Dresden-Chemnitz: Streik gegen Armutslöhne bei Bautz´ner Senf

Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten und Beschäftigte bei »Bautz’ner Senf GmbH« in Kleinwelka streiken für Entgeltangleichung zwischen Ost und West!

Gleiche Arbeit, weniger Lohn – zwischen Beschäftigten in Ost und West existiert diese Kluft noch immer. 30 Jahre nach der Einverleibung der DDR soll sich die Einkommensschere endlich schließen.

Bereits im Juni des Jahres beteiligte sich ein Großteil der Belegschaft an einem 24stündigen Warnstreik. Druck, der nicht ausreichte, um die Manager von der Develey GmbH zum Einlenken zu bewegen. Deshalb legte die NGG nun mit einer Streikwoche nach.

Die NGG-Forderungen im Überblick: Löhne und Gehälter sollen bei Bautz’ner Senf im Kleinwelkaer Werk bis September 2022 um 310 Euro pro Monat steigen. Die Einkommen gehen laut NGG bei der Unternehmensgruppe weit auseinander. Facharbeiter im niederbayerischen Dingolfing erhalten monatlich 694 Euro mehr, bei der Develey-Tochter Löwensenf in Düsseldorf sind es bis zu 941 Euro. Beschäftigte der unteren Lohngruppe sollen mindestens zwölf Euro brutto pro Arbeitsstunde erhalten. Ein Konflikt mit Symbolkraft: Der Kampf der Streikenden von Bautz’ner Senf steht stellvertretend für Hunderttausende Beschäftigte in den neuen Bundesländern. Sie wollen nicht mehr Arbeiter zweiter Klasse sein.

Der Gegner ist kein Leichtgewicht. Die Marke »Bautz’ner« gehört seit 1992 zur Develey-Unternehmensgruppe. Die Treuhandanstalt verscherbelte die frühere VEB Essig- und Senffabrik Bautzen an die Unternehmerfamilie Durach, die über ein Vermögen von rund 250 Millionen Euro verfügen soll. Von den einst 200 Beschäftigten blieben bis heute lediglich 55. Die Eigentümerfamilie Durach, die das Unternehmen nach der Wende gekauft hat und dem die Unternehmensgruppe Develey gehört, zählt zu den 1.000 reichsten Deutschen.

Ostprodukte wurden nach dem Anschluss der DDR rasch aus den Regalen verbannt, von westdeutschen Produkten verdrängt. Nicht so beim Senf. Auch heute ist der »Bautz’ner Senf mittelscharf« nicht nur Verkaufsschlager, sondern »Marktführer«, wohlgemerkt in der gesamten BRD. Jährlich setzt das Unternehmen etwa 36 Millionen dieser Kunststoffbecher mit blauem Deckel ab.

Für die Unternehmensspitze ist das Lohngefälle schlicht Ausdruck regional unterschiedlicher Tarifverträge und Lebenshaltungskosten. Eine Art Taschenspielertrick – denn: Bei regionalen Tarifverträgen in westdeutschen Bundesländern gäbe es »vielleicht manchmal Unterschiede von 100 oder 200 Euro im Monat«, stellt Klenke klar, »aber nicht 700 bis über 900 Euro wie zwischen Bautz’ner Senf in Kleinwelka und den Unternehmensstandorten im Westen«.

»Der Streik wird fortgesetzt.« Bewege sich Develey nicht, »sehen wir uns vor der Unternehmenszentrale in Unterhaching wieder und bereiten die dritte Streikwoche vor«, so der NGG-Verhandlungsführer.

Dass die Familie Durach nicht bereit ist, ihren Beschäftigten einen armutsfesten Stundenlohn von 12€ pro Stunde zu zahlen, ist ein Skandal! Mit Beginn der Nachtschicht am Sonntagabend, 27.9.20 sind die Beschäftigten beim Senfhersteller Bautz´ner (Develey) deshalb in einen erneuten Warnstreik getreten. Am 28.9.20 gab es bereits eine Kundgebung der Streikenden auf dem Kornmarkt in Bautzen, die breite Unterstützung aus der Bevölkerung erfahren hat. Gib deinen Senf dazu! Sagt dem Unternehmen, was ihr von dieser Blockadehaltung haltet. Per Mail an info@bautzner.de oder develey-kontakt@develey.de

Zeit für Solidarität! Schickt den Streikenden eine Solibotschaft an lbz.ost@ngg.net.