Größenwahn im Stuttgarter Rathaus

Die Stadt Stuttgart ist schon lange klamm. Das spüren vor allem die Schüler und sozial Schwachen. Hier wird überall geknapst. Schulgebäude sind marode und Betreuer werden entlassen. Nicht so wenn es um Prestigeobjekte geht, da wird richtig geklotzt. Stuttgart will schließlich Weltmetropole werden. Natürlich alles auf Pump und die letzten Relikte der Stuttgarter Geschichte sind da nur im Weg. So soll die Paulinenbrücke abgerissen werden und ein riesiges Geschäftsviertel entstehen. Was macht es da schon, wenn dabei auch das letzte Stück der alten Stadtmauer abgerissen wird. Hinter dem Breuninger soll ein protziges Geschäftsviertel mit Ministerien entstehen. Im Weg ist hier unter anderem das Hotel Silber, das Gebäude, in dem die Stuttgarter Gestapo-Zentrale saß und in dessen Kellern gefoltert wurde. Ein breites Bündnis fordert inzwischen den Erhalt des Gebäudes und seine Umwandlung in eine Gedenkstätte ähnlich wie in München und Köln. Auch viele Überlebende Opfer des NS-Regimes und deren Angehörige sind empört über die Abrisspläne der Stadt. Bei einer Demonstration zum Gedenken an das NS-Opfer Eugen Bolz vor dem Gebäude am 19.6. wurden die Argumente gegen den Abriss und für die Umwandlung in eine Gedenkstätte ausgeführt.

Der größte Wahnsinn bleibt der geplante Teilabriss des denkmalgeschützten Stuttgarter Hauptbahnhofs und das Fällen von 282 uralten Bäumen im Stadtpark, die der Baugrube von Stuttgart 21 weichen sollen. Der unterirdische Bahnhof bedeutet auch schwerwiegende Eingriffe in den Grundwasserspiegel und die Tieferlegung des Nesenbaches, alles sehr kostenintensiv und riskant, ebenfalls für die Bäume im Schlossgarten. So ein großer Park mitten in der Stadt weckt natürlich Begehrlichkeiten, was könnte man da alles Schönes bauen. Auch die andere Seite des Parks soll angeknabbert werden: ein vierspuriger Tunnel soll unter dem Rosensteinpark durchführen und noch mehr Verkehr, vor allem Schwerlastverkehr in das verkehrsgeplagte Zuffenhausen locken. Die Gegner rechnen mit 20 000 Fahrzeugen mehr am Tag, die die Abkürzung durch die Stadt nutzen würden. Der beliebte Bauernhof der Wilhelma müsste dem Tunnelmund weichen und die lärmempfindlichen Elefanten in einen anderen Zoo gebracht werden. Gegen dieses weitere Wahnsinnsprojekt gingen am 25.6. mehrere hundert Zuffenhäuser Bürger auf die Straße. Unter dem Motte: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Stadt versaut“ demonstrierten sie gegen das Projekt.

Video von der Demo in Zuffenhausen unter http://bdyoutube.com/video/S2DS0yoiD4E/Demo-gegen-Rosensteintunnel-Zuffenhausen.html