Korrespondenz: Transrapid – Bildungsmisere – Handymast

Demo gegen Transrapid, München, 3. November 2007

Wie reimt sich das zusammen?

Das wurde mir klar, als ich am 3. November bei der Demo
gegen die Magnetschwebebahn mitgegangen bin. In München demonstrierten 13.000
Menschen gegen den von der bayerischen Staatsregierung geplanten und
geförderten Bau einer Transrapid-Strecke vom Hauptbahnhof zum
„Franz-Josef-Strauß“-Flughafen (welch schöner Name?) im Erdinger Moos, gute 37
km. Diese Strecke ist mit Kosten von 1,85 Milliarden Euro eingeplant, wird aber
nach Schätzung der Kritiker eher über 3 Milliarden kosten. Die Planung stammt
nämlich von 2003 (!!!) und bekanntlich fallen die endgültigen Kosten solcher
Mammutprojekte, zumal wenn sie mit Staatsgeldern finanziert werden, immer höher
aus als veranschlagt.

Ich kam mit einem älteren Demoteilnehmer zu sprechen, ein
pensionierter Lehrer, wie sich herausstellte. Er demonstrierte gegen den
Transrapid, weil hier eine Riesensumme Steuergelder verbraten würde, die an den
Schulen fehlte. Er hätte während seiner aktiven Dienstzeit nur immer erlebt,
dass kein Geld da sei, dass gespart werden müsse und dass man Stellen
gestrichen habe. Sogar heute würden an den Universitäten Professorenstellen
gestrichen und einzelne Institute einfach aus Geldmangel geschlossen. Mein Gesprächspartner
brachte noch eine ganze Reihe weiterer Argumente, die ich hier nicht aufzählen
will, unter anderem, dass wir schon längst die Ganztagsschule bräuchten wie in
Finnland (das bei der PISA-Studie sehr gut abgeschnitten habe), aber eben das
Geld dafür fehlte.

Also dieser Zusammenhang ist klar: für Bildung ist kein Geld
da, aber für Siemens und Thyssen, die den Transrapid bauen, und ein par
Baukonzerne, welche die Transrapid-Strecke errichten (im Übrigen ein hässlicher,
waagrechter Balken auf Betonstützen in der Landschaft, soweit die Strecke nicht
unterirdisch – ebenfalls auf Stelzen – verläuft).

Wie hängt aber „Transrapid“ und „Handymast“ zusammen? Nach
den Aussagen des Redners vom Bund Naturschutz auf der Abschlusskundgebung am
Marienplatz handelt es sich bei der Technik, mit der die Magnetschwebebahn
betrieben wird, um eine völlig veraltete Technik – nicht um eine total neue,
bahnbrechende, mit der man die Menschheit jetzt beglücken will. Vor allem
verbraucht ein Zug der Magnetschwebebahn etwa 3-mal so viel Energie als ein Zug
auf normalen Gleisen. Und das wird als zukunftsweisend angepriesen, obwohl alle
Welt von Energiesparen und Klimawandel spricht.

Bei der Mobilfunktechnik – zumindest der, die in Verwendung
ist – ist es fast genauso. Die Technik der hochfrequenten Strahlung ist schon
recht alt. Sie wurde bereits in den 20er und 30er Jahren des vorigen
Jahrhunderts erforscht und angewandt. Und auch die schädlichen Wirkungen dieser
Strahlung auf den menschlichen Organismus sind so lange bekannt. Kapital und
Regierung wissen das und halten trotzdem an den viel zu hohen Grenzwerten für
die Strahlenbelastung fest. Kritische Studien werden  geheim gehalten oder angezweifelt. Warum?
Damit T-Mobile und Vodafone, O² und E-plus sowie die Hersteller der Sendeanlagen
und Handys irre Umsätze machen und Profite einstreichen können. Die neuesten
Handys, die „geilsten“ Klingeltöne, mobil telefonieren im tiefsten
U-Bahn-Schacht, das wird sozusagen als der Technik letzter Schrei verkauft –
damit die Kasse stimmt!

 

Wir, die fortschrittlichen Menschen in diesem Land, wollen
diesen Technikschrott nicht! Das zentrale Motto der Demo gegen den Transrapid
hieß: „Transrapid in die Tonne!“ Ich meine: Handymasten auch und am besten das
ganze veraltete und verkommene System der „freien“ Marktwirtschaft hinterher.

Lasst uns gemeinsam für ein besseres System, den Sozialismus
kämpfen!

S.N.