Marokko: Solidarität mit dem Kampf der Bevölkerung des Rif

Am 28. Oktober 2016 wurde Mouhcine Fikri, ein junger Fischverkäufer von einem Müllwagen, in den Polizisten seine Ware geworfen hatten, erdrückt. Das geschah nahe Al Hoceima, der Hauptstadt der marokkanischen Rif-Region, eine Region, die von den marokkanischen Behörden besonders im Stich gelassen worden ist, da sie ihn als Unruheherd betrachten, den sie schon immer gewaltsam bändigen wollten.

Sobald dieser Tod bekannt geworden war, der mit dem im Rif herrschenden Klima der polizeilichen Repression verbunden ist, hat er Tausende von Menschen auf die Straßen der Städte der Region gebracht. Das war eine Bewegung, die sich auf das ganze Land ausdehnte. Monatelang folgte eine Demonstration auf die andere und jedes Mal reagierte die Staatsmacht mit Repression. Aber angesichts der Breite der Bewegung mussten sie erkennen, dass es wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme gibt und der König als unumschränkter Herrscher versuchte, sich auf irgendwelche örtlichen Verantwortlichen herauszureden. Aber es wurde nichts getan, um die Region aus der Not herauszuholen.

Die Volksbewegung der Rif, unter der Bezeichnung „Al Hirak“ bekannt, machte trotz der wütenden Repression weiter. Im Juli 2017 ließ das marokkanische Regime 50 Aktivisten festnehmen, darunter den anerkannten Führer Nasser Zefzafi, und mehrere Journalisten. Während die wesentlich friedlichen Demonstrationen anhielten, wurden die Gefangenen nach Casablanca verlegt, weit weg von ihren Familien und dem Rif. Von da an wurden sie allen Arten von Schikanen, Demütigungen und sogar Foltern unterzogen, welche die Behörden nicht nur nicht zugeben, sondern nicht einmal untersuchen wollten. Fast ein Jahr lang wurden sie Opfer einer Justizfarce mit einem nicht enden wollenden Prozess, der nur zu dem einen Zweck organisiert und geführt wurde: sie zu verurteilen.

Am 26. Juni sprach die Strafkammer des Gerichts von Casablanca sehr schwere Strafen aus, die bis zu 20 Jahren Gefängnis gingen. Die Hauptanklagen reichten von Angriff auf die Innere Sicherheit des Staates bis zur Anklage auf Mord, Diebstahl usw. Selbst die Journalisten, welche die Bewegung begleiteten, wurden gleichermaßen bestraft wie die anderen Beschuldigten.

Diese Urteile haben sofortige Reaktionen, Mobilisierungen im Rif und im ganzen Land sowie in Ländern wie Spanien und Frankreich, wo Tausende Marokkaner leben, hervorgerufen. „Wir haben die schweren und ungerechten Strafen, die den Aktivisten und Führern der kämpferischen Bewegung des Rif mit Nachdruck verurteilt. Übrigens wurden überall in Marokko Sit-ins und Märsche organisiert, um die Strafen zu brandmarken. Parteien der Linken, darunter die „Voix Démocratique“, und Bewegungen riefen am 8.Juli zu einer nationalen Demonstration in Casablanca auf.“ …

Wie die Menschenrechts-Organisationen anprangern, ist das eine „Zurück zur bleiernen Zeit“, wo jeder soziale Protest niedergeknüppelt und unterdrückt wurde.

Wir drücken unsere Solidarität mit der Volksbewegung des Rif aus, mit den Organisationen, die für die Freilassung der politischen Gefangenen (500 wurden im Rif festgenommen), die Aufhebung der Urteile und die Erfüllung der sozialen und kulturellen Forderungen der Rif-Bevölkerung kämpfen.

Übersetzung aus La Forge, Zentralorgan der PCOF, Juli/August 2018