Wikileaks reißt dem Irakkrieg die Maske herunter!

Rund 400.000 offiziell als geheim eingestufte Dokumente aus den Jahren 2004 bis 2010 über den Irak-Krieg der USA und ihrer Verbündeten hat die Internet-Plattform Wikileaks jetzt ins Internet gestellt.

Hinter Wikileaks steht eine Organisation von Menschen, die sich das Ziel gesetzt hat, möglichst viel geheimes und vertrauliches Materials aus den Verwaltungsapparaten der verschiedenen imperialistischen Staaten zu recherchieren, im Internet zur Verfügung zu stellen und damit den Geheimnisschutz dieser Staaten zu brechen.

Nachdem Wikileaks vor einigen Monaten rund 92.000 geheime Berichte der US-Truppen über den Krieg in Afghanistan ins Netz stellte, ist der Verein wütenden Angriffe der US-Administration und von US-Politikern ausgesetzt. Nach der neuerliche Veröffentlichung sind die Attacken hasserfüllt. Republikanische US-Politiker fordern die Festnahme des Sprechers von Wikileaks, des australischen Staatsbürgers Julian Assange und seine Anklage wegen „Hochverrats“. Inzwischen mehren sich Anzeichen, dass Wikileaks von der US-Regierung auf die Liste terroristischer Organisationen gesetzt worden sei.

Mit solchen Drohungen ist nicht zu spaßen! Ein US-Soldat, der in den Verdacht geraten war, für Wikileaks geheime Informationen hoch geladen zu haben, sitzt im Gefängnis und wird angeklagt. Über Strafen bis zu 52 Jahren Militärgefängnis wird öffentlich spekuliert, rechte US-Politiker fordern sogar die Todesstrafe.

Die Veröffentlichung ist gleichwohl verdienstvoll. Die gleichzeitige Veröffentlichung in renommierten bürgerlichen Printmedien – in Deutschland „Der Spiegel“ – unterstreicht, dass das Material ernst zu nehmen ist! Man erinnert sich an die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere während des Vietnamkrieges, die US-Armee und -Regierung die schon damals übliche Maske der „Freiheitskämpfer“ vom Gesicht rissen.

Heute wie damals steht nun die imperialistische Aggression gegen den Irak ungeschminkt da – als nackte Gewalt und Brutalität gegen die geschundene Zivilbevölkerung des Irak! Seit dem Beginn der Aggression ist diese einem schwer vorstellbaren Terror ausgesetzt.

Dieser geht aus von den US-Truppen selbst sowie von den zahlreichen privaten Söldnertruppen, von „Kriegsfirmen“ (Spiegel) aus den USA. Die Berüchtigste ist „Blackwater“, heute umbenannt in „Xe“.

Aber der Terror geht im Verlauf der letzten Jahre immer stärker auch vom irakischen Staatsapparat aus, der selbstverständlich von den USA und ihren Verbündeten aufgebaut und ausgebildet wurde, damit er zunehmend die Drecksarbeit für die Besatzer übernimmt. Gerade diese Kräfte zeichnen sich den Dokumenten zufolge durch besondere Brutalität, insbesondere bestialische Foltermethoden aus, die von US-Truppen sehr wohl gesehen, in den Berichten dokumentiert, aber nicht gestoppt werden! Eben: Drecksarbeit für die Besatzer!

Wir werden hier nicht die einzelnen Dokumente kommentieren, sie sind tatsächlich im Internet zugänglich, auch die bürgerlichen Medien bringen Auszüge und kommentieren sie.

Hier geht es um etwas anderes. Die tausende von Dokumenten bestehen aus winzigen Berichten von US-Soldaten aus dem alltäglichen Terror des Irak-Krieges, Kurznotizen von ebenso vielen Einzelvorfällen. Was wie eine subversive Botschaft die Berichte durchzieht, das ist der Eindruck, dass im Irak der Widerstand gegen die imperialistischen Besatzer von allem Anfang an allgegenwärtig war und ist.

Er ist da, auch wenn er sich keineswegs immer um politisch und ideologisch fortschrittliche Kräfte gruppiert, eher im Gegenteil. Es gibt auch den fortschrittlichen, linken, gewerkschaftlichen Widerstand, er wird allerdings von der Propaganda in den Westlichen Ländern gerne verschwiegen – aus nachvollziehbaren Motiven. Aber: was überhaupt in der irakischen Gesellschaft politisch, kulturell und religiös vorhanden ist, bäumt sich energisch, militant und oft bewaffnet gegen den Zugriff der Besatzer auf! Es handelt sich aber nach der Zerstörung des Saddam-Staatsapparat oft um konkurrierende und einander feindlich gegenüberstehende Kräfte, insbesondere aus den religiösen Bevölkerungsgruppen der Sunniten und Schiiten. Die Dokumente zeigen nicht direkt, dass diese Spaltung von den Besatzern aktiv gefördert wird, zeigen sie doch vor allem Ereignisse des Alltagsterrors auf den Straßen. Aber man kann sich das vorstellen, dass an einer solchen Spaltung die Erhaltung der imperialistischen Besatzermacht hängt. Aber: Widerstandsaktivisten der verschiedensten Herkunft hatten zeitweise offensichtlich die neuen „Sicherheitsorgane“ der irakischen Kompradorenregierung infiltriert, so dass der bewaffnete Widerstand – für die Besatzertruppen nicht mehr kalkulierbar – in zahllosen Fällen im Gewand der eigentlich als Verbündete gedachten „irakischen Sicherheitskräfte“ auftrat, was offensichtlich bei den US-Truppen tiefe Verunsicherung, Lethargie und Angst hervorrief. Allerdings nahm dieser Widerstand dann immer wieder auch die Form eines innerirakischen Bürgerkriegs zwischen verschiedenen irakischen Kräften an. Die knapp 400.000 Berichte dokumentieren somit, welch tiefgehenden Verwüstungen die imperialistische Aggression in der irakischen Gesellschaft anrichtete, was zweifellos auch für Afghanistan gilt.

Unter dem Druck des US-Terrors und der schwer durchschaubaren, oft massiv bewaffneten politischen Kräfte im Irak hat sich eine Schicht von korrupten und skrupellosen Politikern an die Macht geschlichen, die für alles stehen, nur nicht dafür, den Irak in eine „demokratische Zukunft“ geschweige denn „in die Freiheit“ zu führen, wie es die verbrecherischen US-Kriegsherren Bush, Cheney und Rumsfeld prahlerisch versprachen und wie es heute Obama fortsetzt. Diese Politiker kümmern sich unter dem Schutzschirm der fortgesetzten US-Besatzung vorwiegend um ihre persönliche Macht und darauf, bei der Ausbeutung der riesigen irakischen Bodenschätze durch die imperialistischen Besatzer mitzuverdienen und dafür mit dem allfälligen Terror die Völker des Iraks in Unterdrückung zu halten.

Die Geschichte wird Wikileaks zweifellos das Verdienst zusprechen, der Welt Beweise zugänglich gemacht zu haben, die erneut den brutalen, tyrannischen und zerstörerischen Charakter der kapitalistisch-imperialistischen Großmächte deutlich machen. Die Öffentlichkeit der USA, Großbritanniens, Frankreichs, aber auch in Deutschland, wird reflexartig die angeblich so hehren Ziele, denen das militärische Engagement im nahen und mittleren Osten dienen soll, gegen die „islamisch-fundamentalen“ oder „mittelalterlichen“ Kräfte des Widerstandes hochhalten. Der Spiegel 43/101 liefert in seinem kommentierenden Begleitartikel dafür gleich ein klassisches Beispiel.

Allein, die entmenschte Militärmaschine sowie die auf Beherrschung der ganzen Welt ausgerichtete Militärdoktrin dieser Truppen entlarvt die „hehren Ziel“ jeden Tag neu. Die Besatzerarmeen, die diese Staaten – also auch die BRD! – auf die Menschen der Region loslassen, bestehen aus belogenen, ideologisch gegen die Menschen in den Besatzungsgebieten aufgehetzten Soldatinnen und Soldaten. Diese sind selbst „Produkte“ des erbarmungslosen Kapitalismus, sind sie doch oft vor der Arbeitslosigkeit und dem sozialen Absturz in ihren kapitalistischen Heimatländern in die Armee geflüchtet. Sie ticken nach den vom Kapitalismus hervorgebrachten und aktiv geförderten Charaktereigenschaften des Individualismus und der Entsolidarisierung. Das Ergebnis ist bekannt und nun, auf Hass und Empörung der imperialistischen Mächte stoßend, erneut dokumentiert.

Solidarisieren wir uns mit Wikileaks!

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