Buchbesprechung: Jan Seghers, Die Sterntaler-Verschwörung

Jan Seghers, Sterntaler-Verschwörung

Endlich mal wieder ein spannender Politkrimi. In der „Sterntaler-Verschwörung“ verarbeitet Jan Seghers die Zeit als Roland Koch (CDU, im Roman: Rolf-Peter Becker) in Hessen die Macht verlor und Andrea Ypsilanti, im Roman erhält sie den Namen Sabine Xanthopoulos, sich anschickte sich als Ministerpräsidentin einer Landesregierung aus Grünen und SPD mit Duldung der Linkspartei wählen zu lassen. Sie scheiterte, weil 4 SPD-Abgeordnete „ihrem Gewissen“ folgten und gegen sie stimmten. Die SPD warf ihnen vor, gekauft worden zu sein. Von der CDU wurde damals eine Hasskampagne losgetreten, in der Ypsilanti als „Lügnerin“ diffamiert wurde, weil sie vor der Wahl eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei ausgeschlossen hatte.

Übrigens: Tarek Al-Wazir, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, der damals Umweltminister und stellvertretender Ministerpräsident werden sollte und sich als „links“ präsentierte, ist seit dem 18. Januar 2014 Stellvertreter des Ministerpräsidenten und Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung im Kabinett Bouffier (CDU). Er hat die Wende geschafft und doch noch Karriere gemacht.

Im Roman wird die damalige dramatische Zeit lebhaft geschildert und zu einem fesselnden Krimi entwickelt. Denn die Landesregierung versucht im Roman mit Hilfe von Kriminellen aus dem Rotlichtmillieu einen unzuverlässigen Abgeordneten aus den eigenen Reihen „unschädlich“ zu machen und zugleich in Geheimverhandlungen vier unzuverlässige Abgeordnete aus den Reihen der SPD zu gewinnen. Eine Journalistin, die diesem Skandal auf der Spur ist, wird dabei ermordet. Zwar ist nicht alles real so gewesen, es ist jedoch erschreckend, dass alles sehr realistisch klingt. Diesem Staat traut man spätestens seit dem NSU-Skandal alles zu. Und die CDU in Hessen war immer eine Speerspitze bei kriminellen Geschäften wie z.B. der Einrichtung von Schwarzgeldkonten, Steuerhinterziehung, illegaler Spenden usw.

Manchmal arbeitet der Autor, der seine Geschichte wirklich eindrucksvoll vor dem Leser entwickelt, leider mit etwas platten Klischees. So unterteilt er die Polizei in die „bösen Bullen“ und die „guten Polizisten“, bei denen dieser Staat in guten Händen aufgehoben ist. Und natürlich siegen am Ende die „guten Polizisten“. Beim NSU-Skandal oder dem Oktoberfest-Attentat warten wir nun schon lange auf diesen Sieg der „Guten“. Er bleibt aus.

Trotzdem ein lesenswertes Buch.

 

Jan Seghers, Die Sterntaler-Verschwörung, ISBN 978 3 463 40315 1, Kindler Verlag, 496 Seiten, 19,95 Euro.