Radiotipps für den September

DLF
Di. 01.09.2009 · 19:15 Uhr

„Ich kämpfe bis zum Schluss“

Der Streit um die Braunkohle in der Lausitz

Von Charly Kowalczyk

„Das Eis in Grönland und Antarktis schmilzt schneller als erwartet“, die Weltwetterorganisation der Vereinten Nationen schlägt Alarm. Solche Meldungen werden in Brandenburg, dem Bundesland mit dem größten Pro-Kopf-Ausstoß an schädlichen Treibhausgasen, auf besondere Art wahrgenommen.
Vor dem Mauerfall arbeiteten im Lausitzer Revier 75.000 Menschen im Bergbau. Heute, 20 Jahre später, sind es kaum 5000. Ihre Arbeitsplätze sollen jetzt langfristig gesichert werden. Brandenburgs Landesregierung und der schwedische Energieriese Vattenfall wollen auch nach 2050 weiter Kohle fördern.
Drei Dörfer müssten für den Tagebau weichen. Die Sorge um den Klimaschutz und um den Verlust ihrer Heimat treiben viele Bewohner auf die Barrikaden. Politiker, Unternehmer und Wissenschaftler dagegen setzen auf CO2-freie Kohlekraftwerke. Eine Illusion oder eine vernünftige Perspektive? Die Lausitz ist gespalten, zwischen denen, die ihre Heimat und denen, die ihren Arbeitsplatz verteidigen, zwischen Umweltschützern und Kohlebefürwortern.

DLF
Fr. 04.09.2009 · 19:15 Uhr
„Freiheit ist ein seltsames Gefühl“
Uiguren im Exil
Von Agnes Steinbauer
Ostturkistan – in China ist das ein verbotenes Wort. Für knapp zehn Millionen Uiguren, die dort leben, ist es der Name ihrer Heimat.
1949 besetzte Mao Tse-Tung das Land im Westen Chinas und erklärte es zur „Autonomen Provinz Xingjiang“. Für die muslimische Minderheit der Uiguren steht diese „Autonomie“ aber nur auf dem Papier. Ähnlich wie die Tibeter werden sie seit Jahrzehnten kulturell unterdrückt, inhaftiert und in vielen Fällen hingerichtet.
Seit September 2001 stehen die Muslime Chinas verstärkt unter Terrorverdacht. Viele Fluchtversuche enden tragisch, wie das Beispiel der in Guantanamo inhaftierten Uiguren zeigt. Heute leben tausende Angehörige dieses Turkvolkes in der Diaspora – auch in Deutschland. Die größte Exilgemeinde ist München. Das Feature erzählt von Menschen, die dort Fuß gefasst haben – und vom Kampf um Menschenrechte aus dem Exil.

DLF
Sa. 05.09.2009 · 11:05 Uhr
Wächter der Festung Europa
Die Grenzschutzagentur Frontex
Mit Reportagen von Florian Kellermann, Christoph Prößl und Karl Hoffmann
Die einen sehen sie als Bekenntnis für eine gemeinsame und planvolle EU-Migrationspolitik. Die anderen kritisieren sie als „Handlanger der mörderischen Abschottungspolitik“ der Europäischen Union. Die Rede ist von Frontex, der europäischen Grenzschutzagentur. Gegründet wurde die EU-Behörde im Oktober 2005 als Antwort auf den Ansturm zehntausender illegaler Einwanderer, die an den europäischen Mittelmeerküsten strandeten.
Die Aufgaben der Agentur mit Sitz in Warschau war von Beginn an umstritten. Sie soll illegale Migration eindämmen und hat doch wenig Handlungsspielraum. Denn Einwanderungspolitik ist ein heikles Terrain und immer noch Sache der Mitgliedsstaaten. Von einer gemeinsamen Migrations- und Asylpolitik ist die Europäische Union weit entfernt. An vielen EU-Außengrenzen herrscht derweil längst der dauerhafte Ausnahmezustand: Kriminelle Schleuser haben die Frontex-Patrouillen vor den europäischen Küsten in ihr Kalkül einbezogen. Und sie suchen sich immer neue Fluchtrouten.

DLF
So. 06.09.2009 · 16:30 Uhr
Riskant, weil komplex
Was Kernkraftwerke, das Finanzwesen und der Verkehr der Zukunft gemein haben
Von Bernd Schuh
Als am 1. Juli 2002 bei Überlingen eine europäische Frachtmaschine und eine russische Passagiermaschine kollidierten, war das auch ein Crash unterschiedlicher Systemphilosophien. Nicht der politischen wohlgemerkt, sondern der technischen Steuerungssysteme. Eine hierarchisch organisierte Fluglotsensteuerung traf auf verteilte maschinelle Intelligenz.
Für Techniksoziologen illustriert das Beispiel: Mit dem Komplexitätsgrad eines Systems steigt auch das Risiko für folgenschwere Fehlfunktionen. Der Mangel an Transparenz und Vorhersagbarkeit degradiert menschliche Akteure zu hilflosen Statisten.
Zunehmend übernehmen „intelligente“ Automaten die Steuerung komplexer Systeme, wie im völlig autonomen Fahrzeug, das sich ohne jegliche menschliche Führung bewegt und mit anderen Verkehrsteilnehmern und Verkehrsleitsystemen verständigt – eine Zukunftsvision, die im Schienenschnellverkehr längst Wirklichkeit ist und in der Frachtluftfahrt demnächst eingeführt wird.

DLR-K
Mo. 07.09.09 – 19:30 Uhr
Das politische Feature
„Links? Rechts?“
Begriffsbestimmungen politischer Standorte
Von Rosemarie Bölts

DLR-K
Di. 08.09.09 – 19:30 Uhr
Literatur
„Gib mir meine Sprache wieder“
Von der Aufrüstung durch Worte
Von Cornelia Jentzsch

DLF
Fr. 11.09.09 – 20:10 Uhr
Das Feature
„Wir haben zu essen und eine Wohnung. Jetzt müsst ihr studieren“
Der vietnamesische Bildungsweg in Deutschland
Von Ulrike Bajohr
Deutschlandfunk 2009

DLR-K
Sa. 12.09.2009 · 18:05 Uhr
„Werd ich mit Singen deutsch?“
Das Feature zur Einbürgerung
Von Inge Braun und Helmut Huber
„Ich geh jetzt Neuköllner machen“, sagt der Bezirksbürgermeister zweimal im Monat zu seiner Sekretärin. Er hängt sich seine Amtskette um und hält eine Rede auf der Einbürgerungsfeier, die mit dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne endet.
Es war an einem Dienstag, da wurde Herr S. Deutscher. „Ich will keine Nummer sein, eine Person will ich werden in Deutschland.“ Dafür musste er seine türkische Staatsangehörigkeit aufgeben. Frau H. wartet seit Monaten. Ihr irakischer Pass ist abgelaufen. Wer als Ausländer/in Deutsche/r werden will, muss sich auf eine bürokratische Prozedur mit neuen Tests einstellen. Das Feature verfolgt den Weg von der Antragstellung bis zum feierlichen Gelübde. Im Mittelpunkt stehen die „neuen Deutschen“ mit ihren Migrations- und Einbürgerungsgeschichten.

DLR-K
Mo 14.09.09 – 19:30 Uhr
Das politische Feature
„Wer will nochmal, wer hat noch nicht?“
Von Wahlgeschenken und Wahlversprechen
Von Wolf-Sören Treusch

DLR-K
Mi 16.09.09 – 13:07 Uhr
Länderreport
„Deutsche Rufe (1/4)“
Wir sind das Volk!
Von Vanessa Fischer

DLR-K
Do. 17.09.09 – 13:07 Uhr
Länderreport
„Deutsche Rufe (2/4)“
Wir sind das Volk!
Von Vanessa Fischer

DLF
Fr. 18.09.2009 · 19:15 Uhr
Vorsicht, Zivilcourage!
Vom gefährlichen Leben der Whistleblower
Von Michael Reitz
„Whistleblower“ – Informanten, die Missstände, illegales Handeln oder Insidergeschäfte, von denen sie an ihrem Arbeitsplatz erfahren, an die Öffentlichkeit bringen. Der Whistleblower ist kein Denunziant, sondern er schlägt Alarm.
Spektakuläre Fälle: der FBI-Agent „Deep Throat“, der den Watergate-Skandal ins Rollen brachte; der Israeli Mordechai Vanunu, der das Atomwaffenprogramm Israels publik machte.
Während in den angelsächsischen Ländern Whistleblower weitestgehend Immunität genießen, gelten sie in Deutschland als Nestbeschmutzer. Mehrere Gesetzesvorhaben in dieser Hinsicht scheiterten, und auch im diesjährigen Wahlkampf war von einem Schutz der Alarmschläger nichts zu hören – und das, obwohl die Bankenkrise die Notwendigkeit couragierter Informanten offenbarte.

DLF
Sa. 19.09.09 – 11:05 Uhr
Gesichter Europas
Rutschbahn in die Armut:
Russland und die soziale Frage
Von Gesine Dornblüth

DLF
Sa. 19.09.09 – 23:05 Uhr bis 3 Uhr
Lange Nacht
Das Gegenteil von Glück?
Eine Lange Nacht über die Armut
Von Nora Bauer
Armut ist nicht das Gegenteil von Glück, aber wer sie erlebt, empfindet es oft so. Das ganz normale Leben wird schwierig. Es gibt weniger Spielräume für Entscheidungen. Alles kostet Geld. Und vieles beginnt zu bröckeln: die Lebenszufriedenheit, der Selbstwert, die Aussichten in der Zukunft, der Freundeskreis. Gesellschaftlich steht man plötzlich im Dunkel, ohne schuldig zu sein. Am schlimmsten ist es für Kinder. Sie können sich oft nicht gegen Ausgrenzung und gegen die Verachtung, die ihnen und ihren Eltern entgegenschlägt, wehren. Armut hat es immer gegeben. Die Ursachen, in eine Armut hineinzugeraten, sind vielfältig: lang anhaltende Krankheit, Scheidung, Arbeitslosigkeit, aber auch Alleinerziehung der Kinder, Alkoholismus oder mangelnde Bildung. Meistens entsteht Armut aus einer Mischung mehrerer solcher Faktoren. Die Zusammenhänge von sozialer armutsbedingter Deprivation und der Fortschreibung der Armut als gesellschaftliches „Erbe“ – einmal arm, immer arm – sowie die entwicklungspsychologischen Folgen der Armut für Kinder und Jugendliche werden gerade erst erforscht. Bezeichnenderweise hat sich die Armutsforschung in Deutschland in den letzten Jahren geradezu boomhaft entwickelt. Auch wenn die Sorgen der Nachkriegszeit mit Wohnungsnot, Kältetoten und Hungermärschen heute unvorstellbar erscheinen, gehört auch das wachsende Wohlstandsgefühl der 50er-Jahre für breite Bevölkerungsschichten inzwischen der Vergangenheit an und die Angst vor Verarmung, vor Altersarmut hat längst die Mittelschicht erreicht. Zwischen Resignation und selbstbewusstem Aufbegehren schwanken die Erfahrungsberichte in dieser „Langen Nacht“ über die Armut.

DLF
So. 20.09.09. – 09:30 Uhr
Essay und Diskurs
Die Kultur des Kalten Krieges
1. Radikales Zeitalter
Gespräch mit Bernd Stöver

DLR-K
Mo. 21.09.09. – 19:30 Uhr
Das politische Feature
„Die Stylisten der Macht“
Wie Politik im Zeitalter der Mediendemokratie inszeniert wird
Von Katja Bigalke

DLF
Di. 22.09.2009 · 19:15 Uhr
„Leben. Leben ist wunderbar!“
Denis Goldbergs Kampf für ein demokratisches Südafrika
Von Birgit Morgenrath
Denis Goldberg wurde 1964 wegen Hochverrats „nur“ zu viermal lebenslänglich und nicht zum Tod am Galgen verurteilt. 22 Jahre hat der Südafrikaner in den Gefängnissen des Apartheid-Regimes verbracht. Er war ein Mitstreiter Nelson Mandelas und hatte als Bauingenieur für die südafrikanische Befreiungsbewegung African National Congress, ANC, gearbeitet, auch für den „Speer der Nation“, den bewaffneten Arm des ANC.
Denis Goldberg musste lange Zeit alleine im Zentralgefängnis von Pretoria verbringen, weil er ein Weißer ist. Während seiner Haft erwarb er weitere Studienabschlüsse – und half bei der spektakulären Flucht eines Mitgefangenen. 1985 zog Goldberg zu seiner Familie nach London und wurde zum ANC-Botschafter bei der UNO, in Westeuropa und den USA. 2002 kehrte er nach Südafrika zurück und arbeitete als Berater verschiedener Minister. Denis Goldberg ist ein Insider, der sich bis heute seinen unabhängigen Kopf bewahrt hat.

DLR-K
Mi. 23.09.09 – 13:07 Uhr
Länderreport
„Deutsche Rufe (4/4)“
Die Fenster aufgestoßen
Von Thilo Schmidt

DLF
Do. 24.09.09 – 10:10 Uhr
Journal am Vormittag
Danke und Tschüss ? – Was bei einer Kündigung zu tun ist
Am Mikrofon: Birgid Becker
Unter dem Eindruck der Rezession werden für den Herbst deutlich steigende Arbeitslosenzahlen erwartet. In etlichen Unternehmen laufen im September und Oktober die Kurzarbeitsphasen aus. Im Anschluss wird mit zunehmenden Kündigungen gerechnet. Aber nicht nur die schwache Wirtschaftslage bedroht die Arbeitsplätze. Auch in wirtschaftlich stabilen Zeiten hat es sich erwiesen, dass das Arbeitsrecht nur in wenigen Fällen einen wirklich stabilen Kündigungsschutz garantiert. Was also tun, wenn der Arbeitsvertrag gekündigt wird? Was sind betriebsbedingte Kündigungen? Und wie funktionieren Sozialpläne? Wer kann mit einer Abfindung rechnen? Und wann ist ein Aufhebungsvertrag sinnvoll? Um Fragen rund um Jobverlust, Kündigung und Kündigungsschutz geht es im heutigen „Marktplatz“ mit Birgid Becker am Mikrofon.
Hörerfragen sind wie immer willkommen.
Hörertel.: 00800.44644464
Hörerfax: 00800.44644465
marktplatz@dradio.de

DLR-K
Do. 24.09.09 – 13:07 Uhr
Länderreport
„Deutsche Rufe (4/4)“
Die Fenster aufgestoßen
Von Thilo Schmidt

DLF
So. 27.09.09 – 09:30 Uhr
Essay und Diskurs
Die Kultur des Kalten Krieges
2. Freiheit in der Offensive
Gespräch mit Michael Hochgeschwender

DLR-K
Mo. 28.09.09. – 19:30 Uhr
Das politische Feature
„Klassenunterschiede“
Wie gerecht ist unser Steuersystem?
Von Winfried Roth

DLF
Di. 29.09.2009 · 19:15 Uhr
Wo ist Schmiedel?
Auf den Spuren eines APO-Aktivisten
Von Rainer Link
Im Sommer 1969 steht der Arbeiter Günther Schmiedel als Angeklagter vor dem Hamburgischen Landgericht. Man wirft ihm vor, Polizeibeamte beleidigt und getreten zu haben. Der „Vorzeige-Prolet“ sei ein gewaltbereiter Rädelsführer der Studentenbewegung, ist sich das Gericht sicher und statuiert ein Exempel.
Für ein Jahr und neun Monate soll der bisher Unbescholtene in Haft. Nicht nur die Studentenbewegung spricht von Klassenjustiz und Obrigkeitsstaat. Schmiedel, der bereits während des Prozesses psychische Auffälligkeiten zeigte, soll aus der Haft heraus in eine Psychiatrische Klinik verlegt worden sein. Doch weder seine einst so solidarischen Mitkämpfer oder Anwälte wissen, was aus Schmiedel geworden ist, und auch bei der Justiz ist nichts über Schmiedel zu erfahren.
Rainer Link begibt sich auf Spurensuche und versucht, Günther Schmiedel 40 Jahre nach dem Prozess gegen ihn dem Vergessen zu entreißen.