Zur Diskussion gestellt: Gefahren der Gentechnik werden verharmlost

Es gibt einen hervorragenden, zweiteiligen Dokumentarfilm darüber, was verantwortungsvolle Wissenschaftler mit der Gentechnik für die Menschheit leisten könnten: „Unsere Evolution (Das Geheimnis der Gene) – Woher wir kommen – Wohin wir gehen.“ Er hat nur einen Nachteil: ihm fehlt der Untertitel „wenn wir nicht im Kapitalismus lebten.“ Beide Teile sind übrigens bei YouTube zu finden.
– Die größte Gefahr ist nämlich der Zwang der Genindustrie zur Profitmaximierung.
– Die zweitgrößte Gefahr besteht in der Überschreitung der Artgrenzen – wenn also Erbgut einer Art in das Erbgut einer anderen Art gebracht wird. Ein schreckliches Beispiel hierfür ist der AIDS-Erreger HIV – sehr viel spricht dafür, dass er künstlich zusammengesetzt wurde aus einem Teil der RNS des Onco-Virus HTLV-I und des Lentivirus Maedi-Visna (siehe AZ 2015). Eine Vermischung von Erbgut verschiedener Arten wird in der Natur auf vielfältige Weise verhindert – dazu weiter unten mehr.
– Eine Gefahr besteht allerdings auch dann, wenn Menschen aus dem Erbmaterial einer Art etwas entfernen oder arteigenes Material einfügen – dabei tritt keineswegs immer das gewünschte Ergebnis ein.
„Der tägliche Augenschein lehrt“ (so hätte Friedrich Engels diesen Satz begonnen), dass in der Natur eine Vermischung von Erbgut verschiedener Arten vermieden wird. Jeder kann das sehen: Die zahlreichen in der Landschaft vorkommenden Pflanzenarten bestäuben sich nicht untereinander. Sie blühen z.B. zu verschiedenen Zeiten, haben unterschiedliche Lockstoffe und -farben für Insekten usw.; zahllose Gräser, Bäume usw. überlassen ihre Pollenkörner millionenfach dem Wind (der bekanntlich nicht lesen kann) und die landen dann, wenn sie ein Allergiker nicht einschnieft, irgendwo – nur wenige landen auf den weiblichen Organen einer Pflanze derselben Art. Alle anderen gehen zugrunde; ein vom Wind auf die Narbe der Buche verwehtes Pollenkorn der Birke kann die Keimzellen der Buchen nicht befruchten. Für Lebewesen im Wasser gilt dasselbe. Viele Pflanzen, aber auch Tiere geben ihre Ei- bzw. Samenzellen „einfach“ ins Wasser ab; dort treffen – wenn sie nicht gefressen werden – nur ganz wenige der Samenzellen auf die richtige Eizelle und befruchten diese. Wir könnten noch zahlreiche Beispiele anführen, aber wir halten das für überflüssig. Resumée: Ein Verschmelzen artfremden Erbmaterials wird verhindert.
Seit einiger Zeit geistern aber durch die Medien Berichte und „Dokumentationen“, die das Gegenteil behaupten. Für uns ist klar, dass die profitorientierte Genindustrie ein Interesse an solchen Berichten hat – ob sie sie auch finanziell fördert, können wir nicht belegen. Zu unserem Erstaunen mussten wir nun sogar feststellen, dass auch in Artikeln zumindest einer sich kommunistisch verstehenden Organisation, der MLPD, das Märchen von der Artverschmelzung verbreitet wird, statt dass ihm entgegengetreten wird, wie es die Pflicht der Kommunisten ist. Ja, diese „Artverschmelzung“ wird sogar als Triumph der Dialektik angesehen…
Was ist eigentlich eine Art? Nach der in Lehrbüchern übermittelten Definition gehören zu einer Art all diejenigen Individuen, die (1.) miteinander (2.) unter natürlichen Bedingungen (3.) fruchtbare Nachkommen erzeugen.
Eine „Art“ ist also eine Fortpflanzungsgemeinschaft – eine andere Art ist dann eine andere Fortpflanzungsgemeinschaft, zwischen beiden gibt es keinen Austausch von Erbmaterial.
Der wissenschaftlichen Artbeschreibung liegen feste, international seit langem anerkannte Regeln zugrunde, es müssen bestimmte Anforderungen vom Entdecker einer neuen Art erfüllt werden, damit diese neue Art anerkannt wird. Für die Artbeschreibung werden typische Merkmale des äußeren und inneren Körperbaus (Morphologie und Anatomie) zusammengestellt, durch die sich diese Art von anderen spezifisch unterscheidet (latein.: species = Art). Das Material wurde in der Vergangenheit in wochen-, monate- oder gar jahrelangen Expeditionen gesammelt und konserviert – Charles Darwin war z.B. mit dem Forschungsschiff „Beagle“ fünf Jahre unterwegs. Es ist klar, dass die Auswertung erst nach dem Ende der Reise erfolgen konnte und viele Jahre in Anspruch nahm. Auch konnte fast nur „totes Material“ untersucht werden, also kaum Fakten aus dem Leben der Organismen. Das führte z.B. dazu, dass man Männchen und Weibchen so mancher Spinnenart, weil sie sich körperlich stark unterschieden, als zwei eigene Arten beschrieb; später beobachtete man dann, dass die beiden „verschiedenartigen“ Individuen sich paarten, und korrigierte den Irrtum: einer der beiden „Artnamen“ wurde gestrichen. Hinzu kommt noch, dass die unterschiedlichen Umweltbedingungen eine Rolle spielen. So haben Pflanzen derselben Art z.B. im Hochgebirge ein anderes Aussehen als im Flachland; man hielt sie früher für zwei Arten und gab ihnen jeweils eigene Namen; heute weiß man, dass es nur verschiedene Ökotypen einer Art sind.
Es gibt Arten mit einem kleinen, aber auch solche mit einem sehr großen Verbreitungsgebiet. Bei allen Arten gibt es Mutationen, also Veränderungen des Erbgutes. Allgemein bekannt ist, dass jeder Mensch (außer den eineiigen Geschwistern) ein eigenes Genom hat, den „genetischen Fingerabdruck“. Das gilt nicht nur für den Menschen, sondern für alle geschlechtlich erzeugten Individuen aller Pflanzen- und Tierarten – und das sind immerhin etliche Millionen Arten: Alle geschlechtlich erzeugten Individuen sind erblich verschieden. Dieses unterschiedliche Erbmaterial wird dann bei der Befruchtung, also beim Zusammentreffen von Ei- und Samenzelle einer Art neu kombiniert.
Hinzu kommt, dass es überall zeitlich zufällig und in der Auswirkung „ungerichtet“ Mutationen gibt, also spontane Änderungen im Erbgut eines Lebewesens. Hat eine Art ein großes Verbreitungsgebiet, so tritt diese Mutation natürlich nur an einer Stelle auf, an anderen Stellen gibt es andere Mutationen – das Modewort für solche Stellen ist auch hier „Hotspot“. Da in dem großen Verbreitungsgebiet mit z.B. Meeresküste und Gebirge an den einzelnen Stellen unterschiedliche Lebensbedingungen herrschen, überleben in ihnen vor allem diejenigen Individuen, die über die hier geeignetsten Erbanlagen verfügen (Survival of the fittest – Überleben des Fähigsten); unter anderen Bedingungen sind das andere Erbeigenschaften.
Werden Populationen einer Art voneinander getrennt, so kann zwischen ihnen kein Erbmaterial mehr ausgetauscht werden, obwohl sie noch derselben Art angehören. In den Siedlungsgebieten der Populationen finden unterschiedliche Mutationen statt, die Populationen entwickeln sich auseinander. Ein Grundsatz der Dialektik ist das „Umschlagen der Quantität in die Qualität“. Auf unser Beispiel angewendet bedeutet das, dass die zahlenmäßige ( = quantitative) Zunahme der unterschiedlichen Mutationen dazu führt, dass sich die beiden Populationen immer weiter auseinander entwickeln – schließlich soweit, dass bei einem Wiederaufeinandertreffen ein Austausch von Erbmaterial nicht mehr möglich ist: es sind (qualitativ) zwei Arten aus einer entstanden durch Aufhebung der Fortpflanzungsgemeinschaft. Daraus ergibt sich dann, dass eine angebliche Verschmelzung zweier Arten nicht die Dialektik bestätigt, sondern dass sie – wenn es sie wirklich gäbe – die Dialektik widerlegen würde. Wir weisen außerdem darauf hin, dass der hier zugrunde liegende Prozess als Evolution bezeichnet wird – der Begriff kommt aus dem Lateinischen und setzt sich zusammen aus den beiden Worten ex ( = aus) und volution ( = wicklung), zusammen also „Auswicklung“ oder, wie es im Deutschen dann heißt: Entwicklung. Das angebliche Verschmelzen verschiedener „Arten“ müsste dann als „Involution„, als „Einwicklung“ bezeichnet werden; die Artenzahl müsste abnehmen, wenn mehrere Arten sich zu einer einzigen zusammenschließen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Die Artenzahl nimmt ständig zu, oder doch so lange, bis durch die kapitalistische Plünderung der Natur zahlreiche Arten ausgerottet werden – das ist seit etwa 3 Jahrhunderten zunehmend der Fall.
Es gibt einzelne Beispiele für zumindest scheinbar erfolgreiche Kreuzung von Individuen zweier verschiedener Arten. Dafür gibt es mindestens zwei Erklärungen: zum einen kann die bisherige Auffassung, es handele sich um verschiedene Arten, falsch sein. Zum anderen kann es sein, dass die Aufspaltung in zwei Arten noch nicht ganz abgeschlossen ist. Das Ergebnis einer solchen Kreuzung ist immer dasselbe: der Nachwuchs ist im „Kampf ums Dasein“ immer unterlegen und wird deshalb als „Art“ nicht überleben, sondern durch die Selektion ausgemerzt werden, es sei denn… Ja, es sei denn, „der Mensch“ hilft dieser Mischform zu überleben, in freier Wildbahn hat sie keine Chance. Die „Art“ Maultier bzw. Maulesel (Pferd x Esel) kann sich nicht fortpflanzen; sie existiert nur, weil „der Mensch“ die Kreuzung immer wieder neu durchführt.
Ein Ergebnis der angeblichen Artverschmelzung sollst übrigens Du sein, liebe Leserin, lieber Leser! Jawoll, Du bist angeblich ein „Patchwork“ aus verschiedenen „Menschenarten“, die es in der Vergangenheit miteinander getrieben haben: der Homo erectus, der Homo neanderthalensis, ein gewisser „Denisova-Mensch“ – und ein bisschen hat auch der Homo sapiens mitgemischt am „modernen Menschen“, wie Du heute von gewissen Kreisen bezeichnet wirst. „Homo sapiens – einer (!!! – AZ) von uns“ – das war der Titel einer fünfteiligen Fernseh-Dokumentation. Naturwissenschaftlich sind solche Vorstellungen von „Artverschmelzungen“ unhaltbar, sie sind aber Wasser auf die Mühlen der profitgeilen Gentechnik-Industrie! In dem von uns oben angesprochenen Fall sogar rotes Wasser…
Doch im Ernst: wenn die eben genannten Menschenformen tatsächlich miteinander Erbmaterial erfolgreich ausgetauscht haben (Tagebuchaufzeichnungen oder Spannerberichte gibt es darüber nicht), dann bedeutet das, dass sie alle unterschiedliche Formen einer Art waren!
Im Übrigen zeigt sich da auch, dass das Gestammel von Nazis und Rassisten von „Artvermischung“ mit der Realität und der Wissenschaft nichts, aber auch rein gar nichts zu tun hat. Denn da die heute auf der Erde lebenden Menschen (1.) miteinander (2.) unter natürlichen Bedingungen (3.) fruchtbare Nachkommen erzeugen können, gehören sie zu einer Art!