„Billige“ Atomkraft

Gerade überschlagen sich verschiedene Politiker und Vertreter des Kapitals wieder mit Forderungen nach der „billigen“ und „sauberen“ Atomkraft. Die EU hat Atomkraft als „grüne Energie“ eingestuft, damit mehr Investoren ihr Geld in neue AKWs stecken.

Billig ist Atomkraft nur, wenn man die Kosten für die Entsorgung des Atommülls und den Rückbau am Ende der Nutzungszeit nicht berücksichtigt. So haben es die Energiekonzerne in ihren Kalkulationen gemacht und kräftig am „billigen“ Atomstrom verdient. Der Profit wurde privatisiert, die Lasten für Entsorgung und Rückbau „vergesellschaftet“, d.h. die Allgemeinheit trägt die Lasten.

Das kann man beispielhaft am AKW Lubmin verfolgen. Es war 16 Jahre am Netz und lieferte „billigen“ Atomstrom. Aufgrund der hohen radioaktiven Belastung dauert der Rückbau nach Schätzungen nun 50 Jahre!!! Die Kosten dafür liegen bei 11 Milliarden € für ein AKW!!! Pro Laufzeitjahr wären das ca. 688 Millionen Euro, die man auf den „billigen“ Atomstrom hätte aufschlagen müssen. Damit war er sehr teuer. Die Entsorgung aller radioaktiver Abfälle aus allen AKWs kostet bis 2100 voraussichtlich rund 170 Milliarden Euro. Doch das geht eben nicht zu Lasten der Profiteure, sondern zu Lasten der Allgemeinheit und damit vor allem zu Lasten der Arbeiterklasse.

Nun lag Lubmin in der DDR und zeigt, wie unverantwortlich die Revisionisten gehandelt haben. Doch laut EWN-Chef Lindner gilt der Rückbau und die Entsorgung in Lubmin als Blaupause für all die anderen AKWs im Westen der Bundesrepublik. Ursprünglich hatte man mit viel kürzeren Rückbauzeiten gerechnet und auch die Entsorgung wie im Salzstock Asse als unproblematisch angesehen. Doch Asse musste aufgegeben werden, weil der Salzstock doch nicht so dicht war, wie behauptet wurde. Die Entsorgung des dort eingelagerten Atommülls ist damit ebenfalls ungeheuer teuer geworden. Die Absicherung des maroden Salzbergwerkes kostet ca. 4 Milliarden Euro, die Entsorgung des Atommülls noch einmal rund 4 Milliarden Euro.

Ein „sicheres“ Endlager gibt es bis heute nicht. Wer kann schon für tausende von Jahren garantieren? Niemand! Daher werden selbst hochradioaktive Abfälle in Castor-Behältern in Lagerhallen „zwischengelagert“. Bis in Deutschland ein „sicheres“ Endlager zur Verfügung steht, dauert es nach Expertenangaben mindestens noch 80 Jahre! Im Falle eines Krieges sind das Ziele, womit man ganze Regionen verseuchen kann.

Doch entgegen diesen Tatsachen fordern aktuell die CDU/CSU, die FDP und die AfD Atomkraftwerke für eine „sichere“ Stromversorgung. Die SPD legt sich nicht eindeutig fest. Und Wirtschaftsverbände mischen mit. Geschäftsführer Carsten Haferkamp von Framatome, Nachfolger der Siemens-Kerntechnik vollmundig: „Strom aus Kernkraftwerken ist eine wichtige Säule, um kurzfristig CO₂-Emissionen zu reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft durch günstige Stromkosten zu stärken.“

Westinghouse Electric Germany Geschäftsführer Martin Pache meint: „Der Neustart von Kernkraftwerken ist bereits vor 2030 möglich – ohne Abstriche bei der nuklearen Sicherheit“.

Ja, CO₂ kann man damit einsparen, hat dafür aber den Atommüll an der Backe – mit ungeheuren Kosten und unabsehbaren Risiken für tausende Jahre. Wenn man dafür nicht aufkommen muss, sondern das auf die Gesellschaft abwälzt, dann ist Atomstrom „günstig“ und bringt Profit. Und die Sicherheit wurde immer versprochen. Doch trotz aller Sicherheitsversprechen gab es die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima.

Für den Profit der Energiekonzerne werden die Fakten passend zurechtgebogen und billige Propaganda gemacht.

Wir fordern:

Keine neuen Atomkraftwerke!