Armut auf hohem Niveau gefestigt

Korrespondenz: Die Lohnschere sowie die Armutsschere klafft in Deutschland immer weiter auseinander. Die Wirtschaft wächst (wenn auch auf niedrigem Niveau), die Armut ebenso. Reiche werden immer reicher und Arme immer ärmer. Längst können diese Tatsachen nicht mehr als linke Propaganda bezeichnet werden. Die Aussage, dass Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden ist u.a. das Ergebnis einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die Anfang Dezember letzten Jahres veröffentlicht wurde. Diese Studie legt Ergebnisse für alle 34 OECD-Länder vor. In den meisten Industriestaaten wächst die Kluft zwischen Arm und Reich schneller. Doch besonders schnell ist dieser Trend in Deutschland auszumachen. Zwar gibt es Länder in denen die Einkommen noch viel ungleicher verteilt sind als in Deutschland, doch Deutschland hat sich quasi in großem Tempo weiter an diesen OECD- Durchschnittswert angepasst. Die oberen zehn Prozent der deutschen Einkommensbezieher verdienen in etwa achtmal so viel wie die unteren zehn Prozent. Der OECD-Durchschnitt liegt aktuell bei neun zu eins. Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband stellt in seinem Ende Dezember herausgegebenen Armutsbericht fest, dass sich die Armut in Deutschland auf hohem Niveau gefestigt hat. Jeder siebte ist lt. diesem Bericht von Armut bedroht, 9,8 Prozent der Bevölkerung sind im Durchschnitt Empfänger des Arbeitslosengeldes Hartz IV. Besonders im Ruhrgebiet wird ein negativer Trend ausgewiesen. In einigen Städten, wie z.B. Dortmund, Duisburg und Gelsenkirchen, stieg die Armutsquote weiter an. Inzwischen wird das Ruhrgebiet vom Wohlfahrtsverband aufgrund dieser Entwicklung als „Problemzone Nummer eins“ bezeichnet. Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, warnt diesbezüglich: „Wenn dieser Kessel mit fünf Millionen Menschen einmal zu kochen anfängt, dürfte es schwer fallen, ihn wieder abzukühlen.“ (SZ v. 22.12.2011) Soziale Unruhen wie etwa in London seien denkbar, so Ulrich Schneider. Niedriglöhne, Renten und Hartz IV-Sätze reichen immer öfter zum Leben nicht mehr aus. Immer mehr Menschen mit einer Vollzeitstelle sind auf Nebenjobs angewiesen, immer mehr Menschen kann man beim Flaschenpfandsammeln beobachten, beim Griff in den Mülleimer nach Brauchbarem! Mit warnenden Worten und Forderungen richten sich auch andere Sozialverbände an die Bundesregierung. Doch niedrige Löhne, der Sklavenmarkt Leiharbeit, fehlende Lohnuntergrenzen, die Besteuerungspolitik, Hartz IV etc. sind kein Zufall. Alle staatstragenden Parteien haben diese Entwicklung mit ihren Entscheidungen und Beschlüssen, die Umverteilung von unten nach oben politisch zu verantworten.
ro