5 Jahre Fukushima – 30 Jahre Tschernobyl – wann kommt der nächste GAU?

Für die Anti-AKW-Bewegung ist dieses Jahr sehr bedeutend. Am 11. März 2011 explodierten als Folge eines Tsunamis vor der Küste Japans mehrere Reaktorblöcke der Atomanlage Fukushima. Vier von sechs Reaktorblöcken wurden zerstört und in dreien kam es zur Kernschmelze (dem sogenannten GAU= größter anzunehmender Unfall) mit der massenweisen Freisetzung von radioaktiven Stoffen, unter anderem radioaktiv verseuchtem Löschwasser, das ins Meer geleitet wurde. Ungefähr 170.000 Einwohner wurden aus den betroffenen Gebieten evakuiert.

25 Jahre davor, am 26. April 1986, kam es im Atomkraftwerk von Tschernobyl in der Ukraine zu einem GAU, dem ersten in der Geschichte der Atomkraftwerks-Technologie. Der Block 4 des Kraftwerks wurde völlig zerstört. Rund 600.000 Menschen wurden einer starken Strahlenbelastung ausgesetzt, von den Helfern sind nach Informationen der WHO heute 125.000 schwer erkrankt. Wegen „schwerwiegender Verstöße gegen die geltenden Sicherheitsvorschriften“, so der Bericht einer späteren Untersuchungskommission, kam es zu der ungeheuren Katastrophe, die dazu führte, dass radioaktive Stoffe in die Erdatmosphäre geschleudert wurden, die rund um die Welt zu einem Anstieg der radioaktiven Werte führten. Diese weitreichende Kontamination durch radioaktiven Fallout ist noch heute messbar und erstreckt sich infolge der damals vorherrschenden Windrichtung auf viele Länder Europas.

Die Protestbewegung gegen die Atomkraftwerke, später auch gegen das atomare Endlager in Gorleben und die Castor-Transporte dorthin, besteht in Deutschland seit mehr als 45 Jahren. Sie hatte ihre erste Höhepunkte bei der Verhinderung des geplanten Atomkraftwerks in Whyl (Baden) Anfang der 70er Jahre, bei den gewaltsamen Demonstrationen (vor allem die Polizei ging dort sehr brutal vor) gegen den Bau des AKW Brokdorf (Schleswig-Holstein), bei der Verhinderung des „Schnellen Brüters“ in Kalkar/Niederrhein und der Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf (Bayern).

Unsere Vorgängerorganisation KPD/ML (bzw. später KPD) beteiligte sich schon früh an diesen Kämpfen. Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen in Brokdorf wurde ein damaliger Genosse durch den Steinwurf eines Polizisten schwer am Kopf verletzt und lag lange Zeit im Koma.

Im Prinzip handelt es sich bei den Kämpfen gegen die so genannte „friedliche Nutzung“ der Atomkraft nicht nur um den Aspekt eines Kampfes für eine gesunde Umwelt und gegen die radioaktive Verseuchung, sondern um einen Klassenkampf, der die breite Masse der Bevölkerung, die eben eine einigermaßen intakte Umwelt zum Leben braucht, gegen die Energiekonzerne, selbstverständlich auch die Lieferanten der Atomanlagen, der Rohstoffe etc. und die ihnen gefälligen Regierungen und Behörden (Atomaufsicht…) führt. Dieser Aspekt ist es vor allem, der uns Kommunisten interessiert und weswegen wir uns in diesen Kampf einbringen.

In Deutschland laufen noch 7 AKWs, die man teilweise als Schrottreaktoren bezeichnen kann, zum Beispiel die beiden Reaktorblöcke B und C in Gundremmingen, in deren 100-km-Umkreis 3 Großstädte und das Ballungsgebiet am oberen Neckar liegen. Zudem befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den Reaktoren das größte atomare Zwischenlager für radioaktiven Müll in Deutschland, nur mit einer hohen Mauer umgeben und ohne Schutz gegen Flugzeugabstürze.

Um die beiden Jahrestage herum wird es in ganz Deutschland Protestaktionen mit der Forderung nach sofortiger Abschaltung der AKWs geben. Beteiligen wir uns nach Kräften daran.

S.N.