Bosch: Nach der Erpressung „Arbeitsplätze für Löhne“ eine Schließung angekündigt!

Übersetzung aus „La Forge“ 04/2021, Zeitung der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs, PCOF

Im Departement Aveyron ist, was die Zukunft von Bosch (Rodez) und Sam (Decazeville) betrifft, das Ende besiegelt. Unter Ausnutzung der Covid-Krise und der neuen Normen für die Autoproduktion versuchen die Monopole dieser Branche – verstrickt in eine Krise der Überproduktion – diese Produktionsstätten zu liquidieren. Im Dezember 2020 kündigte die Geschäftsführung von Bosch (weltweit führender Automobilzulieferer mit 410.000 Mitarbeitern) an, bis 2025 750 der 1.300 Arbeitsplätze in der Fertigung von Zündkerzen und Einspritzdüsen für Dieselmotoren zu streichen. In der Gegend von Decazeville will der chinesische Konzern Jinjiang, der seine Aluminiumgießereien bei SAM-Technologie, die Gehäuse und Kupplungen für Renault herstellt, schließen. Ein spanischer Industrieller, CIE-Automotive, soll interessiert sein, was aber mehr als 200 der 365 Mitarbeiter im Regen stehen lassen würde.

Zusätzlich zu diesem Arbeitsplatzabbau sind in der Region mehr als 6.000 Arbeitsplätze durch die vollständige oder teilweise Liquidation dieser Unternehmen bedroht, mit allen Konsequenzen, die man sich für die Bevölkerung vorstellen kann.

Die Arbeiter der SAM-Gießereien in Viviez kämpfen seit dem 9. März mit der Besetzung des Geländes gegen die Schließung. In diesem ehemaligen Bergbaugebiet von Decazeville, wo der Klasseninstinkt noch lebendig ist, kommt in der Tat eine Wut ohne Illusionen zum Ausdruck und macht eine CGT-Gewerkschaftsführung mit ihren Plänen zur Reindustrialisierung etwas fassungslos. Auf der Suche nach hypothetischen Versprechen für Aufträge von Renault, dem Hauptauftraggeber, würde ein einfacher Anruf bei der CGT von GM&S in La Souterraine genügen, um herauszufinden, was es mit Versprechen des Konzerns an seine Subunternehmer auf sich hat.

Am 23. März fand in Decazeville zum dritten Mal innerhalb von zwei Monaten eine Demonstration von mindestens 3.200 Menschen statt, an der die Gießereiarbeiter, die Bewohner und die gewählten Vertreter der Gegend teilnahmen. Nach dem Vorbild des Kollektivs, das sich gegen die Schließung des Entbindungskrankenhauses gebildet hatte, wurde ein „Kollektiv ‚alle gemeinsam‘“ gegründet. Die Arbeiter der SAM-Gießereien beteiligen sich aktiv an der Entwicklung der Solidarität mit den Arbeitern von Bosch-Rodez und der örtlichen Bevölkerung bei den bedrohten Arbeitsplätzen.


Der Weg des Kampfes der Arbeiter von Bosch in Onet-le-Château: Am 19. März fand in Rodez ein Dreiertreffen zwischen den Gewerkschaften, der Bosch-Geschäftsführung und dem Industrieminister unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt, weit weg von den Pfiffen der 1.200 wütenden Mitarbeiter, die sich auf Aufruf der CGT mit Unterstützung der SAM-Arbeiter versammelt hatten. Für den deutschen Konzern, der mit dem Rückgang des Automobilmarktes und der Notwendigkeit der Umstellung auf kohlenstofffreien Verkehr argumentiert, ist das nicht seine erste Verhandlung mit B. Le Maire und den Gewerkschaften. Es steht eine neue Verhandlungsrunde in Aussicht: Die Opferung von 750 der 1.300 Arbeitsplätze gegen null erzwungene Kündigungen mit der Fata Morgana von Konversionsprojekten für die verbleibenden 500 Arbeitsplätze bis 2025 in Wasserstoff, Luftfahrt, Uhrenindustrie… Ein neues Bridgestone! (Wo die Arbeiter ebenfalls mit Versprechungen getäuscht wurden; Anmerkung d. Übers.)

Am Montag, dem 8. März 2021, war die Ankündigung der Schließung ein Schlag. Aber die Arbeiter legten spontan von sechs bis elf Uhr die Arbeit nieder und fragten die Gewerkschaften (CGT, CFE-CGC, SUD) nach ihrem Standpunkt.

Die Gewerkschaftsführungen schrien „Verrat“, obwohl sie alle früher einmal „Jobs gegen Lohn„-Verträge unterzeichnet hatten! In den Jahren 2007 und 2013 hatten SUD und die CGT 1) eine Vereinbarung über Wettbewerbsfähigkeit unterzeichnet, die von Hollande, der den Standort besuchte, als Modell bezeichnet wurde. Dabei wurden 10 Tage RTT 2), das Einfrieren von Gehältern, 10 Tage Mehrarbeit ohne Zuschläge und 112 Früh-Verrentungen als Opfer gebracht, im Austausch für eine zweite Linie von Injektoren der neuen Generation. Und 2018 ein „Abkommen à la Macron“, das diesmal von SUD, CFDT und CFE-CGC unterzeichnet wurde und sich damit dem Willen des Konzerns unterwirft, die Mitarbeiter mit einem Opfer von 1.000 € pro Person und Jahr zu 50 % an den Kosten des Einbruchs der Auftragseingänge zu beteiligen.

Mit diesem neuen Schlag im Jahr 2021, dem Auftakt zu einer angekündigten Schließung, besteht kein Zweifel, dass für die Arbeiter „das Vertrauen in Bosch dahin“ ist. Die Gewerkschaftsführer, die lokalen Mandatsträger und die Regierung versuchen ihrerseits gemeinsam, Bosch zu überzeugen, eine weitere Lösung vorzuschlagen, „um so viele Arbeitsplätze wie möglich zu retten“.

Ein Arbeiter, der das allgemeine Empfinden der Arbeiter wiedergab, zögerte nicht, in den Medien zu erklären: „Mit diesem Plan ist mir der Standort (Bosch) Rodez egal, das ist sein Tod“.

Die Wut der Arbeiter hält sich noch in Grenzen. Bis wann?

(übersetzt aus „La Forge“ 04/2021, Zeitung der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs, PCOF)

Anmerkungen:

1) SUD = Solidaires Unitaires Démocratiques: Gewerkschaftsdachverband, der seinen Namen vielen Gewerkschaften, die Mitglied der „Union syndicale Solidaires“ sind, verleiht.

CGT = Confédération générale du travail: 1895 gegründeter, urspünglich sozialistischer (später unter revisionistischer Führung stehender) Gewerkschaftsdachverband.

2) RTT = Réduction du temps de travail: Kurzarbeit