KZ Buchenwald vor 75 Jahren: Bewaffnete Selbstbefreiung durch antifaschistischen Widerstand!

Vor 75 Jahren, am 11. April 1945, wurde das berüchtigte Nazi-Konzentrationslager Buchenwald befreit – so schallt´s aus den Medien. Das ist nicht die ganze Wahrheit! Das KZ wurde von aktiven Antifaschisten, die in diesem Terror-Lager gefangen gehalten und gequält wurden, selbst befreit!

Fritz Cremer: Denkmal des bewaffneten Aufstands, Buchenwald Quelle: wikipedia, CC, Rudolf Klein

Wenn heute der Deutschlandfunk – nur ein Beispiel! – verbreitet: „Das Konzentrationslager Buchenwald der Nationalsozialisten war am 11. April 1945 durch Häftlinge und US-Soldaten befreit worden.“, so ist festzustellen, dass die US Truppen der Armee-Division des US-General Patton, die Buchenwald erreichten, ein selbstbefreites Lager vorfanden und vom antifaschistischen Lagerkomitee empfangen wurden.

Die Überlebenden hatten sich selbst geheim bewaffnet und aus unvorstellbarem Nazi-Terror befreit. Der von den Nazis eingekerkerte Vorsitzende der KPD, Ernst „Teddy“ Thälmann, wurde hier ebenso brutal ermordet (er auf Befehl Hitlers, ein ungesühntes Verbrechen!) wie zehntausende andere tapfere Antifaschisten.

Heute ist die antifaschistische Arbeit in und um die Lagergedenkstätte von Antikommunisten um den Direktor der Gedenkstätte Buchenwald, Dr. Knigge, usurpiert und ist vielfältigen Unterdrückungsmaßnahmen ausgesetzt. Die IBUG, die „Initiative Buchenwald-Gedenken“ verbreitet ihren Buchenwald-Aufruf

75 Jahre bewaffnete Selbstbefreiung, 75 Jahre Schwur von Buchenwald 75, Jahre ungesühnter Mord an Ernst Thälmann

Auch die MLPD prangert die Unterdrückung ihrer antifaschistischen Arbeit in Buchenwald an und wehrt sich juristisch dagegen.

Längst praktiziert diese Gedenkstätte Ausgrenzung und aktive Behinderung von Antifaschistinnen und Antifaschisten! Hier ist der gemeinsame Widerstand gefordert. Dazu soll auch dieser Bericht einen Beitrag leisten.

Buchenwald – das ist aber auch der „Schwur von Buchenwald“. Er mahnt uns Heutige, uns aktiv für die Einheit aller Antifaschistinnen und Antifaschisten im Kampf gegen den wieder und immer frecher auftrumpfenden deutschen Imperialismus einzusetzen.

Im Anschluss eine Zusammenfassung wichtiger Erfahrungen des auch heute spektakulären eigenständigen, selbstorganisierten und internationalistischen Widerstandes des Antifaschistischen Aktivs der Gefangenen. Ein heldenhafter Kampf!

 

Widerstand gegen den imperialistisch Krieg und den SS-Terror bis zur Selbstbefreiung

…Sehr schnell entstanden in den Konzentrationslagern und außerhalb ihrer elektrisch geladenen Zäune, aber unter ständiger Bewachung durch die SS Rüstungs- und Munitionswerkstätten. Später gingen aus den Lagern auf Anforderung der Rüstungsbetriebe stets große Kommandos zum Produktionseinsatz. Aus Buchenwald waren mehr als 130 Kommandos in Rüstungsbetrieben tätig.

Die Nazis entwickelten Massenvernichtungswaffen

Hinter dem Zaun mussten die Häftlinge eine Gewehrfabrik der Gustloff-Werke errichten. Auch andere Teile von Kriegsgeräten wurden produziert, auch für die V-2-Waffe.Die Nazis nannten sie Vergeltungswaffe. Für V-2 und V-1 mussten Häftlinge vieler Nationen in den unterirdischen Stollen des Kohnstein bei Nordhausen Montagehallen aufbauen und dann unter unvorstellbaren Arbeits- und Lebensbedingungen die Massenvernichtungswaffe für den Abschuss hauptsächlich nach England fertigen.

Widerstand gegen die Kriegsproduktion

Die faschistische Regierung zwang die Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion und Polen, italienische und französische Patrioten, Belgier, Jugoslawen, Tschechoslowaken, Deutsche, Menschen vieler Nationen zur Herstellung von Waffen, die sich gegen ihre Heimat richteten. Das erklärt das berechtigte und gerechte Verlangen der Häftlinge, diese Produktion zu behindern bzw. unmöglich zu machen. Dieser Widerstand trug internationalen Charakter. Er war völkerrechtlich völlig legitim, schloss den Kampf gegen den SS-Mordterror in sich ein und gebot das einheitliche Handeln aller Antifaschisten und Hitlergegner im KZ.

Die internationalen Widerstandsorganisationen betrachteten sich mit Recht als Teil der Antihitlerkoalition und ihre bewaffneten Formationen als eine internationale Abteilung des gemeinsamen Kampfes gegen den gemeinsamen Feind, gegen den deutschen Faschismus.

Der illegale Kampf stand unter Führung der Kommunisten

Das war der politische Hintergrunds des Widerstandes der deutschen Antifaschisten in den Konzentrationslagern vor und während des 2. Weltkrieges. Schon vorher formierten die Kommunisten eine streng illegale, harte, konspirative Kampforganisation. Sie stellten unter den politischen Häftlingen die absolute Mehrheit dar, bemühten sich jedoch zunächst Kontakt aufzunehmen, um eine Kampfgemeinschaft mit Sozialdemokraten und politischen Häftlingen herzustellen, die früher Mitglieder bürgerlicher Parteien oder parteilos waren. Die Kommunisten forderten nur eines: Die Bereitschaft, auch hinter dem elektrisch geladenen Zaun den Kampf gegen das faschistische Regime mit allen im KZ zu Gebote stehenden Mitteln unter Berücksichtigung der jeweiligen Lage weiterzuführen.

Besonders schwierig war es, zu den Hunderttausenden von den Nazis in die KZs verschleppten Häftlingen aus den zahlreichen unterjochten Ländern Kontakt aufzunehmen, zu dem aktiven Kern dieser ausländischen Gruppen; der sich zumeist auch aus Kommunisten zusammensetzte. Außer den gewaltigen Sprachproblemen war es sehr schwer, das Misstrauen der von deutscher SS und Wehrmachtsangehörigen geschlagenen, gefolterten Häftlinge zu überwinden, der in ihrer menschlichen Würde und ihrem nationalen Stolz verletzten, in das Lager verschleppten ausländischen Antifaschisten und Patrioten zu überwinden.

Internationale Solidarität der Kommunisten

Viele glaubten irriger Weise, dass die KZs erst im Krieg gebildet worden waren. Sie wussten nicht, dass Tausende deutsche Antifaschisten und Kommunisten schon seit mehr als sechs Jahren in Gefängnis, Zuchthaus oder Lager schlimmste psychische und physische Drangsalierungen ertragen mussten. Als alles entscheidendes Mittel, das Misstrauen der ausländischen Häftlinge abzubauen, erwiesen sich Taten der Solidarität. Eine Scheibe Brot, einige Löffel Suppe, kameradschaftliche Fürsorge im Revier, zusätzliche Hilfe für Alte und Gebrechliche, vorsichtige Warnungen vor SS-Mördern und Häftlingsprovokateuren wirkten mehr als Worte.

Aufbau einer illegalen Organisation

Der Leitung der illegalen Organisation der KPD schaffte es mühsam und stets in Gefahr, die Leitungen illegaler kommunistischer Organisation der ausländischen Häftlinge einzubeziehen. Im Laufe vieler Monate konnte von den bilateralen Kontakten zu Zusammenkünften von Vertrauensleuten der nationalen Gruppen übergegangen werden, bis im Sommer 1943 das illegale internationale Lagerkomitee entstand, geleitet von einem deutschen Kommunisten. Die ausländischen Freunde hatten sich überzeugen können, dass die deutschen politischen Häftlinge und die Kommunisten über große Erfahrungen im illegalen Kampf unter KZ-Bedingungen verfügten, die KZ-Mechanismen für antifaschistische Aktivitäten ausnutzten, immer neue Mittel und Wege fanden, Taten der internationalen Solidarität zu vollbringen.

Das internationale Häftlingsaktiv

Die deutschen Kommunisten drangen konsequent auf die Einbeziehung der ausländischen Antifaschisten in allen Lagerbereiche, in den Kommandos, die „unter einem Dach arbeiteten“ und damit den Unbilden der Witterung nicht so ausgesetzt waren, wie Schusterei, Schneiderei, Küchen, Kammern, Reparaturwerkstätten, Funktionskräfte in den Wohnblocks, Kommandos wie Feuerwehr, Lagerschutz und nicht zuletzt im Revier. Alles entwickelte sich mehr oder minder gegen den Willen der SS. So wurde mehr und mehr die Verantwortung für die tägliche illegale Arbeit, zur Festigung des internationalen antifaschistischen Aktivs in den legalen Lagerfunktionen zusammen mit den ausländischen Kameraden übernommen. Das Prinzip bewährte sich, stärkte den gemeinsamen Kampf, ohne die ständigen Gefahren, den Verlust tapferer Widerstandskämpfer gänzlich aufheben zu können.

Der illegale Kampf der KZ-Häftlinge

Zwei Formen des illegalen Kampfes waren die für die Selbstbefreiung von erstrangiger Bedeutung:

Das Informationssystem, für die furchtbaren Bedingungen ziemlich perfekt! Die wichtigste Quelle waren Radionachrichten. Die Häftlinge mussten sich während des Krieges jeden Abend den offiziellen Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht anhören, der durch Lautsprecher in jedem Wohnblock übertragen wurde. Die Organisation schuf dagegen ein eigenes „Abhörsystem“. Die SS hatte in jeder Kaserne, im SS-Lazarett, im Führerkasino, in den Werkstätten Radios. Da die Häftlinge zu Arbeiten in diesen Objekten kamen, nutzten sie dann die Möglichkeit, Nachrichten ausländischer Sender zu hören, durften dabei natürlich nicht von SS-Angehörigen überrascht werden. Jeder Abhörende erhielt von der illegalen Leitung der KPD im Lager klare Anweisung, nur genau bezeichnete Kameraden über das Gehörte zu informieren. Im Schneeballsystem rollten dann die Nachrichten von einer Gruppe zur anderen, schnell erfuhr das internationale antifaschistische Aktiv neueste Infos. Fachkräfte unter den Häftlingen bauten später sogar auf Anweisung des Lagerkomitees eigene Empfänger, später sogar Sender.

Die abendlichen Nachrichten dank dieses Abhörsystems gaben Mut und Kraft, stärkten das Vertrauen in den Sieg über die faschistische Barbarei. Trotz aller Isolationstorturen der SS-Schergen!

Die illegale Militärorganisation. Zweitens konnte dank der illegalen Militärorganisation, dank ihrer Bewaffnung und operativen Planung das Band zwischen den nationalen illegalen Organisationen gefestigt, das Gefühl überwunden werden, der mordenden SS ohnmächtig gegenüber zu stehen. Doch natürlich durfte sich niemand außerhalb seiner kleinen Einheit von drei bis fünf Mann zur militärischen Organisation bekennen, niemand von Waffen und Ausbildung sprechen, niemand auch nur andeuten, wie die Befreiung militärisch vorbereitet und durchgeführt werden sollte. Insgesamt gehörten etwa 800 bis 900 Mann zur Militärorganisation. Den Mitgliedern der illegalen internationalen militärischen Leitung war es selbstverständlich, dass sie ein Organ der politischen Leitung, des illegalen internationalen Lagerkomitees bildeten, das allein weisungsbefugt war.

Die Dramatik vor dem 11. April 1945 und das Geschehen am Tag der Selbstbefreiung

Sie trugen die Verantwortung für Zehntausende Antifaschisten aus 35 europäischen Nationen. Es galt, den Zeitpunkt richtig zu bestimmen, an dem sich die SS zwar noch im Lagerbereich aufhielt, aber schon im Aufbruch vor der anrückenden USA-Division lebte. Ein zu früher Angriff hätte bei dem ungleichen Verhältnis der Feuerkraft von SS und Häftlingen ein unvorstellbares Massaker zur Folge haben können; ein zu später Angriff die gleiche Katastrophe herbeigeführt. Der Fliegerhorst Nohra und die Panzer in Weimar standen für ein Blutbad zur Verfügung. Die Beispiele bewaffneter Terrorakte der SS gegen Widerstand in vielen anderen Orten mahnten.

Ergebnis eines mehrjährigen politischen Kampfes

Der militärische Aufstand am 11. April 1945 in Buchenwald war das Ergebnis eines mehrjährigen politischen Kampfes um die Herzen und Hirne tapferer Antifaschisten, die Krönung steter Solidarität, der Triumph des Humanismus und des proletarischen Internationalismus über die faschistische Barbarei.

Der USA-General Patton lässt sich Zeit

Eine Abteilung der US-Armee des Generals G. Patton kam erst zwei Tage später, um das Lager zu übernehmen. Zu ihrem großen Erstaunen wurden sie am Tor von einem internationalen Lagerkomitee begrüßt, dessen Vorsitzender ein deutscher Kommunist war. Sie konnten überhaupt nicht fassen, dass es, obwohl 1.500 ehemalige Häftlinge mit leichten und schweren Infanteriewaffen ausgerüstet waren, keine Zusammenstöße zwischen den Nationen und keine Tätlichkeiten gegen die deutschen Häftlinge gegeben hatte. Dagegen wurden ihnen 220 von den Häftlingen gefangene SS-Leute unversehrt übergeben.

Der Schwur von Buchenwald


Der Schwur von Buchenwald, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=74511

Am 19. April 1945 schworen 21.000 durch eigenen Kampf Befreite, sie seien bereit, den Nazismus mit seinen Wurzeln auszurotten, eine Welt des Friedens und der Freiheit aufzubauen.

Vor über 80 Jahren kamen die ersten Gefangenen nach Buchenwald, und 75 Jahre liegt jetzt schon ihre heroische Selbstbefreiung zurück. Gerade diese Selbstbefreiung jedoch ist es, die immer wieder auf Interesse stößt, deren Realität aber immer wieder auch angezweifelt, ja geleugnet und heute auch verleumdet wird.

Solidarität aller Antifaschistinnen und Antifaschisten!

Der Hauptfeind steht längst wieder im eigenen Land!

Wichtigste Quelle unseres zusammengefassten Berichts:
Nach Prof. Dr. Dr.h.c. Walter Bartel, ehemaliger Vorsitzender des illegalen Internationalen Lagerkomitees Buchenwald, Kopräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora
Aus: Günter Kühn/Wolfgang Weber: „Stärker als die Wölfe“. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1988, S.7-14.