Foto: Thomas Münzers letzte Rede, Viktor Schivert aus „Dr. W. Zimmermanns Großer Deutscher Bauernkrieg“ herausgg. von Wilhelm Blos, Stuttgart 1923, S. 683, eigenes Scan
Am 27. Mai 1525, vor 500 Jahren wurde Thomas Münzer vor Mühlhausen enthauptet. Hingerichtet wurde der große revolutionäre Anführer, Visionär und viel zu frühe, hellsichtige Vorläufer proletarischer Bewegungen nach tagelangen bestialischen Foltern auf Burg Heldrungen.
Nach der Schlacht von Frankenhausen am 15. Mai 1525 (vgl: https://www.arbeit-zukunft.de/2025/05/22/15-mai-2025-vor-500-jahren-schlacht-bei-frankenhausen/), in der er die Aufständischen führte, war er von den fürstlichen Truppen gefangen genommen und auf Burg Heldrungen inhaftiert worden.
Der Gewährsmann von Friedrich Engels bei dessen Schrift „Der Deutsche Bauernkrieg“, Wilhelm Zimmermann, der erste wissenschaftliche Historiker des Bauernkriegs, konsequent auf Seiten der Aufständischen Bauern, Handwerker und Bürger, beschrieb 1843 in seiner „Allgemeinen Geschichte des großen Bauernkrieges“ die Szene:
„Auch Münzer wurde aus dem tiefen Turm zu Heldrungen hervor und ins Lager vor Mühlhausen geholt, um hier, an dem Wagen festgeschmiedet (!!), enthauptet zu werden. Als er im Ring war, da traten sie vor ihn hin, die Fürsten, und Herzog Georg machte sich zuerst daran, dem Reformator beichtväterlich zusprechen und ihn bekehren zu wollen. ,>Laß dir leid sein, Thomas<, hub er an, ,>daß du deinen Orden verlassen hast … und ein Weib genommen.<…
Da erhob sich der Angeschmiedete; weder die gräulichen Martern der Folter und der Haft noch der Anblick des Todes hatten die Kraft dieses Geistes zu lähmen oder zu brechen vermocht. Laut und zusammenhängend sprach er im Ring. Er gestand, dass er , >allzu Großes, dass er über seine Kräfte Gehendes gewagt habe, und redete den Fürsten ernst ins Gewissen, mit Vermahnung, Bitte und Verwarnung, daß sie den armen Leuten, ihren Untertanen, nicht so gar hart sein sollen, so dürfen sie solcher Gefahr [eines neuen Aufstands – Red.] nicht mehr gewärtig sein. Sie sollen fleißig in den heiligen Schriften lesen … dort werden sie Beispiele genug finden, was Tyrannen für ein Ende nehmen und darin mögen sie sich wohl spiegeln<.
Nach dieser Rede schwieg Münzer und erwartete den tödlichen Streich.
Herzog Heinrich von Braunschweig, der wähnte, ein Geist wie Münzer, mit solchen Überzeugungen und Grundsätzen, werde, wie es Brauch war, wie jeder andere arme Sünder das Kredo (das christlich Glaubensbekenntnis -die Red) vorher noch herbeten, und meinte, die Todesfurcht nur lasse Münzer die Worte nicht finden, betete ihm vor. Dann fiel der Streich, sein Rumpf wurde gespießt, der Kopf am Schadeberg auf einen Pfahl gesteckt, Pfeifers (enger Kampfgefährte Münzers) Kopf am hohlen Weg nach Bollstedt zu, wo der letztere noch lange Zeit zu sehen war.
So war Münzers Leib getötet, gewaltsam gebrochen das noch jugendliche Gehäus eines der kühnsten Geister, … ehe er ins Mannesalter gereift war; ein größerer Verlust für das deutsche Volk als für ihn. Luther, der Münzers Benehmen richtig erfasste und >keine Spur von Reue, nichts als Trotz und Verstocktheit bis ans Ende< an ihm sah, konnte seine Schadenfreude über sein Schicksal in Heldrungen und über seinen Ausgang durchs Henkerschwert nicht verhalten. Er vergaß, daß das äußere Ende …weder Licht noch Schatten auf eine Persönlichkeit zu werfen vermag, daß die Geschichte bald die Edelsten, bald die Verworfensten auf dem Schafott zeigt und dass, was der Lebensstrom der neuen Zeit wurde, Blut war, auf einer Schädelstätte vergossen…“
Thomas Münzer hatte die Aufständischen angefeuert: „Dran, dran, dran! Lasst euch nicht erbarmen … Dran, dran, dieweil das Feuer heiß ist! Lasst euer Schwert nicht kalt werden von Blut“
Und die Herren, die Fürsten prangerte er offen an:
„Die Grundsuppe des Wuchers, der Dieberei und Räuberei sind unser Herren, nehmen alle Kreaturen zum Eigentum: die Fisch im Wasser, die Vögel in der Luft, das Gewächs auf Erden, alles muss ihr sein. Darüber lassen sie dann Gottes Gebot ausgehen und sprechen: Du sollst nicht stehlen! Für sich selbst aber halten sie dieses Gebot für nicht dienlich: darum schinden und schaben die den armen Ackersmann, den Handwerksmann und alles was lebet. Wenn er sich dann vergreifet an dem Allergeringsten, muss er hängen“ Originalton Münzer:
„Die herren machen das selber / daß in der arme man feyndt wirdt / dye ursach des Auffrurß wollen sye nit weg thun / wie kann es die lenge gut werden? So ich das sage / muß ich auffrürisch sein / wolhyn.“ (Aus „Hochverursachte Schutzrede vnd antwort / wider das Gaistloße Sanfft lebende fleysch zu Wittenberg …“) („Thomas Müntzer. Politische Schriften“, S. 81/82.)“ Besser verständlich heute: „Die Herren machen das selber / dass ihnen der arme Mann feind wird. Die Ursache des Aufruhrs wollen sie nicht weg tun! Wie kann es die Länge gut werden? So ich das sage, muss ich aufrührerisch sein! Wohl hin!“ Bis heute, 2025(!), brandaktuell!