Tarifrunde Metall: Wer mehr will, muss kämpfen!

Rund 5000 Kolleginnen und Kollegen hatte die IG Metall am Freitagmittag, 19.04.2013, nach Ludwigsburg (nördlich Stuttgart) mobilisiert. In einem langen Demozug ging es durch die Innenstadt zum Schloss und durch den Park zum Verhandlungsort in dieser eher „feinen“ Umgebung. Das Forum Am Schlossparkhatte man sich zwischen Südwestmetall und der IG-Metall als Verhandlungsort für die zweite Verhandlungsrunde ausgewählt.

Die Demo war laut und kämpferisch! Von Hunderten Trillerpfeifen und anderen mitgebrachten Lärminstrumenten wurde ausgiebig Gebrauch gemacht. Hunderte Azubis aus der umliegenden Region Stuttgart, Kolleg/innen von Audi, Mercedes Benz, Bosch, Index, Werner & Pfleiderer, KBA-Metalprint und aus vielen anderen Betrieben, viele geschmückte Busse, massenhaft rote IG-Metallmützen, Transparente und Fahnen prägten das Bild während des Demozuges und vor dem Forum. Immer wieder die Forderung: 5,5 % mehr Lohn! (Bilder: http://www.flickr.com/photos/igmetall/8663114906/)

Ein Flugzeug zog die IG Metall-Parole „Ein Plus für uns – Ein Plus für Alle! IG Metall“ auf einem riesigen Banner über den Dächern von Ludwigsburg und über der Demo durch die Lüfte!

 

Jetzt doch: Nur 5,5% als Forderung!

 

Auf die Forderung nach 5,5% mehr Lohn hatte sich erwartungsgemäß die IG Metall geeinigt. Wie berichtet waren viele Mitglieder für eine höhere Forderung eingetreten, vor allem aber für die Aufstellung der Forderung nach einem Mindestbetrag zur stärkeren Anhebung der unteren Lohngruppen. 6,5%, mindestens 185 Euro mehr Lohn war im Südwesten von Vertrauensleute-Körpern sowie mehreren Verwaltungsstellen bzw. von ihren Delegiertenversammlungen gefordert worden, aber sie konnten sich gegen massiven Druck aus Vorstand und Bezirksleitungen noch nicht durchsetzen. Diese Auseinandersetzung wurde von zahlreichen aktiven Metallern aber auch in anderen Bundesländern geführt, auch im Osten!

 

Wie erwartet: ein mieses Angebot der Kapitalseite

 

Empört gab sich Jörg Hofmann, der Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, auf der Kundgebung vor dem Forum. Er empörte sich über das „Angebot“ des Kapitals, das zuvor auch schon in Bayern veröffentlicht worden war: 2,3 Prozent ab dem 1. Juli 2013, nach zwei Nullmonaten – bei einer Laufzeit von 13 Monaten, das, so Hofmann, bedeute zwei Monate ohne Lohnerhöhung! Die Arbeitgeber in Baden-Württemberg gönnten den Metall- und Elektrobeschäftigten nur ein mickriges Plus von gerade mal 1,9 Prozent. Das bedeute nämlich das Angebot, umgerechnet auf 12 Monate tatsächlich, empörte sich Hofmann. Unverschämtheit! Jetzt stünden die Zeichen auf Sturm!

Und er erregte sich darüber, es sei ein unerhörter Vorgang, dass er dieses Angebot aus den Medien erfahren musste, nicht erst während der Verhandlungen drinnen im Forum. Die Stuttgarter Zeitung lästerte, dass eben „einer der wenigen Eingeweihten beider Seiten“ das Angebot zuvor an die Medien ausgeplaudert haben müsse.

Also gibt es im Vorfeld der offiziellen Verhandlungen bereits Gespräche, in deren Verlauf bereits Zahlen genannt werden!? Die Kapitalseite gab sich beleidigt: Von Arbeitgeberseite sei nichts ausgeplaudert worden, so deren Verhandlungsführer Stefan Wolf von Südwestmetall. Soll heißen, dass irgendjemand von der IG Metall-Seite das wohl selbst getan haben müsse.

Jedenfalls konnte Jörg Hofmann so schon über ein Angebot wettern, das er offiziell doch gerade erst bekommen hatte. Das ganze riecht leider ein wenig nach Komödienstadel und künstlicher Aufregung!

 

Wird die Metalltarifrunde 2013 die Tarifrunde der ausgeplauderten Ergebnisse?

 

Die Stuttgarter Zeitung höhnt weiter, dass es „nun keiner prophetischen Gabe“ mehr bedürfe, um vorherzusagen, „dass sich der Lohnabschluss – sollte er für ein Jahr vereinbart werden – um die 3 Prozent ausfallen wird.Das ist ein Betrag, den interessanterweise die Arbeitgeber in manchen Betrieben auch schon nennen!

Hat hier die Presse also noch mehr ausgeplaudert? Die Tarifrunde droht mal wieder zum Schmierentheater zu werden! Mindestens ahnen wir jetzt, was das Arbeitgeberlager für „machbar“ hält. Eben „circa 3 %“ Dazu passt auch die miese Show, die die Arbeitgeber in Ludwigsburg gleichzeitig mit der Kundgebung aufführten. Drei Laster mit drei großen Spruchtafeln von Südwestmetall fuhren kreuz und quer durch die Stadt. Auf hellblauem Grund waren in weißen Buchstaben Sprüche zu lesen wie „Liebe IG-Metall! Kaum Wachstum, aber 5,5% fordern – das passt nicht zusammen!“ oder so ähnlich.

Aber das Üble an diesem Szenario: Jetzt weiß jeder erfahrene Kollege, dass „das Stöckchen, über das die Metaller/innen springen sollen“, bei 3,5 % liegt. Weniger wäre genau das, was die Kapitalseite schon ausplaudern lässt! Ab diesem Betrag aufwärts kann dann die Gewerkschaftsführung von einem Erfolg zusprechen beginnen. 3,7 % bis 3,9% aber gerade wäre mal die Mitte zwischen der IG Metallforderung und dem Arbeitgeber“angebot“, je nach dem, ob man mit 1,9 % oder 2,3 % rechnet.

Dass etwa so das Szenario gedacht ist, dafür spricht auch die Nachricht, dass Bayern der Pilotbezirk werden soll, der als nicht so kampfstark wie der Südwesten gilt. Hier liegt es an den bayerischen Kolleg/innen und an der Solidarität aller anderen, die Gewerkschaftsführung und das Kapital eines Besseren zu belehren!

 

Keine Wahl: Selber aktiv kämpfen!

 

Wenn die kämpferischen Kolleg/innen an der IG Metall-Basis deutlich mehr als wenigstens 4% (wie 2012) erreichen wollen, müssen sie selbst das Heft in die Hand bekommen, starke und breite betriebliche Aktionen zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen organisieren und für die Urabstimmung eintreten!

Gleich nach dem ersten Mai soll es Warnstreiks geben. Machen wir diese stark und fordern in diesen Aktionen den schnellen Abbruch der Verhandlungen und die Urabstimmung! Nur so kann die Basis ihr Gewicht in die Waagschale werfen!

Die Stimmung unter den Kolleg/innen in Ludwigsburg war jedenfalls kämpferisch und sehr selbstbewusst. Das macht optimistisch!

Toll war, dass es auf der Kundgebung einen zugleich satirischen, sehr ernsten und kämpferischen Beitrag der IG-Metall-Jugend gab! Sie entlarvten kreativ die Lügen der Kapitalseite. Sie rechneten respektlos und selbstbewusst vor, dass sich 2012 die Profite der Metall- und Elektro-Kapitalisten auf 37 Milliarden nach Steuern und Zinsen(!) summiert hätten. Ein Prozent Lohnerhöhung bedeuteten insgesamt 1,6 Mrd., um die dieser Reingewinn geschmälert würde! 5,5 % bedeuteten noch nicht mal 9 Mrd., es blieben also doch noch 28 Mrd. vom schönen Reingewinn! Es gibt keine Lohnerhöhung, die den Profit nicht schmälert – lautet die Botschaft.

Kein Verständnis für die Profitinteressen des Kapitals! Es gibt kein gemeinsames Interesse! Das schrieb in Ludwigsburg die Jugend der IG Metall ins Stammbuch! Eine gute Nachricht!

 

Alle gemeinsam gegen das Kapital!

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