Kommentar: Kurz aber bös! Marinechef Schönbach gefeuert – er kam der Wahrheit zu nah!

Gefeuert ist nicht ganz richtig, aber wäre der Bundesmarine-Chef(!!) nicht selbst gegangen (Ministerial-Russisch: die Kriegsministerin um die Versetzung in den einstweiligen Ruhestand gebeten), wäre er Montag gefeuert worden. Was ist passiert?

Vizeadmiral Kay Achim Schönbach war auf Dienstreise in Indien(??) und sprach dort vor indischen Marine-Kollegen: Die Halbinsel Krim sei für die Ukraine verloren. Damit hatte er natürlich der vom deutschen Imperialismus und seinen imperialistischen NATO-Partnern vertretenen Position widersprochen. Zu Putins Motivation hatte Schönbach sinngemäß wohl erklärt, der russische Präsident verlange lediglich Respekt und verdiene diesen wahrscheinlich. Dieser Wunsch sei leicht zu erfüllen. Auch erfülle die Ukraine keinesfalls Aufnahmekriterien der NATO etc. Der Spiegel zitiert den schönsten Ausspruch Schönbachs wörtlich: „Die Krim-Halbinsel ist weg, sie wird nie zurückkommen, das ist eine Tatsache…“ Will sagen, dafür führt man keinen Krieg.

Und das ist intern, im Verborgenen wahrscheinlich auch der Berliner Standpunkt, will der deutsche Imperialismus es bisher eigentlich nicht mit dem russischen verderben, mit dem man bekanntlich beste Geschäfte macht und weiter machen will. Wir erinnern da an Northstream 1 (diese Pipeline wird immer „vergessen“ – da „streamt“ bereits seit 10 Jahren Gas durch nach Deutschland) und Northstream 2… Au Backe! Wie kann der Typ der inzwischen auf Kriegshetze gebürsteten NATO einfach die deutschen Sonderinteressen unter die Nase halten?

Inzwischen rudert Schönbach (natürlich offiziell noch ein hoher Bundeswehroffizier) pflichtgemäß (und wahrscheinlich auf Befehl) zurück. Er hat seine Äußerungen auf Twitter inzwischen als „unbedacht, fehl eingeschätzt in der Situation“ bezeichnet, „ein klarer Fehler.“ Es handle sich um seine persönliche Meinung, die nicht der Position des Ministeriums entspreche. Wie peinlich! Er muss wahrscheinlich auch aufpassen, dass nicht irgendwelche Scharfmacher noch einen Verrats-Prozess gegen ihn anleiern. Was die lieben „Freunde“ in der NATO machen, ist noch unbekannt. Ob sie den Tritt ins Fettnäpfchen einfach so durchgehen lassen, ist unwahrscheinlich.

Die Ukraine jedenfalls reagierte auf der Stelle. Ihr Außenministerium bestellte die deutsche Botschafterin, Anka Feldhusen, ein – wegen „Unannehmbarkeit der Äußerungen des Oberkommandierenden der Kriegs(!!)marine Deutschlands, Kay-Achim Schönbach“, um den Kiewer Protest entgegen zu nehmen. Botschafterinnen einbestellen gilt in Diplomatenkreisen als strenge Maßregelung des Staates, dessen Botschafterin halt antreten muss, sozusagen als Fast-GAU… Wir sind gespannt, was da Frau Baerbock, Frau Feldhusens Chefin, jetzt macht. Der ukrainische Botschafter in Deutschland hat erneut in aggressivem Ton, deutsche Waffenlieferungen für die Ukraine gefordert.

So gerät der deutsche Imperialismus immer tiefer in den Strudel der imperialistischen Kriegsvorbereitungen gegen Russland. Sein Spagat zwischen Unterwerfung unter die US-Interessen und dem Bestreben, auf eigene Rechnung wieder an Macht zu gewinnen, will immer seltener gelingen. Deutschland mit seinem „gemäßigten Kurs“ ohne offene Waffenlieferungen an die Ukraine („Wir haben doch ein Militärkrankenhaus gebaut!“) und mit eigenen Kontakten nach Moskau wird von keinen edlen „Werten“ getrieben, sondern vom Streben nach eigener Macht und Herrschaft, basierend auf eigenen Geschäften mit der konkurrierenden imperialistischen Macht Russland bei gleichzeitiger Wahrung des Liebkind-Status in Washington, London und Paris. Da muss man von allen Repräsentanten der Berliner Republik erwarten, dass sie die Klappe halten können, wenn´s drauf ankommt. Prüfung nicht bestanden Herr Admiral, wegtreten!!

Ähnliches musste vor Jahren bekanntlich auch Bundespräsident Köhler schmerzhaft erfahren, als auch er einige Wahrheiten über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr offenherzig ausplauderte. Nix da Brunnenbohren und afghanische Maidlein in die Schule schicken! Nein, Einfluss-, Ressourcen- und Ausbeutungsgebiete sichern, Transportwege für die Raubgüter nach Europa respektive Deutschland freihalten, auch mit Gewalt. Auch er wurde zurückgetreten…

Tja, als deutscher Imperialismus hat man es halt schwer – mit den „Partnern“, mit den eigenen Profit- und Herrschaftsinteressen, mit immer wieder „unfähigen“ Repräsentanten…

Für arbeitende Menschen: Egal, wie solche Turbulenzen ausgehen, bezahlen müssen wir: mit immer heißerer Kriegsgefahr, mit massiver Aufrüstung, finanziert mit Sozialabbau, Schrottschulen für unsere Kinder, mit privatisierten Horrorkrankenhäusern, mit zunehmender Repression… Es gibt keinen Grund, sich hinter die Politik in Berlin zu stellen, aber viele Gründe, Widerstand mit unseren Mitteln zu leisten…

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