Kommentar: “Letzte Generation” auf den Spuren von “Fridays for Future” ? Hoffentlich!

Wie hat es in Deutschland angefangen mit FFF ? “Wir streiken, bis Ihr handelt !” Das war die Aufforderung der Jugend an die Erwachsenen, endlich etwas zu tun gegen den Klimawandel. Vom Kampf gegen den Kapitalismus war da keine Rede. Den “Schulschwänzern“ war es so ernst, dass sie weder durch massive Strafandrohungen noch durch Verleumdungen einzuschüchtern waren. Und sie stellten auch bald inhaltliche Forderungen und suchten sie umzusetzen. Dabei stießen sie auf Widerstand, dessen Ursachen viele von ihnen im Laufe von vier Jahren erkannten, was sie zu der Schlussfolgerung brachte: Wir müssen den Kapitalismus abschaffen. “People – not Profit !”

An dieser Stelle sind sie heute angekommen. Der “Profit ist der Motor, der die kapitalistische Wirtschaft antreibt, egal mit welcher Energiequelle. Wird dieser Motor gestoppt, ist der Kapitalismus weg…“ Nun, die Kapitalisten haben natürlich etwas dagegen, dass die Profitmaschine gestoppt wird. Wie wir das trotzdem schaffen können – um die richtige Beantwortung dieser Frage geht es – hier sind viele bei FFF auf dem richtigen Weg angekommen. Wir Kommunisten haben da natürlich unsere Meinung, abgeleitet aus den Erfahrungen der Geschichte. Ihr habt in Eurem mehr als vierjährigen Einsatz gegen den Wirtschaftsmotor „Profit“ erheblichen Widerstand erfahren und gemerkt, dass die Rettung der Umwelt nicht ohne Kampf geht – Ihr werdet auch die richtigen Kampfmethoden finden, wenn Ihr Euren Zielen treu bleibt… Heiligt der Zweck die Mittel ? Wir meinen: Ja – aber nur dann, wenn der Zweck „geheiligt“ ist – und die Rettung der Umwelt ist sicherlich kein unheiliges Ziel ! Wir hoffen, wir treffen uns im gemeinsamen Kampf!

Die “Letzte Generation” hat gerade erst angefangen, Erfahrungen im Kampf zu sammeln – FFF hat bereits vier Jahre Erfahrungen gesammelt. Das soll weder eine Kritik an der einen Gruppe sein noch ein Lob für die andere, sondern eine objektive (nicht neutrale) Beschreibung des Ist-Zustandes. Den Jugendlichen von LG wird vorgeworfen, sie hätten keine konkreten Ziele. Eins ist klar: sie wollen aufrütteln – das ist ihnen so wichtig, dass sie sogar Strafen und “Scharfrichter” nicht fürchten. Selbst die Hausdurchsuchungen und die Abstempelung als „kriminelle Vereinigung“ schüchtern sie nicht ein. Bei FFF ist es vor vier Jahren ähnlich gewesen: ihnen drohte zwangsweise Rückführung durch die Polizei in die Schulen, ihre Eltern sollten Strafen bis zu tausend Euro zahlen usw. – sie haben sich nicht abschrecken lassen. LG fordert zu Recht eine Geschwindigkeitsbegrenzung – FFF übrigens auch. LG fordert eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets – FFF auch. Diese beiden Maßnahmen stellen den Kapitalismus nicht in Frage – das aber machen viele bei FFF als Ergebnis der Kampferfahrungen. LG wird diese Erfahrungen auch machen und hoffentlich ähnliche Schlussfolgerungen ziehen wie viele bei FFF.

Beide Bewegungen werden natürlich umworben von allen möglichen Parteien und Organisationen, die LG bzw. FFF vor ihren Karren spannen wollen. Bei FFF ist das leider in einigen Städten gelungen. Wir werfen das den Jugendlichen vor – ihr Vertrauen in Erwachsene wurde und wird missbraucht. Sprecherinnen und Sprecher von LG erhalten – wie jeder verfolgen kann – sehr häufig Gelegenheit, in öffentlichen Medien ihre Ansichten darzulegen. Eigentlich ist das ja gut, aber Vorsicht ist geboten. LG stellt den Kapitalismus (noch nicht) in Frage. Es könnte sein, dass zwischen LG und FFF ein Keil getrieben werden soll. Wir hoffen, dass das nicht gelingt und beide Bewegung sich einander annähern.

Das hier angesprochene Problem besteht übrigens auch innerhalb von FFF. Die in der letzten Zeit zu FFF hinzugekommenen Jugendlichen verfügen über ähnlich wenig Kampferfahrung we die “Last Generation”: Sie lassen sich von entsprechenden Erwachsenen leichtgläubig für bessere Fahrradwege, mehr Grünflächen usw. einsetzen – also jene richtigen Dinge, die den Kapitalismus nicht in Frage stellen. Für solche FFF-Gruppen ist das ein Rückschritt…