Aus der Geschichte lernen: Verbot der Gewerkschaften am 2.Mai 1933

Wer stand hinter Hitler?

Zur Vereinnahmung der Arbeiter hatte die NSDAP den Kampftag der internationalen Arbeiterklasse, den 1. Mai 1933 zum gesetzlichen „Feiertag der nationalen Arbeit“ erklärt.
Goebbels schrieb zum 1. Mai 1933: „ … Ehret die Arbeit und achtet den Arbeiter! (…) Bekränzt eure Häuser und die Straßen der Städte und Dörfer mit frischem Grün und den Farben des Reiches (…) Deutsche aller Stände, Stämme und Berufe, reicht euch die Hände! Geschlossen marschieren wir in die neue Zeit hinein. …“
Und viele, zu viele beteiligten sich.

Wie konnte es dazu kommen?
Der Terror der deutschen Faschisten um Hitler war allgemein bekannt. Die Faschisten sprengten Versammlungen der Arbeiterbewegung, überfielen Gewerkschaftshäuser und mordeten. Der faschistische und der staatliche Terror erreichte im Sommer 1932 einen Höhepunkt:
Getötete Arbeiter 1929 7 durch Faschisten 41 durch Polizei
1930 41 durch Faschisten    30 durch Polizei
1931 49 durch Faschisten    55 durch Polizei
1932 139 durch Faschisten  81 durch Polizei

Industrielle und Deutschnationale überredeten Reichspräsidenten Hindenburg zur Machtübertragung an die Faschisten. Hitler wird am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt.
Der Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 wurde den Kommunisten in die Schuhe geschoben. Die Notverordnung „zum Schutz von Staat und Volk“ schränkte das Versammlungsrecht und die Pressearbeit erheblich ein. Die SA wurde zur Hilfspolizei ernannt. Erste sog. „wilde KZ´s“ entstanden. Eine reichsweite Verfolgung der Kommunisten begann. Am 15. März 1933 folgte das Verbot der KPD.
Am 23. März 1933 stimmte der Reichstag für das Ermächtigungsgesetz. Ab sofort wurden Gesetze durch die Reichsregierung ohne Parlament erlassen. Die SPD stimmte als einzige Partei dagegen. Die NSDAP hatte eine 2/3 Mehrheit, da die 81 Reichstagsmandate der KPD annulliert wurden. Die Diktatur war etabliert. Die Weimarer Republik endete.
Die Führung der „freien“ Gewerkschaften, des sozialdemokratischen ADGB lehnten die wiederholten Aufforderungen zur einer Einheitsfront gegen die Faschismus ab, drückten nicht den „Roten Knopf“ für den Generalstreik. Sie überließen die Gewerkschaftsmitglieder den Nazis und erklärten vielmehr in einem Aufruf kurz vor dem 1. Mai 1933:
„… Wir begrüßen es, dass die Reichsregierung diesen unseren Tag zum gesetzlichen Feiertag der nationalen Arbeit, zum deutschen Volksfeiertag erklärt hat. An diesem Tage soll nach der amtlichen Ankündigung der deutsche Arbeiter im Mittelpunkt der Feier stehen. Der deutsche Arbeiter soll am 1. Mai standesbewusst demonstrieren, soll ein vollberechtigtes Mitglied der deutschen Volksgemeinschaft werden. Das deutsche Volk soll an diesem Tage seine unbedingte Solidarität mit der Arbeiterschaft bekunden. …“

Am 2. Mai 1933 wurden alle Gewerkschaftshäuser besetzt, die Gewerkschaftsfunktionäre verhaftet und in die KZs verschleppt. Die „gleichgeschalteten“ Gewerkschaften wurden in die DAF (Deutsche Arbeitsfront = Zwangsvereinigung von Kapitalisten und Arbeitern) überführt.


Lied vom A-Sager, Schmetterlinge

Wer A sagt und nicht B sagt,
wie sagen wir zu dem?
Wir sagen, dieser A-Sager
der macht sich’s sehr bequem.
Wer zum Faschismus nein sagt
und ja zum Kapital,
daß der das nur zum Schein sagt,
ist ein klarer Fall.
Denn wenn die Herrschaft wackelt
von Bank und Monopol,
da wird nicht lang gefackelt,
was man da machen soll.
Will gar ein Volk sich wehren
gegen den Volksbetrug,
dann sind die schlimmsten Herren
grad noch brutal genug.


Ein anderes Vorgehen wäre möglich gewesen: Die Arbeiterbewegung war vorbereitet: Es gab den Rotfrontkämpferbund, die Eiserne Front. Geheime Waffenlager waren vorhanden. Aber: Es erfolgte kein Aufruf zu breitem Widerstand, kein Generalstreik, wie 1920 beim Kapp–Putsch, der den Sieg über die Reaktion brachte. Der „Rote Knopf“ wurde durch die ADGB – Führung nicht gedrückt.
Zwar gab es örtliche Widerstandsgruppen der KPD, teilweise zusammen mit der SPD. Es gab viele örtliche Aktionen, aber die organisatorische Kraft der Gewerkschaften wurde nicht genutzt, im Gegenteil …
Die notwendige Einheitsfront entstand erst in den Konzentrationslagern. Die Lehren zogen in Buchenwald die Gefangenen, die sich selbst befreit hatten, im sogenannten „Schwur von Buchenwald“:
„… Wir schwören deshalb vor aller Welt auf diesem Appellplatz, an dieser Stätte des faschistischen Grauens: Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig….“
Für uns bedeutet „aus der Geschichte lernen“ heute:
Wir leben in einer Klassengesellschaft. Wir schaffen alle Werte. Wir schaffen den Reichtum. Wir werden ausgebeutet. Wir müssen uns wehren. Deshalb werden wir Mitglied in der Gewerkschaft und gehen aktiv gegen die Sozialpartnerschaft im Betrieb vor. Wir brauchen klassenbewusste Vertrauensleute und Betriebsräte. Wir engagieren uns gegen die offenen und heimlichen Faschisten und Rassisten. Wir bekämpfen die sogenannte „Totalitarismus-Theorie“ (rechts gleich links) und verteidigen die klassenbewusste, marxistische Analyse des Faschismus von Georgi Dimitroff, die noch heute gilt.
„… Der Faschismus ist die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals, eine besondere Form der Klassenherrschaft der Bourgeoisie.“ (Georgi Dimitroff)
Faschismus ist kein „Unfall der Geschichte“; Hitler war kein „Wahnsinniger“, der das deutsche Volk verführt hat.
Faschismus ist eine besondere Herrschaftsform des Kapitals.
Wir kämpfen für ein besseres Leben, für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung, ohne Faschismus und ohne Krieg!