Leben in Deutschland Kinder und Jugendliche in Armut?

In Deutschland gibt es keine absolute Armut. Wenn dann ist sie selbstgewählt.“

Das sagte der frühere Ressortleiter Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) und Wirtschaftsjournalist Rainer Hank am 24.10.18 bei „Maischberger“ in der ARD. Er lobte den CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn für seine Aussage, in Deutschland gäbe es keine Armut. Hartz IV nannte er „völlig ok“, „aber es ist nicht Armut“.

Das ist dreist. Nach einer aktuellen Schätzung des Deutschen Kinderschutzbundes sind rund 4,4 Millionen Kinder in Deutschland von Armut betroffen. Bis jetzt ging man nur von 1,4 Millionen aus. Aber es gibt Familien, die niemals erfasst wurden und auf staatliche Leistungen verzichten, weil sie aus Unkenntnis mit der Bürokratie nicht zurechtkommen oder aus anderen Gründen keinen Antrag stellen, obwohl sie dazu berechtigt wären. Der Präsident des Kinderschutzbundes Heinz Hilgers meint dazu, dass Behörden und Regierung bewusst auf die Abschreckung durch Bürokratie setzen. Immerhin umfasst ein Hartz IV-Antrag 6 Seiten, für Kinder zusätzlich 2-4 Seiten, für Unterkunft und Heizung 2 Seiten, für Vermögen 4 Seiten, für Mehrbedarf 3 Seiten und noch je nach Situation 17 weitere Formulare! Selbst für geschulte Menschen ist das ein Riesenaufwand. Ein Drittel bis fast die Hälfte der Berechtigten stellt daher schon gar keinen Antrag und schlägt sich unter Hart IV-Niveau durch.


Armut von Kindern und Jugendlichen in Deutschland laut wikipedia

Der Wirtschaftsjournalist Hank ist ebenso wie Gesundheitsminister Jens Spahn satt und zufrieden. Sie kennen keine Armut und noch weniger Mitleid. Doch Hank bekam kräftig kontra – von einem 17-jährigen, der selbst auf unterstem Niveau lebt:

Jeremias Thiel. Die Eltern des 17-jährigen waren psychisch krank und lebten daher von Hartz IV. Jeremias Thiel arbeitete sich mühsam aus dem Elend heraus, besucht heute ein internationales Gymnasium und bereitet sich auf ein Studium vor. Sein Schicksal berührte Millionen Menschen. Er berichtete:

Ich habe gemerkt, arm zu sein, als ich während der Europameisterschaft Flaschen sammeln war, sodass ich mir ein Paar Schuhe leisten kann.”

Und “dass man sich das Mensa-Essen nicht leisten kann, da der Hartz-IV-Satz nur weniger als einen Euro (täglich) für Mensa-Essen erlaubt.”

Armut heißt da Abstriche zu machen, wo andere keine Abstriche machen müssen, wie beim Eis-Essen.”


Jeremias Thiel in der Sendung von Maischberger

sowie dass ihm “viele soziale Kontakte im Leben versperrt” waren.

Wirtschaftsjournalist Hank rührte das nicht. Zu Hartz IV-Empfängern meinte er kalt: “Ihr seid alle faul. Es gibt genug Vollzeit-Jobs.”

Die Sendung zeigte beispielhaft, wie arrogant die herrschende Klasse und ihre Verfechter in den Medien sind. Während allein 2017 über 250.000 neue Millionäre in Deutschland hinzugekommen sind, ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Armut gestiegen. Das hängt zusammen. Denn die Reichen werden reicher, weil die Armen ärmer werden.

Es gibt also für uns junge Menschen zahlreiche Gründe,

gegen ein solches System

den Kapitalismus –

zu kämpfen!

Für die Revolution! Für den Sozialismus!