Zwei Veranstaltungen zur Einheit der Marxisten-Leninisten

Am 5. und 6. Mai hatte die Kommunistische Initiative Gera 2010 zu einer Arbeitstagung in der Nähe von Berlin eingeladen. Die Tagung stand unter dem Eindruck des Todes des Genossen Georg Dorn, dessen jahrelangen Bemühungen um die Einheit der kommunistischen Bewegung gewürdigt wurde. Thema der Veranstaltung war ganz in seinem Sinn die Frage, wie man zu einer Einheit kommen könne. Genossen und Freunde der Organisation für den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands nahmen engagiert an der Tagung teil. Ob wohl es auch in wichtigen Fragen, wie der Beurteilung der Entwicklung des Revisionismus in der DDR, deutliche Unterschiede gab, verlief das Wochenende in einer solidarischen Atmosphäre und mit dem konkreten Ergebnis, gemeinsam ein Koordinationsforum zu schaffen, das auch anderen interessierten Organisationen und Personen offen stehen soll. Im Mittelpunkt der Diskussionen stand, wie man den auffälligsten Schwachpunkt der kommunistischen Bewegung, ihre fast nicht vorhandene Verbindung mit der Arbeiterklasse, ihren Kämpfen und dem Volk überwinden könne. Es bestand Einigkeit, dass dies ein Schwerpunkt einer Zusammenarbeit sein müsse. Auch für die Differenzen sollen Wege und Mittel gefunden werden, sich darüber sachlich und auf materialistischer Grundlage auszutauschen. Die gesamte Tagung fand in einer optimistischen Atmosphäre und dem Willen, gemeinsam voran zu kommen, statt.

Am 9.6.12 hatte die KPD Rote Fahne zu einem halbtägigen Treffen zum Thema der Einheit der Marxisten-Leninisten nach Berlin eingeladen. Über 100 Teilnehmer/innen zeigten, wie groß das Interesse an dieser Frage ist. Auch hier nahmen Genossen und Freunde der Organisation für den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands teil. In einem Beitrag (siehe nebenstehende Rede) konnten wir unsere Vorstellungen darlegen. Dazu verteilten wir einen schriftlichen Vorschlag, wie man voran kommen könne. Unser Beitrag erhielt viel Beifall. Leider war bei der knapp bemessenen Zeit eine Diskussion gar nicht möglich. Die Zeit reichte nur dazu, dass verschiedene Organisationen und einzelne Genoss/innen kurze Stellungnahmen abgeben konnten. Die vielen Fragen und Probleme, die die Teilnehmer/innen bewegten, konnten so noch nicht einmal andiskutiert werden. Trotzdem war aus unserer Sicht dies ein erster Schritt, dem weitere folgen müssen. In Zukunft muss jedoch darauf geachtet werden, dass ausreichend Zeit für eine vertiefte Diskussion vorhanden ist.

Weil keine Zeit für Diskussionen war und wir mit einzelnen Formulierungen nicht einverstanden waren, enthielten wir uns bei der Abstimmung über die Abschlusserklärung. Ebenso enthielten wir uns bei einer Resolution zu Syrien, die zwar korrekt die ausländische Intervention verurteilte, zugleich aber das Assad-Regime als legitim darstellte. Einer Resolution zur Unterstützung streikender griechischer Arbeiter stimmten wir zu.

 

Vorschlag der Organisation für den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands/ Arbeit Zukunft

(Dieser Vorschlag wurde  auf beiden Veranstaltungen präsentiert.)

 

Es wird ein Koordinationskomitee gebildet.

Dieses tagt öffentlich. Das Komitee soll nicht per Beschlüssen sondern durch Diskussion und Überzeugung die Zusammenarbeit schrittweise verbessern. Es hat drei Aufgaben:

1. Klärung, was im Klassenkampf los ist und wo wir gemeinsam auftreten können.

2. Klärung der wichtigsten Differenzen und Schaffung von Möglichkeiten (Seminare, Schulungen), um diese Fragen sachlich und solidarisch zu bearbeiten.

3. Gegenseitige Hilfe und Solidarität. Das Komitee solle nicht per Beschlüssen sondern durch Diskussion und Überzeugung die Zusammenarbeit schrittweise verbessern.

 

Warum machen wir diesen Vorschlag?

Zu 1.

Die Kommunisten in Deutschland sind nur noch schwach in der Arbeiterklasse und im Volk verankert. Der Einfluss im Klassenkampf ist marginal. Zugleich greift das Kapital die Arbeiterklasse gnadenlos an. Hier ist es wichtig, gemeinsam am Klassenkampf teilzunehmen, die Kräfte zu bündeln.

Der gemeinsame Kampf schafft zudem Vertrauen. Es hilft sich kennen zu lernen und auch zu sehen, was jeder real für die Arbeiterklasse leistet.

 

Zu 2.

Wir haben sicher unter den revolutionären, kommunistischen, marxistisch-leninistischen Kräften in diesem Land viele gemeinsame Positionen. Dies gilt es herauszuarbeiten und festzuhalten. Darüber hinaus müssen aber auch die unterschiedlichen Positionen gesammelt und dann geklärt werden. So gibt es z.B. zur Frage des Revisionismus und der revisionistischen Entartung unterschiedliche Positionen. Wenn der Marxismus eine Wissenschaft ist – und das ist er – dann muss es beispielsweise möglich sein, wissenschaftlich fundierte Kriterien auszuarbeiten, was Sozialismus ist, was seine grundlegenden Kennzeichen sind. Dann muss es auch möglich sein, historisch zu überprüfen, wann und wie davon abgewichen wurde, welche Ursachen das hatte und zu welchen Konsequenzen das für den Charakter der Gesellschaft führte. Diese Klärungsarbeit erfordert eine Plattform für eine solidarische, sachliche Auseinandersetzung.

 

Zu3.

Aus unserer Sicht haben alle derzeit bestehenden Organisationen mit marxistisch-leninistischem Anspruch bedingt durch die Zersplitterung ihre Mängel und Schwächen, aber auch Stärken. Zudem sind die einzelnen Organisationen oft schwach und können sich gegen Angriffe des Klassenfeindes nur mit Mühe wehren. Das gilt noch mehr für Einzelpersonen, die sich derzeit wegen der Zersplitterung keiner Organisation anschließen. Hier können wir uns gegenseitig helfen und unterstützen. Das schafft Vertrauen und eine solidarische Atmosphäre. Es erleichtert die Überwindung von Vorurteilen und Hindernissen.