So lügt man mit Statistik

Das Zitat, wonach er nur den Statistiken glaube, die er selbst gefälscht habe, wird Winston Churchill zugeschrieben.

 

Viele Statistiken sind falsch. Einige sind bewusst manipuliert, andere unpassend ausgesucht. Einige melden schon die reinen Zahlen falsch, andere stellen sie nur irreführend dar.

Wenn wir hören, dass ein Reisbauer in Bangla Desh pro Jahr 80 Euro verdient so mutet das unwahrscheinlich an. Vermutlich hat man nur das Volksvermögen (Landeswährung Taka) auf die 140 Million Einwohner umgelegt und dann mit dem Euro-Taka-Wechselkurs umgerechnet. Das Sozialprodukt und die Bevölkerung sind wilde Schätzungen. Wirft man alles in einen Topf, kommt aber wieder eine (vermeintlich) exakte Zahl heraus.

Krass wird es aber, wenn ein Hamburger Wochenmagazin behauptet: der Monatslohn eines Nordkoreaners beträgt 1,50 Euro. Der Antikommunismus treibt hier wahre Blüten.

 

Die Lüge vom vollen Boot

Deutschland sei nach der Weltbevölkerungsstatistik mit rund 10 Millionen MigrantInnen das drittgrößte Aufnehmerland für Flüchtlinge, wird in den Medien berichtet. Es heißt: „Das Boot ist voll“. Natürlich hat Deutschland mehr Asylbewerber als die Schweiz oder Liechtenstein. Doch wenn man die relative Anzahl gemessen pro Kopf der Bevölkerung betrachtet, gäbe es bei uns einen Asylbewerber auf 830 Einwohner, und wir lägen an neunter Stelle in Europa. Selbst die kleine Schweiz habe einen Asylbewerber auf 170 Einwohner und nähme damit fast fünfmal so viele Asylbewerber auf als Deutschland. Doch für die meisten Medien gelten wir als Land mit den meisten Asylbewerbern, was gerade von der rechten Szene dankbar aufgegriffen wurde.

 

Manipulierte Mittelwerte

 

Das arithmetische Mittel verkleistert oft eine große Ungleichheit, denn es schweigt sich zur Streuung um das Mittel völlig aus: Wenn es in einem Dorf 10 Bauern gibt, von denen einer 40 Kühe hat, und alle anderen haben nichts, so hat auch im Mittel jeder 4. Für die 9 Habenichtse ist das aber nur ein schwacher Trost.

Ein weiteres Beispiel: Das Geldvermögen deutscher Haushalte erreicht neue Höchststände. Der statistische Durchschnittshaushalt verfügt über ein Privatvermögen von mehr als 300.000 Euro brutto, pro Kopf also rund 150.000 Euro. (www.crpinfotec.de/01deu/finanzen/privat_vermoegen.html) Hinter diesen Zahlen stecke jedoch auch eine sehr ungleiche Verteilung der Privatvermögen. So vereinten die vermögensstärksten zehn Prozent der Haushalte über die Hälfte des gesamten Nettovermögens auf sich.

 

Gefälschte Arbeitslosenstatistik – nicht drei, sondern mehr als neun Millionen Menschen suchen Arbeit

Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlich kontinuierlich – eine „geschönte“ Arbeitslosenstatistik. Die Fälschung beruht auf der bewussten Manipulation der Arbeitslosenquote für politische Zwecke.

Wenn man richtig rechnet, sind es nicht 3,188 Arbeitslose, sondern 4,330 Millionen. Diese Differenz von rund 1,1 Millionen setzt sich zusammen aus denen, die arbeitslos, älter als 58 sind und ALGI beziehen (0,35 Millionen), aus den Ein-Euro-Jobbern (0,32 Millionen), den Menschen in beruflicher Weiterbildung (0,19 Millionen) und denen in Eingliederungsmaßnahmen (0,2 Millionen.

Aber das ist noch nicht alles. Im vergangenen Juni teilt das Statistische Amt mit, dass 8,6 Millionen Menschen eine Arbeit suchen. 3,2 Millionen sind registrierte Erwerbslose, 1,2 Millionen gehören zur „Stillen Reserve“ (die sind nirgendwo gelistet, suchen aber dennoch eine Stelle). Weitere 4,2 Millionen haben eine Arbeit, die aber nicht zum Leben reicht.

Die Leiharbeitsunternehmen: Sie können ebenfalls Kurzarbeitergeld erhalten, die das Arbeitsamt zahlt. Doch die Kurzarbeiter erscheinen nicht in der Arbeitslosenstatistik.

 

Die Lüge von der drittstärksten Nation

Lange hatte es geheißen, die BRD sei beim Bruttoinlandsprodukt die drittstärkste Nation der Welt. Verglichen mit Liechtenstein liegt die BRD hoch. Gemessen an der Bevölkerungszahl aber liegt sie tatsächlich auf Platz 16. Und vor ihr liegen Länder wie Quatar, Österreich, Schweden oder Finnland. Damit ist der Nimbus „Wir sind die Drittstärksten der Welt“ schon wieder los.

 

„Je häufiger eine Dummheit wiederholt wird, desto mehr bekommt sie den Anschein von Klugheit.“ (Voltaire)

 

Sind aber alle Statistiken gefälscht? Keineswegs. Für die Wirtschaft sind „verlässliche“ Statistiken z.b. unentbehrlich. Aber auch der kapitalistische Staat benötigt Statistiken, die er für seine Politik braucht. Auf der einen Seite die gefälschten Statistiken, welche die Aufgabe haben das System zu stabilisieren und andererseits verlässliche Statistiken um die (kapitalistische) Politik umzusetzen. Ein Beispiel sind Wahlen: Sie dienen auch dazu als Stimmungsbarometer und als Bewusstseinsanalyse der Bevölkerung. Eine Vielzahl von Umfragen dienen der Umsetzung. der Politik.

 

Es bleibt aber dabei: Es trügt auch oft der äußere Schein, der Klügere dringe tiefer ein.

(Wilhelm Busch)