Schnäppchen? Nicht für die Amazon-Kolleg/innen!

Wieder international Streiks bei Amazon! Foto: ver.di

Solidarität mit den Streiks der Kolleg/innen bei Amazon!

Aus Anlass der so genannten Peak-Season (Weihnachtsgeschäft) sowie der „Schnäppchentage“ Black Friday und Cyber Monday streiken Beschäftigte bei Amazon in Bad Hersfeld, Leipzig, Koblenz, Dortmund, Rheinberg bei Duisburg, Dortmund und Graben (bei Augsburg) – gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen in Polen und Frankreich.

In Frankreich auch mit Unterstützung der Gelbwesten! Sie werden unterstützt durch Aktionen in Spanien und in den USA. Hoch die Internationale Solidarität! Hier die Presseerklärung der Kämpfenden. Wir veröffentlichen sie mit solidarischen Grüßen!

Presseerklärung:

Weltweit kämpfen Arbeiterinnen und Arbeiter für bessere Arbeitsbedingungen bei Amazon!

Pressemitteilung von Amazon-Arbeiterinnen und -Arbeiter zum Black Friday.

Einmal mehr werden weltweit an diesem Black Friday und Cyber Monday Arbeiterinnen und Arbeiter bei Amazon Millionen von Bestellungen bearbeiten, die Verbraucher bereits in Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, das Amazon auch die Peak Season nennt, bestellt haben.

Jeder Artikel, der bei Amazon gekauft wird, wird von Dutzenden Händen berührt, in mehreren Warenlagern bearbeitet und innerhalb weniger Tage oder manchmal sogar innerhalb von 24 Stunden ausgeliefert.

Um das zu erreichen, müssen die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Warenlagern hart und sehr schnell arbeiten – in dem Wissen, dass sie am Ende von den gewaltigen Profiten, die Amazon in der stressigsten Zeit des Jahres erntet, nicht viel mehr als ihre gewöhnlichen Löhne abkriegen werden.

Es ist kein Geheimnis, dass Jeff Bezos Gewerkschaften missachtet, dennoch gründen auf der ganzen Welt Arbeiterinnen und Arbeiter in vielen Warenlagern von Amazon Gewerkschaftsgruppen, die gegen die bedrückenden Arbeitsbedingungen und die unmenschliche Behandlung ankämpfen:

  1. In Lille, Frankreich, kämpfen Arbeiterinnen und Arbeiter gegen die verpflichtende 6-TageWoche, verpflichtende Feiertagsarbeit und die rücksichtslosen Disziplinierungsmaßnahmen des Managements, mit denen Arbeiterinnen und Arbeiter eingeschüchtert werden sollen. Am Black Friday werden sie in den Streik treten für die Forderung, dass Amazon Verhandlungen mit ihnen aufnimmt. Sie haben dabei Verbündete. Unterstützt werden sie von der Aktivistengruppe ATTAC und den Gelbwesten.
  2. In Madrid, Spanien, rufen die Arbeiterinnen und Arbeiter die Öffentlichkeit zu einem Amazon-Boykott auf. Die Öffentlichkeit soll deutlich machen, dass sie die Amazon- Beschäftigten unterstützt, nicht die unmenschliche Behandlung in den Warenlagern.
  3. In Deutschland streiken ab heute sechs Warenlager: Rheinberg (DUS2), Werne (DTM1), Graben (MUC3), Leipzig (LEJ1), Bad Herseld (FRA1 + FRA3) sowie Koblenz (CGN1). Dies ist bestimmt nicht das letzte Mal, dass die gewerkschaftlich organisierten Warenlager gleichzeitig in den Streik für einen Tarifvertrag treten. Die Warenlager werden von der Gewerkschaft ver.di organisiert. Seit mittlerweile 6 Jahren streiken die Arbeiterinnen und Arbeiter für einen Tarifvertrag. Nach wie vor lehnt Amazon Verhandlungen hierüber ab. – Wir hoffen, dass im nächsten Jahr die polnischen Arbeiterinnen und Arbeiter, die auch für den deutschen Markt arbeiten, an den Streiks teilnehmen werden.
  4. Amazon hat in diesem Jahr zwei neue Warenlager in Polen eröffnet und vor der Peak Season Tausende von Arbeiterinnen und Arbeiter größtenteils über Zeitarbeitsfirmen mit einem Monatsvertrag eingestellt. Dies erschwert den Arbeitskampf. Aber die Gewerkschaften erhalten Zulauf, weil sie sich gegen die hohen Ansprüche, die Amazon an die Arbeiterinnen und Arbeiter stellt, zur Wehr setzen. Siei haben Erfolg! So konnten sie kürzlich ein höheres Weihnachtsgeld durchsetzen als Amazon ursprünglich angeboten hatte. Auch die Bedingungen, es zu erhalten, sind weniger starr, als es das Unternehmen wollte. Die organisierten Arbeiterinnen und Arbeiter haben damit gezeigt, dass auch in Polen Siege gegen Amazon möglich sind. Und der Arbeitskampf geht weiter: Die Gewerkschaften fordern höhere Löhne und stabile, unbefristete Verträge sowie andere Formen der Leistungsbewertung als sie heute in den Warenlagern üblich sind. Teil dieses Kampfes ist die laufende Streikabstimmung, an der bereits 5.500 polnische Beschäftigte teilgenommen haben. Stimmt die Mehrheit der polnischen Arbeiterinnen und Arbeiter in den kommenden Wochen für eine Arbeitsniederlegung, wird dies definitiv die Kampfkraft der Bewegung stärken.
  5. In den USA konnten Amazon-Beschäftigte in Chicago das Management zwingen, während der brütenden Sommerhitze Wasser bereitzustellen. Sie verteidigen ihre Kolleginnen und Kollegen gegen dasautoritäre Managment und äußern ihre Unzufriedenheit mit den stagnierenden Löhnen. In Sacramento konnten Arbeiterinnen und Arbeiter die Wiedereinstellung einer Kollegin und eines Kollegen durchsetzen, nachdem sie auf Basis eines Computeralgorithmus entlassen worden waren: Der Eine hatte die Arbeit versäumt, um ein sterbendes Elternteil zu betrauern. Die Andere musste sich um ihre Kinder kümmern. In Minneapolis gingen Arbeiterinnen und Arbeiter zum Streik raus und forderten mehr Sicherheit und mehr Respekt von den Vorgesetzten. Weiterhin stellt Gesundheit ein wichtiges Thema für die organisierten Arbeiterinnen und Arbeiter an den amerikanischen Amazon-Standorten dar: Landesweit arbeiten Amazon-Beschäftigte in den USA zusammen, um Verletzungsberichte von Warenlagern zu sammeln. Es überraschte niemanden, als sie erfuhren, dass die Verletzungsrate bei Amazon in den USA mindestens doppelt so hoch ist wie an ähnlichen Arbeitsplätzen in anderen Branchen. Amazon drängt die Arbeiterinnen und Arbeiter geradezu zu Verletzungen. Ist es dann soweit, werden die Betroffenen schnellstmöglich entsorgt, wenn sie nicht länger arbeiten können. Viele Amazon-Beschäftigte in den USA sind nicht krankheitsversichert, da sie in Zeit- oder Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse sind. Für diese Arbeiterinnen und Arbeiter hat Amazon nur ein schäbiges Angebot auf Lager und eine Zahnversicherung. Das kann kaum als umfassenden Gesundheitskonzept betrachtet werden. Außerdem erhalten sie die Leistungen keineswegs vom ersten Tag an, wie Amazon behauptet, weil Arbeiterinnen und Arbeiter immer zunächst als Zeit- bzw.Leih-Beschäftigte angestellt sind. Aber Amazon setzt noch eine Schippe drauf: Die kürzliche Lohnerhöhung auf 15$ führte dazu, dass viele Arbeiterinnen und Arbeiter ihren Zugang zur staatlichen Gesundheitsversorgung verloren. Amazon wird den Arbeiterinnen und Arbeiter erst dann eine vergleichbare Leistung bieten, wenn das Unternehmen durch Gesetze dazu gezwungen wird.

Am Black Friday werden sich Jeff Bezos sowie Amazon-Aktionäre und -Investoren die gewaltigen Profite selbst aneignen, die ihnen die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Warenlagern während des Peaks erwirtschaftet werden. Sie werden weiter obszönen Reichtum anhäufen, während die Angestellten gezwungen sind, lange Wochen zu arbeiten, und wie Roboter oder Vieh behandelt werden: Sind sie verletzt, werden sie entsorgt. Sie haben überhaupt keine Verfügungsgewalt über die Arbeit und nur wenig Verfügungsgewalt über ihr Leben. Aber die Tage, an denen Amazon Arbeiterinnen und Arbeiter ohne Konsequenzen ausbeuten konnte, sind gezählt. Wir sind nicht länger bereit, uns zurückzulehnen und dem reichsten Mann der Welt zu erlauben, uns zu misshandeln. Wir schließen uns zusammen, um gemeinsam zu handeln, um als globale Bewegung zurückzuschlagen, nicht nur in einem Land, sondern in jedem Land, in dem Amazon Geschäfte macht. Wir haben Jeff Bezos reich gemacht, aber wir verdienen etwas Besseres als die Krümmel vom Kuchen. Wir rufen alle Amazon-Kolleginnen und -Kollegen weltweit auf, sich mit ebenfalls ihren Kolleginnen und Kollegen zu organisieren, für unsere Forderungen zu kämpfen und das Unternehmen spüren zu lassen, dass ohne uns die Lieferketten still stehen. Ohne uns gibt es kein Amazon! Arbeiterinnen und Arbeiter aller Länder, vereint Euch hier und jetzt, dann werden wir nicht nur dieses Unternehmen verändern, sondern die ganze Welt!