Gehring-Belegschaft kämpft gegen die Schließung des Werkes!

16.12.09: Kundgebung bei Firma Gehring, Ostfildern Stuttgart, für Erhalt der ArbeitsplätzeRund 400 Kolleginnen und Kollegen der Firma Gehring standen
am 16.12.09 spätnachmittags in Ostfildern Ruit mit Fackeln und Transparenten
vor der Unternehmenszentrale und demonstrierten für die Verteidigung ihrer
Arbeit und ihrer Einkommen. Nachdem die Geschäftführung Ende November
Insolvenzantrag gestellt hat, stehen alle ca. 400 Arbeitsplätze auf dem Spiel!

Heißer Tee und Glühwein wurden gegen die nasse Kälte
ausgeschenkt. Die IG Metall Esslingen hatte auch die Belegschaften anderer
Firmen zur Solidarität aufgerufen, so dass von etlichen anderen Betrieben
Solidaritätsdelegationen teilnahmen. So waren Kolleg/innen von Index, Festo,
Eberspächer, Metabo, Roto-Frank gekommen und erklärten den Gehring-Kolleg/innen
ihre Solidarität. Aber auch von anderen Firmen sah man viele Gesichter!

Von lautem Beifall und Protestrufen unterbrochen, hielten
der Betriebsratsvorsitze von Gehring, Rolf Köhler, und der erste
Bevollmächtigte der IG Metall Esslingen, Sieghard Bender, die Hauptreden. Beide
erhoben schwere Vorwürfe gegen die Chefin von Gehring, Dorothee Stein-Gehring.
Obwohl die IG Metall sich aktiv an der Suche nach Investoren beteiligt hatte,
die der kriselnden Firma Investitionen ermöglichen sollten, wurden diese
Bemühungen laut IG Metall Esslingen „seitens der Geschäftsleitung ignoriert
und verhindert
.“

Obwohl Belegschaft und IG Metall bereits zwei
Sanierungstarifverträge zwecks Rettung der Arbeitsplätze abgeschlossen hatten,
durch welche Kosteneinsparungen von ca. 6,5 Mio. Euro(!) in die Gehring-Kasse
gespült worden waren und 30 Arbeitsplätze verloren gingen(!), kassierte Stein-Gehring
2007 ungerührt als „Auszeichnung“ für ihre „erfolgreiche“ Tätigkeit die
Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg und ließ sich in den Medien
feiern. Besondere Empörung löste auf der Kundgebung die Mitteilung des
Betriebsratsvorsitzenden aus, dass Stein-Gehring in einem Presseinterview
Belegschaft und Betriebrat in unverschämter Weise vorgeworfen hatte, nichts zur
Rettung von Gehring beizutragen. Verlogen sei auch die Behauptung der
Geschäftleitung, die Finanzkrise sei der Grund für den Insolvenzantrag. Der
erste Sanierungstarifvertrag wurde bereits vor 3 Jahren, der zweite vor 2
Jahren abgeschlossen. Verzicht auf das Weihnachtsgeld und die Abtretung des
ERA-Fonds („ERA-Topf“, Besitz der Belegschaft!) an die Firma – diese Verluste
mussten die Gehring-Kolleg/innen bereits hinnehmen.

Bittere Anklagen gegen das Kapital stehen auf den
Transparenten: „Gehring darf nicht
sterben!
“ oder „Familien bangen um ihr Einkommen!“ Die Azubis fragen
desillusioniert: „2006 der Ausbildungspreis! Und 2009??“ Aber auch
kämpferische Parolen gab es: „Gehring –
wir bringen den Stein ins Rollen!
“. „Gehring!“ wurde angesichts der
Milliarden-Sozialhilfen für Banken auf einem Transparent gefragt nach dem „Schutzschirm
für unsere Arbeitsplätze
?“ Die Kundgebung hat aber durch ihre Betonung der
Solidarität den Betroffenen Mut gemacht. Das letzte Wort ist hier noch lange
nicht gesprochen ist! Die kämpfende Gehring-Belegschaft braucht die Solidarität
aller Kolleginnen und Kollegen.

Solidaritätsadressen (und Anfragen) bitte zahlreich an rolf.koehler@gehring.de !

Proteste an die Firmenadresse „Gehring, Geschäftsführung,
Gehringstraße, 73760 Ostfildern“.

Zum Hintergrund:

Obwohl der Maschinenbauer Gehring GmbH & Co. KG in
Ostfildern-Ruit bei Stuttgart fast ein Monopolist auf dem Hon-Maschinen-Markt
ist, hat die Firma am 20. November 2008 Insolvenz-Antrag gestellt. Ein Insolvenzverwalter
hat die Regie bei Gehring übernommen. Konkurrent Nagel steht laut IG Metall
trotz Krise sehr gut da.

Laut Stuttgarter Zeitung beherrschen Gehring und Nagel
zusammen vier Fünftel des Weltmarktes für Honmaschinen, die zur Herstellung
feinster und höchst maßgenauer Oberflächen, speziell in Bohrungen, dienen.

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