Berliner Blutmai 1929

Vor 80 Jahren
wurden in Berlin-Neukölln und -Wedding 32 demonstrierende Kollegen und
Kolleginnen sowie unbeteiligte Bürger/innen von der sogenannten „Schutzpolizei“
ermordet und 80 weitere Demonstranten/-innen mit Schlagstöcken schwer verletzt.
Dieses Ereignis wird seither als Berliner Blutmai bezeichnet.

 

Die
Polizeibüttel handelten auf Anweisung des sozialdemokratischen Innenministers
Albert Grzesinski und des Berliner Polizeipräsidenten Karl Friedrich Zörgiebel.
Diese hatten im Vorfeld die Maidemonstrationen in Berlin verboten, zu der die
KPD und Andere aufgerufen hatten.

Nach der
Demonstration schoss die Polizei auch auf Balkone und Fenster von Wohnhäusern,
wobei sieben Frauen getötet wurden, unter ihnen auch die Sozialdemokratin Elise
Scheibe. Die Polizei verbrauchte rund 11.000 Schuss Munition, was für damalige
Zeiten eine fast unvorstellbare Menge war.

Die KPD
reagierte sofort und so kam es am 2. und 3. Mai zu Proteststreiks in 120
Berliner Betrieben. Keiner der Todesschützen und Verantwortlichen ist vor
Gericht gestellt worden. Stattdessen wurden die mutigen Teilnehmer/innen der
Maidemonstration kriminalisiert, wie wir es ja von heute auch kennen. Die
Arbeiter wurden wegen „schweren Landfriedensbruchs in Tateinheit mit Aufruhr“
angeklagt. Zur Unterstützung und Vorbereitung der Verteidigung gründete der
Strafverteidiger Hans Litten zusammen mit Alfred Döblin, Heinrich Mann und Carl
von Ossietzky einen „Ausschuss zur Untersuchung der Berliner Maivorgänge“.
Von den 1228 Festgenommenen stand nur etwa jeder zehnte direkt oder indirekt
mit der KPD in Verbindung, 89 waren Mitglieder des Rot-Front-Kämpferbundes. Es
kam nur zu 43 Verurteilungen, die Summe aller Strafen belief sich auf etwa 10
Jahre Gefängnis, die höchste Einzelstrafe betrug 9 Monate. Eine amtliche
Untersuchung der Polizeiübergriffe fand nicht statt, kein Polizist wurde
angeklagt.

Der
Hauptverantwortliche der Berliner Polizei, Polizeipräsident Zörgiebel, wurde
nach 1945 SPD-Vorsitzender in Mainz und ab 1947 für zwei Jahre Polizeipräsident
von Rheinland-Pfalz. 1953 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz. Eine
Westberliner Straße wurde nach ihm benannt.

Zu den
Ereignissen schrieb der Genosse Klaus Neukrantz 1931 sein Buch „Barrikaden am
Wedding“.

 

kb

 

Mehr:
http://www.trend.infopartisan.net/trd0509/t020509.htm