Korrespondenz zum Kampf um Lützerath

Greta Thunberg hat resigniert.” -“Greta Thunberg hat sich anderen Themen zugewandt” – das sind einige Erklärungsversuche dafür, dass Greta nicht in Sharm el Sheikh war. Nun, die Leutchen mit der ersten Erklärung liegen völlig daneben – die mit der zweiten haben etwas erkannt aber es falsch verstanden…

Zwei Tage vor der leider letzten großen Demonstration gegen die Umweltzerstörung in Lützerath fand in Recklinghausen eine ganz kurzfristig einberufene Solidaritätsdemonstration statt. Es kamen mehr als 50 Teilnehmer, unter ihnen natürlich auch die “Kds” von FFF. Es regnete, es war kalt, es war windig – ja und ?

Die Teilnehmer der Demo hatten erst kurz vorher erfahren, dass die angeblich resignierte Greta auch nach Lützerath kommen würde und die angeblich neuen Ziele wurden dann in ihrer Rede bei der Großdemo deutlich: es waren keine anderen, sondern weitere Ziele, die zum Kampf für eine bessere Umwelt gehören, z. B. der Kampf gegen den Rassismus.

Und noch etwas war zumindest unseres Wissens ganz neu und das freut uns sehr. Greta hat bisher in zahlreichen Ländern an Großdemonstrationen teilgenommen und den Teilnehmern Mut gemacht; und sie sandte Solidaritätsschreiben an so ziemlich alle konkreten Kämpfe zur Rettung der Umwelt, von denen sie erfuhr. In Deutschland z.B. an die um die Rettung des “Hambi” gegen die Gewaltorgane des Staates kämpfenden Menschen und die in Datteln gegen die illegale Inbetriebnahme des neuen Steinkohle-Kraftwerks Datteln IV. Und ansonsten reiste sie in die Höhle der Löwen von Kapital und Politik und haute ihnen unerschrocken ihre Anklagen und Vorwürfe um die Ohren: “Shame on you!” – “No more bla-bla-bla!” – Muss ich das übersetzen?

Jetzt in Lützerath war sie zum ersten mal direkt an der Front, erhob leidenschaftliche Anklage gegen die Machthaber in Wirtschaft und Politik und gegen das Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten. Dabei scheute sie sich auch nicht, die Hand zu beißen, die sie streichelte: auch die Grünen bekamen ihr Fett weg wegen ihrer Abriss-Freigabe von Lützerath.

Es gibt aber ein einfaches Mittel, die Glaubwürdigkeit der Grünen auf Heuchelei hin zu überprüfen. In einem Interview bezeichnete Rechtsanwalt Ralf Höcker (keiner von uns!) die Aktionen der Haus- und Baumbesetzer und der Widerstand Leistenden so: “Das geht einmal quer durchs Strafgesetzbuch.” Da sind also eine ganze Menge an Anzeigen zu erwarten – wahrscheinlich auch in Richtung Schadensersatz und und und… Da entstehen für die Beschuldigten enorme Rechtsanwaltskosten und Geldstrafen – wäre das nicht eine gute Gelegenheit für die Grünen, hier helfend einzuspringen? Taktisch wäre das ein geschickter Zug, denn es würde etliche Menschen wieder dazu bringen, den Grünen zu vertrauen – und den Opfern würde es tatsächlich helfen.

Die Niederlage im Kampf um Lützerath hat die Kampfbereitschaft der Menschen noch mehr angeregt. Es wird immer deutlicher: in der kapitalistischen Demokratie siegen bei solchen Auseinandersetzungen zunächst immer diejenigen, die die Macht haben. “Die herrschenden Gesetze sind die Gesetze der Herrschenden”, so Karl Marx. Komisch, der wusste doch noch gar nichts von Hambi und Lützi!

Staat und Lobby Hand in Hand setzen die Welt in Brand!” Das ist nicht von Karl Marx, sondern ein Transparent von FFF Recklinghausen. Hier ist keine Rede von Klima und CO2, sondern die tatsächlichen Brandstifter werden von den “Schulschwänzern” schonungslos genannt.

Noch deutlicher formulierte das FFF weltweit mit ihrer nur aus drei Worten bestehenden Hauptparole am 23. September 2022: People not Profit (Menschen statt Profit). Der Profit ist der Hauptmotor, der die Wirtschaft “unseres” Systems am Laufen hält. Angetrieben wird dieser Motor mit Erdgas, Erdöl, Stein- und Braunkohle, Atomenergie, Windenergie, “grünem” Wasserstoff usw. – IMMER geht es dabei um Profitmaximierung und IMMER führt das zu Wirtschaftskrisen bis hin zum Krieg und zur Umweltzerstörung. Also: Schluss mit den Kriegen gegen Mensch und Natur! Und aus der Geschichte wissen wir, dass irgendwann die Quantität in die Qualität umschlägt, dass also die Zunahme der Unzufriedenheit der Menschen und die daraus resultierenden Kämpfe eine bessere Gesellschaft erzwingen.

Übrigens: bei allen bisher durchgeführten weltweiten Klimastreiks haben sich die Kinder (!!!) aller beteiligten Länder bzw. Städte auf eine GEMEINSAME Hauptparole geeinigt. Vergleicht das doch mal mit den unzähligen “Gipfeltreffen” von Erwachsenen in der ganzen Welt – die können sich nie wirklich einig werden. Da bilden sich allenfalls Untergruppen, die miteinander und gegeneinander konkurrieren. Das kann auch gar nicht anders sein, schließlich geht es um einen Konkurrenzkampf untereinander um einen möglichst großen Anteil an der Beute…

Die ehrenwerten Damen und Herren der kapitalistischen Demokratie müssen dazu gebracht werden, auf die Profitmaximierung zu verzichten. Warum sollen wir dazu nicht dieselben Methoden anwenden, die diese Dam- und Herrschaften anwendeten, um die Macht der Feudalherren zu beenden? Oder waren das damals Chaoten und Terroristen ? Ich bin sicher: die “resignierte” Greta wird an unserer Seite sein!

Übrigens: der nächste weltweite Klimastreik findet am 3. März 2023 statt – hoffentlich auch in Deiner Stadt und mit Dir!

MH