Stuttgart Untertürkheim: 690 Zeitarbeiter fliegen raus aus dem Daimler-Stammwerk

Automobilbauer Daimler hat im Stammwerk Stuttgart-Untertürkheim 690 Leiharbeiter/innen rausgesetzt, hat sie bei den Verleih-Firmen (Kolleg/innen-Schmäh: Sklavenhändler) „abgemeldet“. Was aus ihnen wird, ist unbekannt.

Seit Schröders Rot-Grünes Kabinett das so genannte „Synchronisations-Verbot“ (Zeitgleich mit dem Rausschmiss beim Entleiher durfte der Verleiher die Leute nicht einfach auch kündigen) aus dem Arbeitnehmer-Überlassungsgesetz (AÜG) streichen ließ, können Verleiher ihre Leute auch gleich kündigen, sobald sie beim Entleiher (hier Daimler) rausfliegen. Dank Schröder ist das nicht mehr verboten.

Viele dieser Kolleg/innen werden nun wahrscheinlich erwerbslos und müssen zu Jobcenter bzw. Arbeitsamt, verlieren ihr Einkommen. Da sie meist weniger verdienten, fällt Ihr „Arbeitslosengeld 1“ noch niedriger aus, spätestens nach einem Jahr ohne neuen Job wartet „Hartz IV“. Die Konjunktur flaut ab. Angeblich bieten die Verleihfirmen nur noch Jobs zum Mindestlohn…

Genug des Arbeits-Unrechts!

Daimler will sich nicht mit Massenentlassungen die Hände schmutzig machen und reicht diese Drecksarbeit an die „Sklavenhändler“ zurück. Wir sagen klar: Das sind massenhafte Jobverluste, das sind Massenentlassungen! Wo wird eigentlich die Solidarität organisiert??

Hier beginnt, was schon lange bekannt ist: Der massive Jobabbau in der Automobilindustrie. Dass Daimler sich von Zeitarbeiter/innen trennt, die laut dem Management nicht mehr gebraucht werden, war bereits bekannt. Laut Stellungnahme des Untertürkheimer Betriebsrats sind nun von vorher 950 nur noch 261 in der Logistik übrig, keine mehr in den Produktionsbereichen.

Daimler verschweigt den Hintergrund nicht: Teile des Werks werden wegen der Produktion von Elektroantrieben umgerüstet. Mit Hilfe der Zeitarbeit, jubeln die Manager, sei es möglich, flexibel auf „Marktschwankungen“ zu reagieren, führen für sich ins Feld, dass seit 2005 rund 9000 Zeitarbeiter in die eigene Belegschaft übernommen worden seien. Auch bei ihnen wird nun die Angst umgehen. Bei Arbeitern gilt der alte Logistikgrundsatz nicht „Was zuerst reingeht, muss auch als Erstes raus“. (First In First Out). Hier heißt es: Die zuletzt kamen, müssen ggf. als erste wieder raus.

In der Autoindustrie bedeutet die Umstellung auf Elektromobilität massive Jobverluste. Nicht nur bei Leiharbeiterinnen und -arbeitern. Bald folgen auch die Stammbeschäftigten bis hin in die Angestelltenbereiche. Die Betriebsräte versuchten, statt den Kampf zu organisieren – das dürfen sie in Ihrer Eigenschaft als IG-Metall-Vertrauensleute!! – Leihkolleg/innen bei Porsche unterzubringen, wo angeblich hunderte Kollegen gesucht würden. Aber das Echo ist beschieden! Porsche freut sich natürlich über das starke Angebot. Das senkt bekanntlich die Preise. Natürlich sagen die Personaler bei Porsche mehr oder weniger NICHTS dazu! Sondern warten ab mit Pokerface – zumal keinerlei Vereinbarung mit Porsche bezüglich einer Übernahme existiert.

Der Daimler-Betriebsrat verhandelt nach eignen Angaben darüber, den Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen abwickeln zu können, diese wenigstens in den kommenden Jahren auszuschließen, laut Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) bis 2029.

Wie so oft soll es dafür massenhaft (sonst bringt´s ja nichts!) „freiwilligen“ Arbeitsplatzverlust gegen Abfindung geben. Die geplante Betriebsvereinbarung aber nimmt laut FAZ vor allem auf eine Sauerei Kurs: Dass Arbeitsplätze, die eigentlich im Zuge des Umbaus überflüssig werden, durch so genanntes Insourcing „gerettet“ werden sollen“. Stimmt das, Kolleg/innen Betriebsräte?

Wir wissen: Wenn Arbeit zurück ins Werk geholt wird, die bisher Zulieferer leisten, dann fliegen halt dort die Kolleg/innen auf die Straße, die nächsten halt! „Lieber Heiliger Florian, verschon´ mein Haus – zünd ein andres an!

Das „Sankt-Floriansprinzip“ ist das direkte Gegenteil von Solidarität. Solidarität der Arbeiterinnen, Arbeiter, Angestellten, Erwerbslosen – egal ob festangestellt, Werkverträgler/in oder Leihkolleg/in.

Solidarität heißt Widerstand! Diese kapitalistische Gesellschaft sortiert immer mehr arbeitende Menschen aus. Wir müssen massive Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich fordern, wenn überhaupt ein Chance bestehen soll, Jobabbau zu verhindern. Minimum 30 Stundenwoche für alle! Verteidigung aller Arbeitsplätze, Abschaffung der Leiharbeit! Verbot der Leiharbeit!

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