„Wenn ich alle meine verdeckten Ermittler aus den NPD-Gremien abziehen würde, dann würde die NPD in sich zusammenfallen.“ (S.135) (Heribert Rech, CDU, Innenminister Baden-Württemberg)
„Der Verfassungsschutz hat es „immerhin ermöglicht, die NPD in Nordrhein-Westfalen zu gründen…“ (S.135) (Ein ehemaliges NPD-Bundesvorstandsmitglied in „Panorama“)-
Wie immer hat auch der neue Roman von Wolfgang Schorlau einen realen Hintergrund. Er ist gespickt mit Originalzitaten, wie den beiden oben angeführten, und mit Originaldokumenten wie Aussagen aus Verhörprotokollen zum Attentat auf das Oktoberfest in München 1980, dem größten Terroranschlag in Deutschland, oder dem so genannten „field manual 30-31“ der US army, der eine Anleitung für die Organisierung von Umstürzen und Terroranschlägen in „befreundeten“ Ländern enthält.
Im Roman erhält der Privatdetektiv Dengler einen Auftrag aus dem Bundeskriminalamt, noch einmal die Ermittlungsakten zum Oktoberfestattentat von 1980 durchzugehen. Der Auftrag ist Teil eines Machtkampfes zwischen BKA und Verfassungsschutz sowie Teilen der Regierung. Dengler entdeckt rasch viele Ungereimtheiten. So stößt er auf Zeugenaussagen über die Beteiligung mehrerer Personen an dem Attentat, die jedoch nie ernsthaft verfolgt sondern vertuscht wurden:
Zeuge Be.: (Dem Zeugen wird das Bild des Gundolf Köhler vorgelegt) „Ja. Das ist der Wuschelkopf. So habe ich ihn für mich genannt. Er stand mit zwei weiteren jungen Männern zusammen, die mir den Rücken zuwandten… Aber die unterhielten sich sehr hektisch miteinander…. Eine halbe Stunde vor der Explosion.“ (S.81)
Zeugin Ba.: (Nach dem Attentat sah sie in der Nähe der Leiche von Gundolf Köhler zwei Männer.) „Und da waren zwei Männer: ein älterer, cirka 35 Jahre alt, und ein jüngerer, der war 25, 26, groß, hatte blonde , kurze Haare, und hat immer wieder geschrien: ‚Ich wollt’s nicht! Ich kann nichts dafür! Bringt mich um! Ich kann nichts dafür! – Ich wollt’s nicht!“
Wolfgang Schorlau versteht es in einem fein gesponnenen Netz von verschiedenen Handlungssträngen die unterschiedlichen Tatsachen miteinander zu verweben. Da bekommen die Tatsachen eine ungeheuerliche Dimension. Mit begründeten Tatsachen legt sein Roman nahe, dass das Attentat auf das Oktoberfest nicht das Werk eines verwirrten rechtsradikalen Einzeltäters war, sondern das Werk von US- und deutschen Geheimdiensten in Zusammenarbeit mit rechts-terroristischen Gruppen, die von diesen Geheimdiensten gesteuert und benutzt werden. Das Oktoberfestattentat sollte „den Linken“ in die Schuhe geschoben werden. Im Roman von Schorlau wird es ein Teil der geheimen Strategie der „Gladio-Truppe“, einer konspirativen Truppe innerhalb der NATO, die durch Terror die Bevölkerung gegen den Kommunismus und alles Linke bringen wollte. In Italien hat diese Truppe 1969 in Mailand und 1974 in Brescia und Bologna grauenhafte Attentate durchgeführt. Während in Italien und anderen Ländern Europas das Wirken dieser Terrortruppe wenigstens ansatzweise aufgedeckt wurde, gab es in Deutschland dazu nie eine Untersuchung, obwohl diese Truppe auch hier aktiv war. Schorlau verbindet das in seinem Roman mit der aktuellen Auseinandersetzung um ein Verbot der NPD. Privatdetektiv Dengler spürt im Roman den Verbindungen zu heute nach und stellt dabei fest, dass die Geheimdienste die NPD und rechtsradikale Mordbanden unterstützen und organisieren, um sie im Falle einer Krise zur Niederschlagung jeder fortschrittlichen Bewegung zu benutzen.
Gerade durch die vielen Originalzitate und -dokumente wird dieses Bild, das Schorlau entwirft, erschreckend realistisch und glaubwürdig. Dazu ist der Roman noch spannend, frisch und witzig geschrieben. Er ist lesens- und empfehlenswert. Wer noch kein Geschenk für Weihnachten hat, sollte dieses Buch auf seinen Einkaufszettel schreiben.
Wolfgang Schorlau, Das München-Komplott, KiWi, ISBN 978-3-462-04132-3, 8,95 Euro
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