Stuttgart: Kämpferische Aktion im Einzelhandel


Die Kolleginnen und Kollegen auf dem Kleinen Schlossplatz, Stuttgart

Zur aktuellen Tarifrunde im Einzelhandel hatte verdi Stuttgart am 19.6.21 die Kolleginnen und Kollegen zu einer Aktion aufgerufen. Denn die Arbeitgeber weigern sich, überhaupt ein Angebot zu machen. Sie wollen angesichts „der Krise“ die sowieso schon mageren Löhne noch weiter runter drücken.

Dabei wurde im vergangenen Jahr trotz Krise und Corona der Umsatz um 4,9% erhöht. Besonders der Versandhandel hat mit 21,7% zugelegt. Die Großkonzerne im Versandhandel profitierten besonders – Amazon +40%, Zalando +22%! Auch Baumärkte und Einzelhandel, dabei wieder besonders die großen Ketten wie ALDI, LIDL, Edeka boomten trotz Corona und Krise.

Dabei sind gerade in diesem Bereich viele prekär beschäftigt. Teilzeit, befristete Jobs, Leiharbeit, Werkverträge sind Instrumente der Lohndrückerei. Viele Beschäftigte im Einzelhandel können von ihren Löhnen nicht mehr leben. Sie sind auf staatliche Zuschüsse angewiesen oder sind Nebenverdiener, während der Partner Hauptverdiener ist.

Hinzu kommt, dass 2010 die Zahl der tariflich Beschäftigten noch 50% betrug, bis heute aber auf 20% gesunken ist. Die großen Handelskonzerne fahren einen aggressiven Kurs gegen ihre Beschäftigten.

Daher gibt es viel Wut und Unzufriedenheit bei den Kolleg/innen. Leider sind aber auch viele durch die Zersplitterung in viele kleine Betriebe nicht organisiert. Das alles sind Faktoren, die die aktuelle Tarifrunde beeinflussen.

Daher war es ein Erfolg, dass etwas über 100 Kolleginnen und Kollegen am Samstag, dem 19.6.21, dem Aufruf von verdi Stuttgart zu einer Warnstreikaktion gefolgt waren und sich auf dem Kleinen Schlossplatz versammelten. Überwiegend Frauen kamen von Zalando, Kaufland und anderen Betrieben. Sie unterstützten die Forderungen von verdi nach 4,5% mehr Lohn, einem tariflichen Mindestlohn von 12,50 Euro, einer Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 100% sowie allgemein verbindlichen Tarifverträgen, die für alle gelten. Dazu werden 100 Euro für die Azubis gefordert.


Akton vor Zara

Diese Forderungen sind bereits angesichts eines Niedriglohnsektors Einzelhandel bescheiden. Aber selbst das ist den großen Einzelhandelskonzernen zu viel. Die Kolleginnen und Kollegen, die zur Aktion kamen, waren sich bewusst, dass da ohne Kampf nichts geht. Dementsprechend war die Stimmung, auch als es zu einem Marsch durch die Innenstadt und Aktionen vor Kaufhäusern kam.

Die Sonderausgabe von „Arbeit Zukunft“ kam gut an. Einige lasen sie aufmerksam durch.