Die braunen Lehrer des Papstes

Redaktion Kichensumpf, 12. Juli 2001

Mit Benedikt XVI. hat ein deutscher Papst Israel besucht. Auch wenn der Papst im Heiligen Land die Juden «unsere älteren Brüder» genannt hat, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ihnen nicht auf Augenhöhe begegnet. Der Grund liegt nicht so sehr in der Begnadigung des Holocaust-Leugners Richard Williamson. Schwerer wiegt, dass Benedikt mit der Zulassung der Lateinischen Messe am Karfreitag wieder für die Bekehrung der Juden zu Christus, dem «Retter aller Menschen», beten lässt. Die katholische Kirche hat eine lange Tradition was den Antisemitismus angeht. Und gerade im zweiten Weltkrieg gab es viele braune Kirchenmänner. Auch in der Jugend des heutigen Papstes Ratzinger, gab es Lehrer die der braunen Ideologie angehängt haben. Als nach der Papstwahl die englische Presse an die Mitgliedschaft des 17-jährigen Ratzingers in der Hitler-Jugend erinnerte, sprachen die deutschen Medien von schlechtem Stil. Für sie ist bis heute auch tabu, dass Ratzinger seine Karriere nazifreundlichen Förderern verdankt. Allen voran dem Regensburger Bischof Rudolf Graber, dem einstigen Rechtsaussen der Deutschen Bischofskonferenz. Der glühende Marienverehrer und Antisemit hatte dem aufstrebenden Professor die Türen zum Hause Habsburg, aber auch zu Franz Josef Strauss aufgestossen. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde Graber 1933 geistlicher „Gauführer“ im katholischen Jugend-Bund Neudeutschland. Im selben Jahr schrieb er eine Abhandlung Deutsche Sendung. In dieser Abhandlung finden sich eindeutig antisemitische, völkische Stellen, in denen der „Kampf gegen das Judentum“ als „instinktive Abneigung des ganzen deutschen Volkes“ bezeichnet wird.

Auch die höchste Autorität im Leben der Familie Ratzinger, Kardinal Michael Faulhaber, von 1917 bis 1952 Erzbischof von München, hatte sich nach der Machtergreifung mit den Nazis arrangiert. Er lehnte es ab, die Judenboykotte zu verurteilen, weil die Juden sich selber helfen könnten. Stattdessen sicherte der Monarchist Hitler 1936 zu, die Bischöfe würden ihn «in seinem weltgeschichtlichen Abwehrkampf gegen den Bolschewismus» unterstützen. In seinem Buch «Papst ohne Heiligenschein» macht ein deutsches Autorenkollektiv deutlich, wie Ratzinger die «Strategie des kollektiven Vergessens» mitträgt. In seiner Autobiografie schreibt er, wie sehr sein Vater, ein Gendarm, darunter litt, «einer Staatsgewalt dienen zu müssen, deren Träger er als Verbrecher ansah». Er verschweigt, dass sein Grossonkel Georg Ratzinger, der als erster Theologe der Familie bei dieser in höchster Ehre stand, in Bayern den Antisemitismus zum Programm erhoben hatte.

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