Trotz Pandemie gehen die Kriegsvorbereitungen weiter


Übersetzung aus „La Forge“, Zeitung der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs (PCOF)

In der März-Ausgabe haben wir vor der Gefahr gewarnt, die von den „Defender 2020“ – Manövern der NATO ausgeht. Diese finden von Mai bis Juni in 10 Ländern Europas statt und besanspruchen etwa 4.000 km Straßen, das alles mit Panzern (70 Tonnen) und anderen Fahrzeugen. Wie der Generalsekretär der NATO, Stoltenberg, Anfang März erneut entschieden bekräftigte, „ist keine Rede davon, die Übungen die nächsten Monate zu annullieren, trotz Covid-19“. Inzwischen ist ein hochrangiger Italiener, der an einer Tagung in Wiesbaden teilgenommen hatte, infiziert, ebenso zwei dänische Offiziere.

Im Januar begonnen, stellten sie die bedeutendsten Manöver seit Ende der 80er Jahre dar. Sie haben zwei Ebenen: eine logistische – die Transportkapazitäten und die der Truppenverlegung von Tausenden Soldaten und militärischem Gerät zwischen den amerikanischen und den Häfen Nordeuropas zu erproben – und einen Nuklearkrieg von „geringer Intensität“ mit Russland zu simulieren.

Mindestens 20.000 US-Soldaten sollten zu Luft und zu Wasser über die Häfen und Flughäfen Deutschlands, Belgiens, der Niederlande, Estlands und Lettlands in Marsch gesetzt werden.

Diese Hafenverbindungen und Luftbrücken sowie die Mobilisierung der in Europa stationierten US-Truppen mit einem Teil des Kriegsgeräts, das in verschieden über mehrere europäische Staaten (Belgien, Niederlande, Deutschland) verteilten Depots gespeichert ist, hatten schon begonnen. Außer dem Manöver „Defender 2020“ sollten noch andere Manöver „Cold response“ stattfinden, vor allem die, die mit Norwegen, einem wichtigen NATO-Mitglied, abgehalten werden sollten. Diese Manöver unter den Bedingungen großer Kälte finden jährlich statt und setzen 14.000 Soldaten, die aus den USA, Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland, Belgien, Dänemark, Schweden, Finnland 1) und Frankreich in Bewegung, darunter 400 Gebirgsjäger. Diese Manöver wurden am 11. März, wie zuvor die von “Defender 2020“ ausgesetzt, nach der Entscheidung der deutschen und norwegischen Regierung sich wegen der Covid-19-Epidemie zurückzuziehen. Man muss erwähnen, dass zuvor Trump angekündigt hatte, jeder Reisende, der sich in einem europäischen Land außer Großbritannien (!) aufgehalten hat, müsse 30 Tage abwarten, ehe er in die USA einreisen darf.

„Ausgesetzt“, aber doch „ausgesprochen lehrreich“  für die NATO-Verantwortlichen, speziell für die Verantwortlichen beim US-Truppenkommando Europa, die eigentlichen Architekten von „Defender 2020“! „Die strategische Botschaft ist, dass wir unsere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit demonstrieren können, um große Kräfte an jeden Ort des Planeten mobilisieren und verlegen und um effizient abschrecken zu können“, lobte sich US-General Tod Wolters selbst, Oberbefehlshaber der alliierten Kräfte in Europa (mit anderen Worten der Militär-Chef der NATO). Der Begriff Abschreckung wurde nicht zufällig gebraucht, denn eines ist klar: Der Rückgriff auf taktische Atomwaffen gegen Russland ist heute Teil der NATO-Doktrin ist, wie sie das Pentagon anstrebt.

Anders gesprochen: die 315 Millionen € (340 Millionen $), die in diese Manöver gesteckt wurden, sind für die NATO-Kriegstreiber nicht „verloren“. Im Übrigen läuft die Rotation der Truppen,die von der NATO in die baltischen Länder entsandt wurden, wie vorgesehen weiter. In Estland wird die Quarantänepflicht von 14 Tagen nicht auf die 800 britischen Soldaten angewandt, die die dänischen Truppen ersetzt haben. „Das muss noch gemacht werden“  – mit dieser „Versicherung“ begnügt sich der Verantwortliche, der hier aber „ein gutes Beispiel der Zusammenarbeit“ sieht. In Litauen wurden 20 Soldaten der im Rahmen der NATO entsandten Truppen positiv getestet.

Angesteckte und ansteckende Heere

Mit ihren 800 über die ganze Welt verstreuten Stützpunkten, ihren Flugzeugträgern und anderen Kriegsschiffen, die die Ozeane durchkreuzen, stellt das Militär der Vereinigten Staaten eine weltweite Ansteckungsgefahr dar. Unter den typischsten Fällen ist der des atomgetriebenen Flugzeugträgers, Träger von Atomwaffen, der Roosevelt, die im Hafen von Guam mit zahlreichen positiv getesteten Marinesoldaten vor Anker liegt. Der Kommandant wurde wegen eines Briefs, in dem er das Fehlen von Schutzmaßnahmen für die 5.000 Männer an Bord kritisierte, seines Kommandos enthoben. Vom Pentagon wurde „jegliche Kommunikation“ über die Zahl infizierter und gestorbener Soldaten, besonders außerhalb des Landes, verboten.

Vier französische Offiziere der „Barkhane“-Militäropreation im Sahel2) wurden positiv getestet. Nichts dringt über den Ort, das Datum und die Umstände der Infektion nach außen, um in den afrikanischen Ländern „keine anti-französischen Gefühle zu nähren“. Laut Ministerin Parly sollen in der gesamten Armee schon 400 infiziert sein. Es liegen zahlreiche Aussagen vor, dass während des körperlichen und militärischen Trainings nur sehr geringe Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wurden und die Soldaten, die nicht in der Kaserne leben,  nach Hause zurückkehren würden… Aber darüber „Funkstille“.

Anmerkung:

1) Finnland ist nicht NATO-Mitglied, aber es unterhält eine Partnerschaft mit ihr, besonders bei der Cyber-Verteidigung. Finnland hat sich aus der Operation „Cold response“ zurückgezogen.

2) Die Operation „Barkhane“ ist eine französisch geführte Militäroperation zur Bekämpfung des transnationalen, so genannten „islamistischen Terrorismus“, die seit dem 1. August 2014 in der afrikanischen Sahelzone stattfindet. Das Operationsgebiet umfasst die ehemaligen französischen Kolonien Burkina Faso, Tschad, Mali, Mauretanien und Niger.