenschaften der Immobilienspekulanten und ihrer Helfershelfer in der Politik und damit verbundene zunehmende Wohnungsnot in Stuttgart ein. Unter anderem sagte er:
„Zehn Milliarden sind zehntausend Millionen Euro. Das ist die gegenwärtige Summe, die das Immobilienunternehmen Stuttgart 21 verschlingen soll. Und bei dieser Rechnung ist nach oben noch weit mehr Luft als im gesamten total feinverstaubten Kessel.
Unter zehntausend Millionen Euro kann sich kein Mensch etwas vorstellen, der Monat für Monat schauen muss, wie er in dieser Stadt der Spekulanten noch seine Wohnung bezahlen soll – sofern er
eine gefunden hat. Diese Summe mit ihren zehn Nullen muss jedem halbwegs geerdeten Menschen inzwischen derart abstrakt vorkommen, dass er sie nicht mehr realisieren kann…
Die Wahrheit ist: Die Stuttgarter Politik hat sich in all den Jahren der Stuttgart-21-Gier auf den Ausverkauf dieser Stadt konzentriert – auf große Deals mit Investoren, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Menschen und den architektonischen und topografischen Charakter der Stadt.
Wie sehr diese Investoren das Rathaus mitbeherrschen, ist uns nicht erst klar, seit der Finanzbürgermeister Föll den Investor für ein Hochhaus mit dem läppischen Namen Cloud Number Seven öffentlich als „lieber Tobi“ umarmte. Da kommen einem glatt die Tränen der Rührung, wenn man sich vorstellt, wie der liebe Michel von der CDU ergriffen die Viagra-Architektur der Wolke Sieben anhimmelt. Genau dieser Herr Föll ist auch für den Wohnungsbau in Stuttgart zuständig…
Bei dieser Art Immobilienpolitik merken wir, dass das Projekt Stuttgart 21 weiß Gott mit noch ganz anderen Dingen zu tun hat als mit Verkehr. Gleichzeitig zeigt uns die Zunahme der Wohnungsnot symptomatisch die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich. Normalverdiener haben es immer schwerer, eine Wohnung in dieser Stadt zu finden und zu bezahlen. Von den Armen ganz zu schweigen. Davon profitieren immer öfter die völkischen und rassistischen Kräfte. Denn diese Entwicklung fördert den Fremdenhass und das Sündenbock-Denken.“
Bewundernswert – wie nun schon seit Jahren – war auch diesmal die Kreativität und Spontaneität des Widerstandes. Zahllose Plakate nahmen – mal ernst, mal ironisch – die zahllosen Verbrechen bei Stuttgart 21 aufs Korn. Die Demonstration fand großen Anklang. Viele Menschen blieben stehen oder verlangten nach Informationen.
Wir nahmen – ebenfalls wie nun schon seit Jahren – aktiv teil und verteilten unser Flugblatt zum Brexit und eine Einladung zu einer Filmveranstaltung.
Schluss mit Stuttgart 21!
Umstieg auf das Konzept „Kopf 2.0″ jetzt!

Links zu 2 Fotoalben von der Demo:
https://www.dropbox.com/sh/exj1k0gupgl42c9/AAAMhbqWodMtb5IxOnQVEdcda?dl=0
https://picasaweb.google.com/112478480755709713158/6308206876133126577#6308207038594562226