Managergehälter steigen rasant, während Arbeiterlohn stagniert

Von 2019 bis 2024 sind die Reallöhne der Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellten um 0,7% „gestiegen“ und damit faktisch stagniert.  Gleichzeitig sind Managergehälter um 21% gestiegen, 30mal so schnell. Weltweit sind die Managergehälter 56mal schneller gestiegen als die der Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellten. Diese Daten wurden von Oxfam anhand von ILO-Berichten zusammengestellt.

Passend dazu wurde im Januar 2024 gemeldet, dass die 5 reichsten Männer (Frauen sind nicht darunter) ihr Vermögen seit 2020 verdoppelt haben, während gleichzeitig 5 Milliarden Menschen ärmer wurden. Oxfam schlussfolgerte damals: „Superreiche und Konzerne profitieren von Inflation, Kriegen und Pandemie, während die meisten Menschen unter den Folgen leiden.“ Dem können wir nur zustimmen.

Das Gesamtvermögen der fünf reichsten Deutschen ist seit 2020 inflationsbereinigt um rund drei Viertel (73,85 Prozent) gewachsen, von etwa 89 auf etwa 155 Milliarden US-Dollar.

2023 haben Konzerne irrwitzige Gewinne angehäuft. 148 der weltweit größten Konzerne haben in den zwölf Monaten bis Juni 2023 insgesamt 1,8 Billionen US-Dollar an Gewinnen eingefahren. Das entspricht einem Anstieg von 52,5 Prozent gegenüber den durchschnittlichen Nettogewinnen im Zeitraum 2018-2021.“

Das zeigt, wie krass das Kapital die Ausbeutung international, aber auch in Deutschland verschärft hat. Der Zwang zu Profit, zu mehr Profit und zu Höchstprofit ist immer größer geworden. Gleichzeitig hat das Kapital solche Vermögen angehäuft, dass es immer schwerer wird, diese profitabel anzulegen. Das geht dann nur noch über stärkere Ausbeutung oder Krieg – oder über beides.

Das entlarvt auch wie heuchlerisch die Standort-Debatte ist, wo den Arbeiterinnen und Arbeitern immer vorgehalten wird, der Standort Deutschland „lohne“ sich nicht mehr. Damit wird in Tarifverhandlungen Lohnverzicht gefordert und oftmals erfolgreich erzwungen – wie man an der Stagnation der Reallöhne sehen kann. Doch stagnierende oder gar sinkende Löhne in Deutschland führen – wie die Statistik und die Realität so deutlich zeigen – nicht etwa zu einer Verbesserung. Es führt auch nicht dazu, dass die Beschäftigten in anderen Ländern mehr verdienen. Im Gegenteil! Der Druck auf die Arbeiterklasse weltweit steigt. Die Konkurrenz und Spaltung werden verstärkt und alle sinken gemeinsam immer weiter nach unten. Nur das Kapital profitiert von der Standort-Diskussion. Spaltung schadet den arbeitenden Menschen! Solidarität, gegenseitige Unterstützung im Kampf um höhere Löhne und bessere Lebensbedingungen hilft allen Arbeiterinnen und Arbeitern. Das Kapital will diese kollektive Erfahrung vergessen machen und durch Standortspaltung ersetzen: Jeder gegen jeden – und das Kapital lacht.

So gut und eindrucksvoll die Zahlen sind, die Oxfam oft liefert, so unzureichend sind leider die Schlussfolgerungen. Statt die Wurzeln im kapitalistischen System klar aufzuzeigen, steht da: „Oxfam fordert die Regierungen auf, die Kluft zwischen den Superreichen und dem Rest der Gesellschaft schnell zu verringern…“ Schön! Doch die Regierungen sind abhängig vom Kapital und ihre Reihen gespickt mit Vertretern von Banken und Konzernen. Große Teile der Staatshaushalte weltweit werden durch Kredite finanziert, die natürlich vom Finanzkapital kommen und das dafür die jeweiligen Staaten ausplündern darf. Wie können solche Regierungen gegen die Interessen des Kapitals handeln? Berücksichtigt man weiter, wie mächtig die Großkonzerne sind, wie viele personelle Verflechtungen es zwischen dem Großkapital und den Regierungen gibt (siehe Bundeskanzler Merz als früherer Blackrock-Manager), dann wird so deutlich, dass in diesem System das Kapital herrscht, egal welche Regierung dran ist.

Deswegen ist statt Standort-Diskussionen in den Gewerkschaften ein entschlossener Kampf für die Interessen der Arbeiterklasse notwendig. Deswegen ist es auch notwendig, mit der Entwicklung des Bewusstseins der arbeitenden Menschen das kapitalistische System selbst in Frage zu stellen und für seine Abschaffung zu kämpfen.