Mobilfunk-Veranstaltung in Kempten

Am 24. Oktober fand in den Räumen der „Aktiven Schule
Allgäu“ ein Infoabend der Mobilfunk-Initiative Kempten-West statt. Der
Veranstaltungsraum war ziemlich groß, eine Art Aula, und trotzdem war er bis
auf den letzten Platz besetzt. Es wurden sogar noch Stühle herein getragen. Die
Annahme, gegen die inflationäre Errichtung von Sendemasten werde nur auf dem
flachen Land gekämpft, ist also falsch.

Hintergrund für die Gründung der Mobilfunk-Initiative
Kempten-West: Vor einigen Monaten wurde auf dem Gebäude der Sparkasse Allgäu in
der Lindauer Straße, mitten in einem Wohngebiet, eine Sendeanlage von T-mobile
errichtet, die noch nicht in Betrieb ist. Bald bildete sich eine
Bürgerinitiative und die Anwohner wehrten sich mit Briefen, Unterschriftslisten
und einer Kundgebung vor dem Sparkassengebäude. Die Sparkasse Allgäu hat
inzwischen kalte Füße bekommen – wohl auch, weil sie das Abspringen von Kunden befürchtet
– und will wieder aus dem Vertrag mit T-mobile heraus.

Redner auf der Veranstaltung waren zwei Mitbegründer der
Mobilfunk-Initiative und ein Arzt, der in Kempten und Umgebung eine
Ärzteinitiative gegründet hat. Interessant war, dass einer der Initiatoren
erzählte, er hätte vor einem Jahr noch ein neues UMTS-Handy gekauft und sei
ganz begeistert von der Technik gewesen. Als aber gegenüber seiner Wohnung
plötzlich ein Mobilfunkmast stand, hätte er sich näher mit den Risiken der
Technik befasst und das hätte ihn jetzt dazu gebracht, gegen den Masten zu
kämpfen. Er sei auch heute nicht grundsätzlich gegen Mobilfunk, sondern eben
nur gegen diese gesundheitsgefährdende Technik, die heute eingesetzt werde.

Dazu möchte ich einige Bemerkungen machen: Sicher ist es so,
dass in den Reihen der Mobilfunk-Gegner Menschen sind, quasi
„Fundamentalisten“, die in der Mobilfunktechnik generell Teufelszeug sehen. Das
geht soweit, dass manche behaupten, die Mikrowellenstrahlen würden absichtlich
dazu benutzt, die Menschen zu bestrahlen, um ihre Gehirne zu manipulieren. Das
ist natürlich weit hergeholt.

Wir Kommunisten müssen das Thema Mobilfunk im Kontext der
gesellschaftlichen Realität, im Kontext der Herrschaft kapitalistischer
Monopole über Gesellschaft und Staat sehen. Es ist da auch kein Zufall, dass
gerade einige der größten Wirtschaftsmonopole, Siemens und die deutsche
Telekom, aus dieser Technik Profite ziehen. Die Möglichkeit, schnurlos
telefonieren, e-mails schreiben etc. zu können ist ja an sich nichts Schlechtes,
hat tatsächlich etwas technisch Faszinierendes an sich – und nicht umsonst
begeistert sich gerade die Jugend dafür. Andererseits gibt es hunderte,
vielleicht sogar tausende wissenschaftlicher Studien, welche die
Gesundheitsschädlichkeit gepulster Mikrowellenstrahlungen nachweisen. Und hier
kommt nun das Spezifische, das sozusagen Kriminelle der kapitalistischen
Profiwirtschaft zum Tragen. Anstatt diese Erkenntnisse ernst zu nehmen und nach
Alternativen zu suchen, wird stur weitergemacht, werden tatsächlich in
krimineller Weise Erkenntnisse unterdrückt, Kritiker lächerlich gemacht, werden
ohne Rücksicht Mobilfunknetze weiter ausgebaut und Handys massiv beworben. Man
sagt nicht umsonst: Profit geht über Leichen. Der Staat hilft kräftig mit, in
dem er die Grenzwerte für Mobilfunkstrahlung hoch hält, Mittel für eigene
Untersuchungen zurückhält und die Errichtung von Mobilfunksendern weitgehend
genehmigungsfrei lässt.

Es lassen sich hier gut Parallelen zur so genannten
„friedlichen Nutzung der Kernenergie“ ziehen. Zuerst wurden diejenigen, die vor
den Gefahren für Gesundheit und Leben warnten und gegen den Bau der AKWs
demonstrierten, als Spinner und Chaoten abgetan. Das „Restrisiko“ für einen
GAU, so hieß es, läge bei weniger als eins zu einer Million. Als aber dann der
Beinahe-GAU in Harrisburg (USA) und der GAU in Tschernobyl passierten, sah die
Menschheit die Gefahr und die vielen Toten und Verstrahlten.

Bei der Mobilfunktechnik sind die Gesundheitsschäden noch
schwieriger nachzuweisen, weil sie unter anderem noch vielfältiger sein können
und erst im Laufe der Zeit auftreten. Trotzdem gibt es auch schon jetzt
Studien, die Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen, die in der Nähe von
Mobilfunksendern leben, nachweisen (z.B. die Naila-Studie).

Der Kampf gegen Mobilfunksender ist ein wichtiger Teil des
Kampfes der Menschen gegen kapitalistische Umweltzerstörung und
Gesundheitsgefährdung. Deshalb unterstützen wir ihn nach Kräften.                 

S.N.