Korrespondenz: Dänemark: Die Anti-Kriegs-Aktivisten Lars und Rune sind frei!

Nach rund 70 Tagen Inhaftierung standen am Mittwoch, dem 28.5.03 die
beiden Kriegsaktivisten Lars Grenaa und Rune Eltard Sørensen in
Kopenhagen vor Gericht. Sie waren wegen "Terrorismus" angeklagt,
weil sie dem dänischen Premier-Minister Fogh Rasmussen und dem Außenminister
Per Stig Moeller am 18.März im Parlament roter Farbe übergeschüttet
hatten, um gegen die Beteiligung dänischer Truppen am Irak-Krieg
der USA zu protestieren. Bei ihrer Aktion riefen die Jugendlichen: "Ihr
habt Blut an Euren Händen!"

Rund
eine Woche lang weigerte sich die dänische Polizei, den Eltern den
Aufenthaltsort der beiden Verhafteten mitzuteilen. Mit 70 Tagen Inhaftierung
ohne Anklage wurde ein neuer Rekord bei der Verweigerung bürgerlicher
Rechte erreicht. Die herrschende Klasse in Dänemark reagierte auf
die Aktion mit dem Bruch ihrer eigenen Gesetze – so tief fühlte sie
sich entlarvt und getroffen.
In ganz Dänemark entwickelte sich eine breite Protestbewegung. Es
gab Demonstration für die Freilassung der beiden. Auf vielen Aktionen
während des Irak-Krieges wurde zu Solidarität mit den beiden
aufgerufen. Bekannte Künstler, Schriftsteller, Wissenschaftler usw.
forderten öffentlich die Freilassung.

Presse und Fernsehen berichteten umfangreich. Lars und seine Mutter,
Dorte Greena, die in der Führung der dänischen Friedensbewegung
ist, sowie auch Rune konnten in Fernseh-Interviews ausführlich ihre
Meinung darlegen. Lars und Rune bekräftigten dabei, dass sie die
Aktion nicht bereuen, sondern sie in einer vergleichbaren Situation wiederholen
würden. Auf den Vorhalt von Journalisten, das sei doch Gewalt, antworteten
sie, dass es sich um eine symbolische Aktion gehandelt habe und die rote
wasserlösliche Farbe abwaschbar sei. Hingegen sei das Blut der irakischen
Bevölkerung, das nun von dänischen Soldaten vergossen werde,
nicht so einfach wegzuwaschen. Die Teilnahme an diesem illegalen Angriffskrieg
sei Terror und Gewalt.

Am Tag der Gerichtsverhandlung protestierte den ganzen Tag eine Menschenmenge
vor dem Gerichtsgebäude. Künstler präsentierten die "neueste
Mode": Anzüge, T-Shirts usw. mit "roten Blutflecken",
die aus Stoff bzw. Plastik aufgenäht waren. Verschiedene Musikgruppen
beteiligten sich mit Solidaritätsliedern, Liedern gegen den Krieg.

Der Druck der Solidaritätsbewegung führte dazu, dass das Gericht
die beiden zwar als Terroristen verurteilte aber nur zu 3 bzw. 4 Monaten
Gefängnis, die mit der langen Untersuchungshaft als abgegolten angesehen
wurden. Damit konnten Lars und Rune den Gerichtssaal frei verlassen. Draußen
wurden sie von einer jubelnden Menge wie Helden empfangen. Auch dort erklärten
sie noch einmal, dass ihre Aktion berechtigt und kein Terror gewesen sei.
Der dänische Kriegseinsatz gegen das irakische Volk hingegen sei
Terror und Gewalt gewesen.
Ein kleines Erlebnis illustriert, wie populär die Aktion der beiden
in der dänischen Bevölkerung ist:
Als Lars nach der Freilassung durch die Straßen von Kopenhagen lief,
hielt neben ihm ein LKW an. Der Fahrer kurbelte das Fenster herunter und
rief: „Schäm Dich! Warum hast Du das Schwein nicht in roter
Farbe ertränkt!“

Weitere Informationen zu dem Fall: www.kpnet.dk
– leider meist auf dänisch, aber mit Video von der Freilassung und
vielen Fotos.